07.05.2024 14:04:58 - dpa-AFX: ROUNDUP: Hensoldt schreibt trotz Rüstungsboom erneut rote Zahlen

TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen
lassen die Auftragsbücher des Rüstungselektronik-Konzerns Hensoldt
weiter anschwellen. Auch dank der Bestellung eines neuen
Flugabwehrsystems für die Bundeswehr erreichte der Auftragsbestand des
Unternehmens im ersten Quartal einen Rekord. Der Umsatz ging hingegen zurück,
wie Hensoldt am Dienstag in Taufkirchen bei München mitteilte. Trotz einer
höheren Marge im Tagesgeschäft schrieb der Radarspezialist unter dem Strich
erneut rote Zahlen.

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einigem Auf und Ab quittiert: Die
Hensoldt-Aktie gewann am Vormittag zeitweise gut anderthalb Prozent an Wert.
Dann sackte ihr Kurs um fast drei Prozent ins Minus. Am frühen Nachmittag
gehörte das Papier mit einem Abschlag von 1,1 Prozent auf 37,88 Euro zu den
größten Verlierern im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte.

Dabei hatte Hensoldt im ersten Quartal erneut von der Aufrüstung westlicher
Streitkräfte profitiert. Das Unternehmen holte Bestellungen über 665 Millionen
Euro herein und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Dadurch wuchs der
Auftragsbestand seit dem Jahreswechsel um gut sechs Prozent auf fast 5,9
Milliarden Euro.

Dazu trugen Großaufträge im Geschäft mit Sensoren bei - wie dem neuen
Luftverteidigungssystem, das Hensoldt zusammen mit den Rüstungskonzernen
Rheinmetall und Diehl anbietet. Hinzu kamen Aufträge für das
Nahbereichsradar TRML-4D, das auch im Flugabwehrsystem Iris-T SLM von Diehl
Defence in der Ukraine zum Einsatz kommt.

Im ersten Quartal erzielte Hensoldt einen Umsatz von 329 Millionen Euro und
damit knapp drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dennoch wuchs der um
Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda)
um knapp elf Prozent auf 33 Millionen Euro. Unter dem Strich verringerte sich
der Verlust im Jahresvergleich um rund ein Viertel auf 15 Millionen Euro.

Der neue Vorstandschef Oliver Dörre zeigte sich zuversichtlich, dass
Hensoldt seinen Umsatz von 1,85 Milliarden im Vorjahr auf rund 2,3 Milliarden
Euro im laufenden Jahr steigern wird. Dazu beitragen soll Geld aus dem
sogenannten Sondervermögen für die Aufrüstung der Bundeswehr, für das
Deutschland zusätzliche Schulden aufnimmt.

Die Hensoldt-Spitze hatte für 2024 zunächst einen Umsatz von rund zwei
Milliarden Euro als Ziel ausgegeben, ihre Prognose nach der Übernahme des
Elektronikspezialisten ESG jedoch Anfang April angehoben. Dabei sollen 18 bis 19
Prozent der Erlöse als bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
übrig bleiben, wenn man Geschäftsvolumen mit geringem Wertschöpfungsanteil
herausrechnet.

Branchenexperte David Perry von der US-Bank JPMorgan kritisierte den Konzern jedoch für eine "schwache Ergebnisqualität". Die von Hensoldt definierten
bereinigten Kennzahlen ließen hohe Sondereffekte außer Betracht. Der starke
Auftragseingang untermauere zwar seine sehr optimistische Einschätzung des
Rüstungsbooms, schrieb Perry. Es gebe aber bessere Möglichkeiten, davon zu
profitieren.

Der Analyst hält auch die Bewertung der Hensoldt-Aktie für zu üppig.
Gemessen am jüngsten Aktienkurs wird das bayerische Unternehmen an der Börse mit
rund 4,4 Milliarden Euro bewertet./stw/ag/mne/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
HENSOLDT AG INH O.N. HAG000 Frankfurt 38,960 17.05.24 19:59:55 +0,180 +0,46% 0,000 0,000 38,660 38,960

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