30.04.2024 11:16:54 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Mercedes-Benz mit überraschend schwachem Jahresstart - Aktie sackt ab

(neu: Kurs aktualisiert, Aussagen Finanzchef.)

STUTTGART (dpa-AFX) - Der Autobauer Mercedes-Benz hat wegen
Problemen in den Lieferketten und Modellwechseln zum Jahresstart schwächer
abgeschnitten als gedacht. Vor allem der Absatzrückgang bei den lukrativen
Top-Modellen wie der S-Klasse fiel beim Gewinn im ersten Quartal ins Gewicht.
Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Verkaufsmix wieder in Richtung
teurere Autos verschieben und damit Schub liefern, wie es am Dienstag von den
Stuttgartern hieß. Das Management um Chef Ola Källenius sah dennoch keinen
Grund, von den Jahresprognosen abzurücken. Die Aktie gab am Dax-Ende spürbar
nach.

Am Vormittag ging es um 3,8 Prozent auf 71,98 Euro nach unten. Analyst Tom
Narayan von der kanadischen Bank RBC wähnte die Profitabilität der Pkw-Sparte
deutlich unter den durchschnittlichen Analystenerwartungen. Allerdings dürften
große Profi-Investoren bereits damit gerechnet haben. Die Aussagen zum Ausblick
seien beruhigend, konstatierte UBS-Experte Patrick Hummel.

Das Mercedes-Papier hat in diesem Jahr bislang deutlich Aufwind gehabt,
nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2023 eher mau ausgesehen hatte. Vor allem
die neue Marschroute von Mercedes bei Aktienrückkäufen hatte die Investoren im
Februar frohgemut gestimmt. Über das Niveau von 75 Euro kam der Kurs jedoch
nicht nachhaltig hinaus.

Finanzchef Harald Wilhelm sprach in einer Telefonkonferenz von einem
"herausfordernden Quartal". Der Umsatz im ersten Jahresviertel ging um 4,4
Prozent auf 35,9 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern
sackte sogar um knapp 30 Prozent auf 3,86 Milliarden Euro ab. In der wichtigsten
Sparte mit Pkw rutschte die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge
vor Zinsen und Steuern um 5,8 Prozentpunkte auf 9,0 Prozent überraschend
deutlich ab.

Damit sei er nicht glücklich, räumte Wilhelm ein. Im zweiten Quartal habe
der Konzern bereits Möglichkeiten nach oben. Im weiteren Jahresverlauf dürfte
sich die Situation dann spürbar verbessern. Auf Jahressicht peilt das Management
um Ola Källenius hier nach wie vor 10 bis 12 Prozent operative Marge an.

Der Absatzrückgang sowie Modellwechsel im lukrativen Top-Segment belasteten. Mercedes hat in den ersten drei Monaten 462 978 Pkw abgesetzt und damit 8
Prozent weniger als ein Jahr zuvor, vor allem wegen eines schleppenden Laufs in
Asien.

Die Preisdurchsetzung blieb zwar nach Angaben von Mercedes auf einem hohen
Niveau. Weil das Unternehmen aber die Geländewagen der G-Klasse sowie die
E-Klasse und den Kompakt-SUV GLC bei der Tuning-Submarke AMG erneuert, wurden
weniger teure Autos verkauft. Zudem belasteten Lieferengpässe mit
48-Volt-Batterien, für die Mercedes bereits Besserung in Aussicht gestellt
hatte. Das Absatzniveau sollte im ersten Quartal allerdings insgesamt den
Tiefpunkt markiert haben, hieß es.

Das starke Ergebnis bei den Lieferwagen konnte die Schwäche im Pkw-Bereich
nicht vollends kompensieren. Die Van-Sparte brummt zwar noch - sie trägt
allerdings wegen ihrer Größe vergleichsweise wenig zum operativen Ergebnis des
Konzerns bei. Für das Geschäft mit Sprinter und Co. hat Mercedes für den
Jahresverlauf bereits eine schwächere Entwicklung vorhergesagt. Das erste
Quartal biete dahingehend ein komfortables Polster.

Unter dem Strich fuhr Mercedes mit 3,03 Milliarden Euro rund ein Viertel
weniger Konzerngewinn ein. Die Jahresprognosen bestätigte der Autobauer. Es gebe
nach wie vor eine gewisse Unsicherheit, hieß es vom Dax-Konzern. Bei den Pkw
zeichne sich hinsichtlich der aktuellen Lieferengpässe bei den GLC- und
E-Klasse-Modellen Entspannung ab und weitere Verbesserungen werden erwartet. In
Europa sei die Stimmung insgesamt unverändert, während sich in China die
Verfügbarkeit vor allem für die E-Klasse verbessern sollte.

Den Gesamtmarkt China betrachte man derzeit aber mit Vorsicht, hieß es vom
Konzern. Zwar dürften sich die konjunkturellen Probleme langfristig lösen und
die Nachfrage nach Top-Modellen sollte in der Volksrepublik schneller wachsen
als der Gesamtmarkt, sagte Wilhelm. Dennoch laste etwa die Entwicklung des
Immobiliensektors auf dem Markt für teure Autos. Dem könne sich auch Mercedes
nicht komplett entziehen. In den USA sieht der Konzern hingegen eine solide
Dynamik bei Absatz und Nachfrage./men/niw/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. 710000 Xetra 68,060 17.05.24 17:35:39 -0,260 -0,38% 0,000 0,000 68,250 68,320

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