07.05.2024 18:51:10 - dpa-AFX: POLITIK/Lauernde Raubtiere auf Harmoniekurs: CDU-Bär, CSU-Löwe und die K-Frage

BERLIN (dpa-AFX) - Berliner Bär, bayerischer Löwe und die K-Frage als weißer
Elefant: CDU-Chef Friedrich Merz hat mit einem vieldeutigen Gleichnis das nicht
immer ganz entspannte Machtverhältnis zwischen ihm und CSU-Chef Markus Söder
beschrieben. Nach dem umjubelten Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten
auf dem Berliner CDU-Parteitag übergibt Merz Söder am Dienstag einen Berliner
Bären im neuen CDU-Farbton Türkis.

Er wolle damit auch etwas aussagen, sagt Merz: "Der bayerische Löwe und der
Berliner Bär sind bekanntermaßen zwei Raubtiere. Der Löwe ist ein bisschen
leichter, etwas kleiner. Er wiegt bis zu 250 Kilo, hat als männliches Wesen eine
starke Mähne." Unter dem Applaus der Delegierten setzt er nach: "Der Bär ist
etwas größer. Er wiegt bis zu 900 Kilo." Und eines sei klar: "Löwe und Bär legen
sich in der Regel nicht miteinander an. Das bekommt dem einen nicht und dem
anderen nicht. Deswegen gehen sie sich eigentlich, wenn es um die Verteidigung
von Jagdgebieten geht, aus dem Weg."

Aber es gebe eine Gemeinsamkeit, sagt Merz verschmitzt in den Jubel der
Delegierten hinein: "Allen anderen sei herzlich und dringend anempfohlen, sich
weder mit dem einen noch mit dem anderen anzulegen."

Bis zu dieser denkwürdigen Szene vor dem riesigen Bühnenbild in der neuen
CDU-Farbe "Wick-blau" (Söder) hatten die Delegierten mehr als sechs Stunden zähe
Antragsarbeit hinter sich. Schon zu Beginn der Rede kommt Söder auf die K-Frage
zu sprechen: "Natürlich ist ein CDU-Parteivorsitzender immer Favorit." Und
beinahe wie eine Entschuldigung für seinen Umgang mit dem damaligen
Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet von 2021 und seine Verantwortung zum
Entstehen der Ampel fügt er hinzu: "Ich verspreche euch, an mir wird der Erfolg
2025 nicht scheitern." CDU und CSU würden die nächste Bundestagswahl zusammen
rocken und die Ampel ablösen.

Söder nutzt seine Rede aber auch, um sich von Merz abzugrenzen. Unter dem
Applaus der CDU-Delegierten erteilt er einmal mehr einer Koalition mit den
Grünen eine Absage: "Ich weiß nicht, ob die Mehrzahl unserer Wähler es als
wirklichen Segen verstehen würde, wenn wir die Ampel und die Grünen, die die
Ampel ehrlicherweise inhaltlich schon ziemlich dominieren, wenn diese Ampel dann
in Form der Grünen eine Verlängerung bekommt." Das ist in der Union aber nicht
unumstritten. Besser gesagt: Merz ist strikt dagegen.

Die K-Frage hatte schon am Montag auf dem Parteitag indirekt eine Rolle
gespielt: Als Merz mit fast 90 Prozent als Parteichef bestätigt wird, werten
viele in der CDU als Rückenwind. Genauso ist klar: Die K-Frage könnte bis zum
verabredeten Entscheidungstermin im Herbst erneut aufflammen - auch weil die
persönlichen Umfragewerte von Merz bislang deutlich hinter denen von Söder und
Wüst bleiben. Bär und Löwe - ob es am Ende doch noch zum Kräftemessen
kommt?/bk/had/DP/zb

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