07.05.2024 15:24:17 - dpa-AFX: AUSBLICK: Brenntag dürfte weniger verdienen - niedrigere Preise belasten

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag legt am
Dienstag (14. Mai) seine Zahlen für das erste Quartal 2024 vor.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN:

Brenntag leidet momentan unter einer schwächeren Nachfrage. Das sorgte schon 2023 für einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Auch für das laufende
Jahr geht Konzernchef Christian Kohlpaintner von einem herausfordernden
Geschäftsumfeld aus. Dieses werde von geopolitischen Unsicherheiten und
makroökonomischen Herausforderungen geprägt, sagte er bei Vorlage der
Jahreszahlen 2023 im März. Hinzu komme der ungewisse Ausgang von wichtigen
politischen Wahlen. Gleichzeitig dürfte sich aber die Gesamtnachfrage
verbessern. Bereits im Jahresverlauf 2023 habe das Brenntag-Management eine
leichte, schrittweise Erholung der Absatzmengen gesehen.

Das erste Quartal sei in den beiden Geschäftsbereichen unterschiedlich
angelaufen, sagte Kohlpaintner. Es gebe bei den Industriechemikalien ordentliche
Volumenzuwächse in Nordamerika, aber auch in Europa. Im Geschäft mit
Spezialitäten sei diese Volumenbelebung aber noch nicht zu sehen. Auch in Asien
und China habe der Konzern in den ersten beiden Monaten noch keine erhebliche
Trendwende erlebt.

Für das laufende Jahr rechnet Brenntag im schlechtesten Fall mit einem
leichten Rückgang des operativen Ergebnisses. Für den bereinigten Gewinn vor
Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (operatives Ebita) peilt der
Konzern 1,23 bis 1,43 Milliarden Euro an.

Um die Kosten zu senken, hatte der Vorstand im Sommer weitere Maßnahmen
eingeleitet. Das Unternehmen schloss 25 Standorte und baute mehr als 400 Stellen
ab. Bereits bis Ende 2022 waren mehr als 1300 Jobs gestrichen und 100 Standorte
geschlossen worden. Insgesamt will Brenntag bis 2027 auf Jahressicht 300
Millionen Euro einsparen. Die Einmalkosten hatte das Unternehmen auf 250
Millionen Euro beziffert.

Derweil treibt der Konzern die Entflechtung seiner beiden Sparten voran. Die Geschäfte mit Prozesschemikalien (Essentials) sowie mit Spezialitäten für
bestimmte Branchen (Specialities) sollen bis 2026 eigenständig aufgestellt
werden. Brenntag erwartet durch die Eigenständigkeit der beiden Bereiche
deutliche Effizienzsteigerungen und Einsparungen bei den Verwaltungskosten, den
Ausgaben sowie in der Lieferkette.

Besonders das Spezialitätengeschäft soll sich dadurch besser entwickeln. Der Bereich liegt Kohlpaintner zufolge hinter den Wettbewerbern zurück, diese Lücke
will er schließen. Danach will das Management verschiedene strategische Optionen
prüfen. Ob es zu einer Aufspaltung kommt, ist noch offen.

Der Chemikalienhändler ist in das Visier aktivistischer Investoren geraten.
Sie hatten auf eine Aufspaltung in die beiden Bereiche für Spezial- und
Basischemikalien gedrängt. Dabei machte vor allem der britische Finanzinvestor
Primestone auf sich aufmerksam. Dieser und der US-Hedgefonds Engine Capital
erhoffen sich dadurch eine schnelle Wertsteigerung.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:

Laut einer von Brenntag in Auftrag gegebenen Erhebung erwarten Analysten für das erste Quartal im Schnitt einen Umsatz von knapp 4,3 Milliarden Euro, knapp
sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis
(Ebitda) soll um rund 14 Prozent auf rund 361 Millionen Euro zurückgegangen
sein. Unter dem Strich dürfte der auf die Aktionäre anfallende Gewinn sogar um
gut ein Viertel auf rund 157 Millionen Euro gesunken sein.

Analyst Christian Obst von der Baader Bank erwartet einen verhaltenen
Jahresstart. Die Nachfrage sollte sich nur leicht belebt haben. Zudem dürfte
sich das Unternehmen mit einem gewissen Preisdruck und Kostensteigerungen
konfrontiert sehen. Dies gelte besonders für die Sparte Essentials. Die zweite
Jahreshälfte müsse bei beiden Kennziffern eine gewisse Verbesserung bringen,
damit das Unternehmen seine Jahresprognose erfüllen kann.

Analystin Isha Sharma vom Investmenthaus Stifel erwartet einen anhaltenden
positiven Trend bei den Mengen. Dies dürfe jedoch nicht genügen, um den
Preisdruck auszugleichen. Brenntag habe in der Vergangenheit von einem günstigen
Rohertrag pro Einheit profitiert, da Chemielieferanten Schwierigkeiten gehabt
hätten, Mengen zu platzieren und eigene Lagerbestände abzubauen. Mit dem Ende
des Lagerabbaus und der lediglich allmählichen Verbesserung der Mengen sei es
damit nun vorbei. Während die Expertin mit ähnlichen Margen wie im Vorquartal im
Geschäftsfeld Specialities rechnet, geht sie im Bereich Essentials von einem
weiteren Rückgang aus./mne/stw/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BRENNTAG SE NA O.N. A1DAHH Frankfurt 69,500 20.05.24 15:54:47 -0,040 -0,06% 69,280 69,520 69,960 69,540

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