28.04.2024 14:07:14 - dpa-AFX: Unruhe bei Thyssenkrupp Steel: Beschäftigte planen Protestkundgebung

DUISBURG (dpa-AFX) - Mit großer Schärfe haben Arbeitnehmervertreter von
Thyssenkrupp Steel auf die Ankündigung des Mutterkonzerns vom
Freitag reagiert, der Holding EPCG einen 20-Prozent-Anteil zu verkaufen. Die
Nachricht habe eingeschlagen wie eine Bombe, hieß es in einem Samstag
veröffentlichten Flugblatt der IG Metall. "Das ist ein Skandal, denn
Vorstandschef Miguel López und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm haben die
Mitbestimmung einmal mehr umschifft und uns somit bewusst vor den Kopf
gestoßen."

Der Steel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol wird mit den Worten
zitiert: "Wir werden von diesen Herren kein Stück weit mehr informiert, als das
Gesetz es vorsieht. Dies ist für einen traditionell mitbestimmten Konzern wie
den unseren mehr als eine Provokation. Es ist eine kalkulierte Kampfansage."

Der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, kündigte "massiven
Widerstand" der Gewerkschaft an. In der Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns
arbeiten rund 27 000 Menschen, davon 13 000 in Duisburg. Fast alle Standorte
liegen in Nordrhein-Westfalen.

Dienstag Protest-Kundgebung statt Belegschaftsversammlung

Gesamtbetriebsrat und IG Metall hätten daher entschieden, eine für Dienstag
angesetzte Belegschaftsversammlung abzusagen und stattdessen zur Teilnahme an
einer öffentlichen Protestkundgebung vor der Steel-Hauptverwaltung in Duisburg
aufzurufen, teilte der Betriebsrat mit. Sie soll unter dem Motto "Zukunft statt
Kündigung" stehen. "Die 27 000 Beschäftigten im Stahl werden ihren Protest
lautstark zum Ausdruck bringen und um eine gute Zukunft für den Stahl kämpfen",
so der Betriebsrat weiter.

Zur Teilnahme aufgerufen sind auch die Beschäftigten des Stahlhersteller HKM in Duisburg, an dem die Thyssenkrupp-Stahlsparte zu 50 Prozent beteiligt ist.
HKM beschäftigt rund 3000 Menschen. Zu der zunächst geplanten
Belegschaftsversammlung in einem Stadion waren rund 10 000 Beschäftigte erwartet
worden.

Thyssenkrupp Steel hatte vor zwei Wochen einen deutlichen Abbau von
Stahlerzeugungskapazitäten am Standort Duisburg angekündigt, der auch zu einem
weiteren Stellenabbau führen wird. Einzelheiten stehen noch nicht fest. Bei der
ursprünglich geplanten Belegschaftsversammlung sollte es um diese Pläne gehen.

Am Freitag hatte Thyssenkrupp dann mitgeteilt, dass die Stahlsparte ein
Energieunternehmen als Miteigentümer bekommt: die Holding EPCG des tschechischen
Milliardärs Daniel Kretinsky. Zunächst soll EPCG mit 20 Prozent einsteigen. Ziel
ist die Bildung eines selbstständigen Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide
Partner je 50 Prozent halten. Bereits am Freitag hatten sich
Arbeitnehmervertreter kritisch geäußert und die Einhaltung von Tarifverträgen
gefordert, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende März 2026 ausschließen.

SPD-Landtagsfraktion will an Kundgebung teilnehmen

Die Landtagsfraktion der SPD gab am Sonntag bekannt, an der Kundgebung am
Dienstag in Duisburg teilnehmen zu wollen. Man wolle damit "unserer Solidarität
mit den Beschäftigten Ausdruck verleihen", erklärte Fraktionschef Jochen Ott
laut einer Mitteilung. "Es gab Zeiten, da war das Unternehmen ein
Vorzeigebeispiel der betrieblichen Mitbestimmung. Aber diese Zeiten scheinen
vorbei zu sein - und das ist ein Schlag in die Magengrube der
Betroffenen."/tob/DP/he
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THYSSENKRUPP AG O.N. 750000 Xetra 4,859 10.05.24 17:43:00 -0,018 -0,37% 0,000 0,000 4,911 4,859

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