16.09.2024 06:30:34 - dpa-AFX: HINTERGRUND/Versuchtes Trump-Attentat: Was wir wissen und was nicht

WASHINGTON/WEST PALM BEACH (dpa-AFX) - Zunächst berichtete Donald Trumps
Wahlkampfteam von Schüssen "in der Nähe" des früheren US-Präsidenten
- dann meldete sich das FBI zu Wort: Die US-Bundespolizei geht von
einem versuchten Attentat auf den aktuellen Präsidentschaftskandidaten der
Republikaner aus. Der 78-Jährige blieb bei dem Vorfall in seinem Golfclub in
West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida unverletzt, ein Verdächtiger wurde
festgenommen. Viele Fragen sind noch offen.

Was wir wissen:

* Der Vorfall: Trump spielte am Sonntagnachmittag Golf in seinem Club in
West Palm Beach, als ein Personenschützer des Secret Service einen Gewehrlauf
aus dem mit Büschen umpflanzten Zaun des Golfplatzes herausragen sah. In der
Folge fielen Schüsse. "Wir sind uns im Moment nicht sicher, ob die Person in der
Lage war, auf unsere Agenten zu schießen. Aber mit Sicherheit waren unsere
Agenten in der Lage, die Person anzugreifen", sagte ein Vertreter des Secret
Service bei einer Pressekonferenz.

* Die Flucht: Der Verdächtige ergriff nach Angaben der Polizei mit einem
Auto die Flucht. Ein Zeuge habe ihn dabei allerdings beobachtet und der Polizei
so helfen können, das Auto und den Mann zu identifizieren. Der Verdächtige wurde
kurze Zeit später auf einer Autobahn in der Nähe des Tatorts festgenommen, wie
der Sheriff von Palm Beach County Sheriff, Ric Bradshaw, sagte.

* Der Tatort: Trumps Golfclub ist von einem Zaun umgeben, davor stehen
meterhohe Büsche und Bäume. Die Polizei sperrte einen Bereich direkt an einer
Straße ab - mutmaßlich der Ort, an dem sich der Mann positioniert hatte. Der
Polizei zufolge ließ er dort ein Sturmgewehr vom Typ AK-47 mit einem
Zielfernrohr zurück. Die Sicherheitskräfte fanden außerdem zwei Rucksäcke und
eine Kompaktkamera.

* Der Verdächtige: Bisher hat die Polizei die Identität des Mannes nicht
öffentlich gemacht. US-Medien berichten unter Berufung auf Polizeiquellen, dass
es sich um einen 58 Jahre alten Mann handele, der als selbstständiger
Bauunternehmer im US-Bundesstaat Hawaii arbeite.

Was wir nicht wissen:

* Das Motiv: Die Ermittler machten zunächst keine offiziellen Angaben zu dem Verdächtigen und seinen Beweggründen. US-Medien berichten allerdings, dass der
Mann sich in sozialen Netzwerken häufig politisch geäußert habe und vor allem
die von Russland angegriffene Ukraine unterstütze - deren wichtigster
Verbündeter wiederum die US-Regierung unter Präsident Joe Biden ist. Er habe
versucht, Ausländer dafür anzuwerben, in der Ukraine zu kämpfen. Es ist völlig
offen, ob dies etwas mit dem Geschehen am Golfplatz zu tun hat. Dem Sender CNN
zufolge äußerte sich der Mann im Netz auch kritisch über Trump, der stets
behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden.

* Das Vorgehen: Trump hat als Präsidentschaftskandidat keinen öffentlichen
Terminplan wie etwa der amtierende Präsident Joe Biden. Es ist also unklar,
woher der Verdächtige wusste, dass Trump an diesem Tag in seinem Golfclub sein
würde, wenn er es denn tatsächlich auf den Politiker abgesehen hatte. Trump
spielte am Sonntagnachmittag mit dem Immobilieninvestor und Parteispender Steve
Witkoff Golf. US-Journalisten merkten an, dass es für Anwohnerinnen und Anwohner
nicht zu übersehen sei, wenn Trump mit seiner Autokolonne von seinem nur wenige
Kilometer entfernten Anwesen Mar-a-Lago nach West Palm Beach fahre.

* Die Gefahr: Der Verdächtige war nach Angaben der Polizei nur wenige
hundert Meter von Trump entfernt. Es ist unklar, wie nach dem Attentat auf den
Republikaner vor zwei Monaten in Pennsylvania erneut ein Bewaffneter so nah ihn
herankommen konnte. Klar ist aber, dass ein Präsidentschaftskandidat und
früherer Präsident weniger Secret-Service-Schutz genießt als ein amtierender
Präsident./nau/DP/zb

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