23.04.2024 09:27:04 - dpa-AFX: AUSBLICK: Deutsche Bank muss sich für Mittelfristziele strecken

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank legt an diesem
Donnerstag (25. April) ihre Zahlen zum ersten Quartal vor.

DAS ERWARTET DAS UNTERNEHMEN:

Nach einem Gewinnrückgang 2023 muss sich die Deutsche Bank strecken, um ihre Mittelfristziele zu erreichen. Erst Anfang Februar hatte Vorstandschef Christian
Sewing den Abbau von 3500 Jobs bis Ende 2025 angekündigt. Darin enthalten sind
800 Stellen, deren Wegfall die Bank bereits im vergangenen Jahr bekannt gegeben
hatte. Mitte März kündigte Sewing dann noch mehr Einsparungen an: Die Bank
arbeite bereits an weiteren Maßnahmen, sagte er bei einer Investorenkonferenz
der US-Bank Morgan Stanley.

Zwar hatte das Jahr dem Manager zufolge "sehr stark begonnen". Allerdings
erwartete er zuletzt eher etwas höhere Belastungen durch drohende
Kreditausfälle. Demnach könnte die Risikovorsorge in diesem Jahr das obere Ende
der erwarteten Spanne erreichen. Die Bank hatte zuletzt mit Rückstellungen in
Höhe von 0,25 bis 0,3 Prozent ihres Kreditbestandes gerechnet.

Hatte die Deutsche Bank wie andere Geldhäuser zuletzt von den stark
gestiegenen Zinsen profitiert, dürfte dieser Rückenwind inzwischen nachlassen.
Dennoch erwartet der Vorstand weiter steigende Erträge. Sie sollen von 28,9
Milliarden Euro im vergangenen Jahr bis 2025 auf rund 32 Milliarden wachsen.
Zudem will Sewing die Rendite auf das materielle Eigenkapital bis 2025 weiterhin
auf mehr als 10 Prozent steigern. Im vergangenen Jahr hatte die Rendite
lediglich bei 7,4 Prozent gelegen.

Für Ärger sorgte zuletzt weiterhin die hauseigene Postbank. Die Übertragung
des Kundengeschäfts auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen
Jahr lief nicht rund. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen,
Baufinanzierungen verzögerten sich, und Menschen mit Pfändungsschutzkonten kamen
zeitweise nicht an ihr Geld heran. Weil sich die Probleme über Monate hinzogen,
schickte die Finanzaufsicht Bafin dem Institut sogar einen Sonderbeauftragten
ins Haus.

Ende März hat die Bank den Rückstau bei kundenkritischen Prozessen nach
eigenen Angaben endlich aufgearbeitet. Mit der Servicequalität sah sich das
Geldhaus jedoch noch nicht am Ziel.

Zudem konnte sich die Bank bis zuletzt nicht mit den Gewerkschaften auf
einen neuen Tarifvertrag für die Postbank-Beschäftigten einigen. Im Fokus steht
dabei auch der Kündigungsschutz: Der Dax-Konzern will bis Mitte
2026 bis zu 250 der 550 Postbank-Filialen schließen und Personal abbauen. Nach
Warnstreiks drohen die Gewerkschaften inzwischen mit unbefristeten Streiks nach
dem 3. Mai.

DAS ERWARTEN ANALYSTEN:

Nach Einschätzung von Branchenexperten muss die Deutsche Bank in diesem Jahr einen weiteren Gewinnrückgang hinnehmen. Von dem Institut selbst befragte
Analysten erwarten einen auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinn von ziemlich
genau 4 Milliarden Euro. Im Jahr 2023 war der Überschuss auf 4,2 Milliarden Euro
gesunken, nachdem er ein Jahr zuvor dank eines milliardenschweren Steuereffekts
auf gut 5 Milliarden Euro gestiegen war.

Für das erste Quartal rechnen Analysten im Schnitt mit einem Überschuss von
rund 1,2 Milliarden Euro und damit vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der
Vorsteuergewinn dürfte von 1,85 auf knapp 2 Milliarden Euro gestiegen sein.

Als Grund dafür zeichnen sich vor allem geringere Betriebskosten ab. Hatten
die bereinigten Kosten vor einem Jahr noch bei 5,4 Milliarden gelegen, erwarten
Analysten diesmal lediglich 5,1 Milliarden Euro. Die Erträge dürften hingegen
nur leicht gestiegen sein und werden bei gut 7,7 Milliarden Euro erwartet. Und
die Bank dürfte den Schätzungen zufolge mit 470 Millionen Euro rund 100
Millionen mehr für Kreditausfälle zurückgelegt haben als im Vorjahreszeitraum.

Von einer Rendite von 10 Prozent auf das materielle Eigenkapital bleibt der
Dax-Konzern 2024 indes voraussichtlich noch weiter entfernt als 2023. Die
Analysten erwarten im Schnitt lediglich 6,8 Prozent. Dass die Bank ihr
Renditeziel 2025 erreicht, halten sie für unrealistisch. Im Schnitt erwarten sie
lediglich 8,0 Prozent. Für 2026 sind sie mit 8,2 Prozent kaum
optimistischer./stw/tav/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Deutsche Bank Aktiengesellscha 514000 NYSE 16,475 03.05.24 20:50:42 +0,285 +1,76% 16,470 16,480 16,180 16,190

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