29.04.2024 13:44:00 - dpa-AFX: AUSBLICK/Trotz Triebwerksrückruf: MTU hält Kurs auf operativen Rekordgewinn

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Triebwerkshersteller MTU legt an
diesem Dienstag (30. April) seine Zahlen des ersten Quartals vor.

DAS ERWARTET MTU:

Der Rückruf tausender Getriebefan-Antriebe hält den Münchner Dax-Konzern
weiter in Atem. Zwar hat MTU die geschätzte Sonderbelastung schon
2023 verbucht und deshalb den ersten Jahresverlust der 90-jährigen
Konzerngeschichte erlitten. Ein Großteil der vorzeitigen Checks und Reparaturen
dürfte jedoch 2024 anfallen. Die Wartungsbetriebe sind ohnehin schon gut
ausgelastet, und Ersatzteile müssen erst produziert werden.

Jedes der rund 3000 betroffenen Triebwerke könnte deshalb im schlechtesten
Fall zehn Monate am Boden bleiben, haben die Hersteller Pratt & Whitney und MTU
bisher geschätzt. Im laufenden Jahr müssten Fluggesellschaften weltweit deshalb
in der Spitze etwa 350 bis 400 Airbus-Flugzeuge am Boden lassen,
hatte MTU-Chef Lars Wagner im Februar gesagt. Anfangs war sogar von bis zu 650
Maschinen die Rede gewesen. Im Schnitt der Jahre 2024 bis 2026 sollen weiterhin
etwa 350 Jets ausfallen.

Grund ist ein problematisches Metallpulver, das der MTU-Partner Pratt &
Whitney in den Turbinenscheiben und anderen Teilen verwendet hat. Das
Tochterunternehmen des US-Konzerns RTX führt das
Herstellerkonsortium, das die Antriebe baut. Die Turbinen dieser Reihe treiben
jeden zweiten Jet aus der Airbus-Modellfamilie A320neo an, den meistgefragten
Flugzeugtypen der Welt. Auch beim kleineren Airbus A220 und dem E2-Jet von
Embraer kommt der Getriebefan zum Einsatz.

Für Pratt & Whitney wie MTU ist es die absatzstärkste Modellreihe. RTX hat
die Gesamtkosten des Rückrufs auf 6 bis 7 Milliarden US-Dollar (5,6 bis 6,5 Mrd
Euro) beziffert. Bei MTU fraß die Sonderbelastung von einer Milliarde Euro 2023
den restlichen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 818 Millionen Euro mehr
als auf.

Abseits des Triebwerksärgers erwartet MTU hingegen glänzende Geschäfte. So
rechnet MTU-Chef Lars Wagner für das laufende Jahr bislang mit einem Umsatz von
7,3 bis 7,5 Milliarden Euro. Das wäre mindestens eine Milliarde mehr als im
Vorjahr, wenn man den Getriebefan-Effekt von 2023 herausrechnet. Vom Erlös
sollen diesmal mehr als zwölf Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Sondereffekten (bereinigtes Ebit) übrigbleiben. Das entspricht einem bereinigten
operativen Ergebnis von mehr als 876 Millionen Euro - und wäre ein Rekord.

DAS ERWARTEN ANALYSTEN:

Aus Sicht von Branchenexperten hält der Konzern Kurs auf seine Jahresziele.
Von MTU selbst befragte Analysten rechnen für 2024 im Schnitt mit einem Umsatz
von knapp 7,4 Milliarden Euro, fast 17 Prozent mehr als der bereinigte
Vorjahreswert. Der bereinigte operative Gewinn dürfte nach ihren Einschätzungen
etwa 921 Millionen Euro erreichen. Dies entspricht einer bereinigten operativen
Marge von rund 12,5 Prozent. Beim bereinigten Überschuss erwarten die Analysten
672 Millionen Euro, rund 13 Prozent mehr als 2023.

Im ersten Quartal dürfte jedoch nur der Umsatz deutlich zugelegt haben. Die
Experten erwarten einen Erlös von 1,7 Milliarden Euro, rund zehn Prozent mehr
als ein Jahr zuvor. Der bereinigte operative Gewinn dürfte mit 214 Millionen
Euro etwa auf dem Niveau des ersten Quartals 2023 liegen - ähnlich wie der
bereinigte Nettogewinn von 156 Millionen Euro./stw/niw/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MTU AERO ENGINES NA O.N. A0D9PT Frankfurt 236,300 16.05.24 15:09:43 +1,700 +0,72% 0,000 0,000 236,600 234,600

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