30.04.2024 16:38:13 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Verkaufs-Krimi bei Paramount eskaliert mit Chefwechsel

(neu: Aktienkurs, weitere Details)

LOS ANGELES (dpa-AFX) - Von Paramount kamen fesselnde Blockbuster wie "Der
Pate" - jetzt sorgt der Hollywood-Konzern mit einem Verkaufs-Krimi selbst für
Drama. Am Montag wurde der langjährige Chef Bob Bakish inmitten von
Verkaufsverhandlungen durch ein Manager-Trio ersetzt. Die Turbulenzen könnten
beeinflussen, was künftig an Filmen und Serien aus dem Hause Paramount zu
erwarten ist.

Der Medienriese, zu dem das traditionsreiche Hollywood-Studio sowie
TV-Sender wie CBS, MTV und Nickelodeon gehören, hat ein Fusionsangebot der
Film-Produktionsfirma Skydance vorliegen. Darüber gibt es jedoch laut
Medienberichten Streit zwischen Investoren und der wichtigsten Aktionärin Shari
Redstone. Ihr Vater Sumner Redstone hatte das Medienimperium aufgebaut, das sie
nach dessen Tod unter dem Paramount-Dach vereinte. Medienberichten zufolge
fühlen sich einige Anteilseigner durch das Skydance-Angebot benachteiligt - was
zuletzt auch für Spannungen zwischen Bakish und Shari Redstone gesorgt habe.

Für Zündstoff bei dem Deal sorgt die Aktien-Struktur. Es gibt rund 41
Millionen Aktien mit Stimmrechten - und mehr als 600 Millionen ohne. Von den
Stimmrechts-Aktien liegen gut 31 Millionen bei Shari Redstone. Ihr Anteil ist
also mehr als ausreichend, um die Kontrolle über den gesamten Konzern zu
bekommen.

Genau davon will Medienberichten zufolge Skydance profitieren. Demnach sah
der erste Plan von Skydance-Besitzer David Ellison vor, zunächst für rund zwei
Milliarden Dollar Redstones Holding National Amusements zu kaufen, bei der auch
ihre Paramount-Aktien mit Stimmrechten liegen. Als zweiten Schritt sollte dann
laut den Berichten der inzwischen unter Ellisons Kontrolle stehende
Paramount-Konzern Skydance erwerben, für einen Kaufpreis von fünf Milliarden
Dollar in Form von Aktien. So hätte Ellison die Macht über Paramount und die
beiden Firmen wären unter einem Dach - ohne viel Geld für die Aktien ohne
Stimmrechte ausgeben zu müssen.

Die Besitzer der stimmrechtslosen Aktien kritisierten Medienberichten
zufolge, dass das Vorhaben die Redstone-Familie bevorzuge. Übers Wochenende soll
Skydance das Angebot für sie nachgebessert haben. Paramount liegt demnach auch
ein 26 Milliarden Dollar schweres Angebot der Finanzfirma Apollo vor, bei dem
angeblich auch der Hollywood-Rivale Sony ins Boot will. Bis
Anfang Mai werde aber exklusiv mit Skydance verhandelt.

Skydance brachte Paramount unter anderem Geld als Co-Produzent des
Kassenhits "Top Gun: Maverick". Ellison solle den Plänen zufolge nach der Fusion
die Führung bei Paramount übernehmen, hieß es. Sein Vater Larry Ellison, der
milliardenschwere Gründer der Software-Firma Oracle , wolle bei
der Finanzierung des Deals helfen, berichtete der US-Sender CNBC.

Unter der Führung von Bakish landete Paramount mehrere Kinohits und machte
gute Geschäfte mit Werbung rund um das American-Football-Finalspiel Super Bowl.
Zugleich nahm der Konzern hohe Verluste beim Aufbau seines Streaming-Dienstes
Paramount+ in Kauf. Im vergangenen Quartal stieg die weltweite Nutzerzahl von
Paramount+ auf gut 71 Millionen. Der Dienst brachte aber immer noch einen
operativen Verlust von 286 Millionen Dollar ein.

Insgesamt steigerte Paramount im vergangenen Quartal den Konzernumsatz im
Jahresvergleich um 5,8 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden Dollar. Zugleich gab es
unterm Strich einen Verlust von 554 Millionen Dollar nach rund 1,12 Milliarden
Dollar Minus im Vorjahresquartal.

Anleger stimmten die Zahlen und der Führungswechsel skeptischer: Der
Aktienkurs gab im frühen US-Handel am Dienstag zeitweise um rund drei Prozent
nach. Dem "Wall Street Journal" zufolge macht sich Paramount schon Gedanken über
Maßnahmen für den Fall, dass kein Übernahmedeal zustande kommt. Demnach wird
überlegt, die Kosten um zwei Milliarden Dollar zu senken, unter anderem durch
den Verkauf einiger US-Sender. Auch werde erwogen, den Streaming-Dienst mit
Exklusiv-Serien wie "Yellowjackets" und "From" als Gemeinschaftsfirma zu
betreiben. Ein Bruch der Beziehung mit Skydance könnte Folgen für das
Filmangebot haben: Denn Ellisons Firma mischte nicht nur beim neuen "Top Gun"
mit, sondern unter anderem auch bei "Mission: Impossible" und "Transformers".
Anderswo in der Branche schlagen Sparmaßnahmen bereits auf das Programm durch:
Beim Konkurrenten Disney gab Chef Bob Iger an, weniger und
günstigere Serien und Filme zu produzieren, um den Streaming-Dienst aus den
roten Zahlen zu kriegen.

Das neue Führungstrio besteht aus CBS-Chef George Cheeks, Filmstudio-Boss
Brian Robbins sowie Chris McCarthy, der die Sender Showtime und MTV führt. Bei
der üblichen Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen am
Montag ließen die drei Top-Manager keine Fragen zu, sondern beschränkten sich
auf kurze Stellungnahmen. Nach weniger als zehn Minuten war es vorbei - und zum
Ausklang gab es die Titelmusik aus "Mission: Impossible"./so/DP/jha
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Walt Disney Company (The) 855686 NYSE 102,890 15.05.24 21:07:26 -2,460 -2,34% 102,880 102,900 105,620 105,350
Oracle Corp 871460 NYSE 121,555 15.05.24 21:07:21 +0,685 +0,57% 121,550 121,570 120,170 120,870
SONY GROUP CORP. 853687 Frankfurt 76,500 15.05.24 17:19:15 +1,920 +2,57% 76,200 76,940 76,160 74,580

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