21.04.2024 13:51:33 - dpa-AFX: Industrie vor der Messe: Elektrobranche erwartet Rückenwind

HANNOVER/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie
sieht sich trotz aktueller Auftragsschwäche weiter auf Wachstumskurs. "Wir haben
drei Megatrends, die unsere Branche auch langfristig vorantreiben werden:
Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung", sagte Gunther Kegel,
Präsident des Branchenverbandes ZVEI, der Deutschen Presse-Agentur. "Diese
Megatrends werden unserer Branche in den kommenden Jahren ganz klar Wachstum
bescheren."

Rückenwind verspricht er sich von der am Montag beginnenden Hannover Messe
(22. bis 26. April). Denn die weltgrößte Industrieschau rücke in diesem Jahr
diese Trends in den Mittelpunkt: "Die Hannover Messe hat sich ebenfalls auf
diesen Dreiklang - Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung
eingestellt."

Wachstumsdelle im laufenden Jahr

Mit Blick auf das laufende Jahr zeigte sich Kegel weniger optimistisch. Man
gehe weiter davon aus, dass die Produktion der Branche gegenüber 2023 um zwei
Prozent schrumpfen werde. "Im Moment liegen wir zwar noch leicht darunter. Aber
wir gehen davon aus, dass sich die Auftragseingänge und dann auch die
Produktionszahlen bis zum Jahresende auf diese Größe einpegeln werden", sagte
er.

Innerhalb der Branche gebe es große Unterschiede. "Alle Unternehmen, die
sich am Ausbau der Stromnetze beteiligen, haben nach wie vor brummende
Konjunkturen, zum Teil mit Lieferzeiten von einigen Jahren, während die
klassischen Industrieausrüster, allen voran die Automatisierungstechnik, im
Moment die Zurückhaltung bei Investitionen spüren", so Kegel.

Vor allem in Deutschland und China sei eine deutliche Zurückhaltung zu
spüren. Das ändere aber nichts am langfristigen Aufwärtstrend, zeigte sich Kegel
überzeugt. "Natürlich wird es auch schwächere Phasen wie die aktuelle
Konjunkturdelle geben. Aber daran anschließen werden sich Jahre, die uns ein
deutlich größeres Wachstum bringen werden."

Lob für Ansiedlungspolitik

Als großen Erfolg wertete Kegel die Neuansiedlungen von Chipherstellern wie
Intel in Magdeburg und TSMC in Dresden. "Es ist
richtig, dass die Bundesregierung die entscheidenden Player der
Halbleiterbranche nach Deutschland holt. Wir brauchen diese Schlüsseltechnologie
vor Ort, auch um international mithalten zu können." Dass hierfür hohe
Subventionen gezahlt werden, sei zwar wenig erfreulich, aber unvermeidlich.
"Sonst klappt das nicht." Schließlich buhlten auch andere mit hohen Subventionen
um Neuansiedlungen. "Da bleibt uns nichts anderes übrig, als es auch zu tun -
oder wir verlieren in Europa eine weitere Spitzentechnologie. So sind nun einmal
die Spielregeln."

Kritik äußerte Kegel an den Energiepreisen. Trotz spürbarer Entspannung
seien diese für energieintensive Unternehmen weiter zu hoch. "Für die allgemeine
Industrie, bei der Energie vielleicht zwei bis fünf Prozent der Gesamtkosten
ausmacht, sind die Preise immer noch hoch. Das tut weh, ist aber nicht
existenzgefährdend." Bei energieintensiven Unternehmen etwa aus der
Chemieindustrie sehe dies anders aus. "Da reicht das jetzt anvisierte
Preisniveau nicht. Da besteht die Gefahr, diese Industrien in Teilen zu
verlieren." Hier müsse die Politik gegensteuern. "Kurzfristig kann das sicher
über Subventionen erfolgen, langfristig aber nicht."

Warnung vor zu hohem Tempo beim Klimaschutz

Mehr Augenmaß forderte Kegel in der Klimapolitik. "Beim Klimaschutz warne
ich davor, das Tempo weiter anzuziehen. Es nützt uns gar nichts, wenn wir in
Deutschland als Erste und Einzige unsere Klimaschutzaufgaben gelöst haben. Davon
lässt sich das Weltklima nicht beeindrucken", sagte der Verbandschef. "Es kann
ja nicht das Ziel sein, dass wir als Klassenbester durchs Ziel gehen und dann
alle möglichen Ausgleichsmechanismen wie etwa Zölle anwenden müssen, um
Wettbewerbsnachteile auszugleichen."

Besser sei es, sich beim Klimaschutz enger mit anderen Ländern abzustimmen.
"Es ist viel wichtiger, dass wir das im Gleichschritt mit anderen großen
Weltregionen tun", sagte Kegel. "Wenn wir unser Tempo fünf Jahre verlangsamen
und dafür die Chinesen ihr Tempo fünf Jahre beschleunigen, dann hat das
Weltklima davon wesentlich mehr."/fjo/DP/jha
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