25.04.2024 15:45:27 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Konjunkturschwäche drückt Auftragslage bei Kion - Kursrutsch

(Kursteil aktualisiert, Aussagen aus Interview mit Finanzvorstand ergänzt)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Nachfrage nach Gabelstaplern von Kion
ist zu Jahresbeginn zurückgegangen. Beim Angebot automatisierter
Lagertechnik bekamen die Frankfurter zudem die gesamtwirtschaftlichen
Unsicherheiten zu spüren. Finanzchef Christian Harm gab sich im Gespräch mit der
Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber zuversichtlich mit Blick auf die wichtige
Nachfrage seitens Kunden aus dem Online-Handel: "E-Commerce is back", sagte er
am Donnerstag in Frankfurt. An der Börse quittierten Anleger das Zahlenwerk mit
einem Kursrutsch.

Kion-Papiere notierten zuletzt fast 7 Prozent im Minus und gehörten damit zu den größten Verlierern im MDax . Das Plus der Kion-Aktie seit
Jahresbeginn sank auf 14 Prozent. Auch die Aktien vom ebenfalls im
Mittelwertesegment notierten Konkurrenten Jungheinrich wurden am
Donnerstag in Mitleidenschaft gezogen.

Der Gabelstapler-Hersteller habe insgesamt durchwachsen abgeschnitten,
resümierte Lucas Ferhani vom Analysehaus Jefferies. Sein Kollege Peter
Rothenaicher von Baader Research betonte: Der Auftragseingang sei zwar schwach,
die Profitabilität im Staplergeschäft aber stark, schrieb er in einem ersten
Kommentar. Die unveränderten Jahresziele erschienen gut erreichbar.

2024 will Kion einen Umsatz zwischen 11,2 und 12 Milliarden Euro erzielen,
nach 11,4 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das operative Ergebnis (ber Ebit) soll
zwischen 790 und 940 Millionen Euro liegen und damit im schlechtesten Fall auf
Vorjahresniveau bleiben. Das untere Ende der Spanne werde beibehalten, weil auf
dem Prüfstand stehende Großprojekte einzelne Quartale noch belasten könnten,
sagte das Management in einer Telefonkonferenz mit Analysten am Nachmittag.

Im ersten Quartal stagnierte der Auftragseingang mit gut 2,4 Milliarden Euro quasi auf Vorjahresniveau. Damit blieb er hinter den Erwartungen zurück, während
Umsatz und Gewinn etwas höher ausfielen, als Experten in Analystenhäusern und
Investmentbanken zuvor auf dem Zettel hatten.

Der Umsatz stieg leicht auf 2,86 Milliarden Euro, wobei das Staplergeschäft
auf Basis eines starken Auftragseingangs in den Vorquartalen wuchs und das
längerfristig angelegte Automationsgeschäft zurückging. Vor allem die schwache
Nachfrage aus dem zweiten Halbjahr 2022 machte sich hier nun bemerkbar.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (ber Ebit)
des Konzerns legte um über 45 Prozent auf fast 227 Millionen Euro zu. Unter dem
Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von fast 109 Millionen Euro, nach
gut 72 Millionen Euro im Vorjahr.

In dem bereits seit einiger Zeit problembehafteten Geschäft mit
Automationssystemen gab es dabei erneut einen Tiefschlag: Die Frankfurter
mussten ihr Auftragsbuch um rund 92 Millionen Euro korrigieren, weil
Großaufträge aus dem Vorjahr nicht wie geplant umgesetzt werden können.
Finanzchef Harm betonte im Gespräch, dass Stornierungen nicht ungewöhnlich bei
langfristig angelegten Großprojekten seien.

Um bis 2027 im Automationsgeschäft eine prozentual zweistellige operative
Marge zu erzielen, sei es "zugegebenermaßen noch ein Weg", sagte der Manager.
Aber die Schritthöhe passe. Im ersten Quartal lag die Marge bei 2,6 Prozent und
legte damit nicht nur um 1,5 Prozentpunkte zum Vorjahr zu, sondern die
Profitabilität des Segments war damit auch so stark wie seit dem zweiten Quartal
2022 nicht mehr.

Mehrere Projekte in dem Segment "Supply Chain Solutions" sind in zeitlichem
Verzug und finanziell aus dem Ruder gelaufen - auch weil es bei Kion intern
unter anderem Probleme bei den Abläufen gibt. Darunter fallen beispielsweise die
Abstimmung von Terminplänen, die Einsätze von Teams auf verschiedenen Baustellen
sowie der Organisation und Verfügbarkeit von benötigten Materialien. Ein
substanzieller Anteil der problembehafteten Projekte ist Kion zufolge
mittlerweile abgearbeitet, bis 2025 soll nur noch eins übrig sein.

Zum Jahresstart verbesserte sich der Auftragseingang in dem Segment,
allerdings auf Basis eines sehr schwachen Vorjahresvergleichs. Die Nachfrage
seitens reiner E-Commerce-Anbieter sowie des allgemeinen Waren- und
Lebensmitteleinzelhandels ziehe an, berichtete Kion. Jedoch fielen die
Projektvergaben in den ersten drei Monaten aufgrund makroökonomischer
Unsicherheiten insgesamt noch verhalten aus.

Auch im Staplergeschäft bekam Kion die konjunkturelle Schwäche zu spüren: In den wichtigen Absatzregionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika lagen die
Bestellzahlen lediglich auf Vorjahresniveau. In Amerika gab es sogar einen
Rückgang, während die Bestellungen in Asien stiegen. Allerdings waren große
Flurförderzeuge weniger gefragt als kleinere. Dem Vernehmen nach, hat Kion hier
Marktanteile an die Konkurrenz verloren, zu der vor allem Jungheinrich
aus Hamburg sowie die japanische Maschinenbaufirma Toyota
Industries zählen. Das Kion-Management rechnet mit einer
konjunkturellen Erholung im zweiten Halbjahr 2024./lew/mis/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
JUNGHEINRICH AG O.N.VZO 621993 Xetra 35,320 03.05.24 17:35:26 +0,600 +1,73% 0,000 0,000 34,960 35,320
KION GROUP AG KGX888 Xetra 42,980 03.05.24 17:35:00 +0,480 +1,13% 0,000 0,000 42,800 42,980

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