19.04.2024 09:32:52 - dpa-AFX: HINTERGRUND/DFL-Auktionsstopp: Was das für Clubs und Fans bedeutet

BERLIN (dpa-AFX) - Wann die Deutsche Fußball Liga die Milliarden-Auktion der
TV-Rechte fortsetzen kann, ist nach dem beispiellosen Stopp des Verfahrens
offen. Klar ist hingegen, dass die DFL durch den ungewöhnlichen Streit mit der
Streaming-Plattform DAZN einen weiteren Imageschaden erlitten hat. Und das nur
wenige Wochen nach dem Aus des umstrittenen Investoren-Prozesses. Die
juristischen Auseinandersetzungen könnten langwierig werden. Noch ist nicht
absehbar, welche Folgen das für die 36 Vereine, die TV-Sender und die Fans haben
könnte.

Hat der Auktionsstopp kurzfristig Folgen für die TV-Zuschauer?

Das ist nicht zu erwarten. Bis Ende der kommenden Saison 2024/25 gelten noch die derzeitigen Verträge. Somit bleibt es bis Juni kommenden Jahres dabei, dass
DAZN das Freitagsspiel und die Sonntagspartien der Bundesliga zeigt. Der
Pay-TV-Sender Sky überträgt am Samstag die Nachmittagsspiele und das Top-Spiel
am Abend sowie die Konferenz.

Welche langfristigen Auswirkungen kann der Stopp für Fußball-Fans haben?

Das ist schwer vorherzusehen. Ein Szenario als Beispiel: Sollte sich DAZN
ganz aus dem Bewerberprozess zurückziehen, könnte Sky der große Gewinner sein.
Sicher hat der Pay-Anbieter nach dpa-Informationen schon das Rechtepaket B. Das
ist das größte und wertvollste und enthält insgesamt 196 Spiele. Es beinhaltet
die Spiele am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie die
Relegationspartien.

Setzt sich Sky mangels Konkurrenz auch bei den Paketen C (Top-Spiele am
Samstag um 18.30 Uhr) und D (Sonntagsspiele) durch, würden Fans anders als jetzt
nur noch ein Abonnement benötigen. Möglich würde das, nachdem das Kartellamt die
sogenannte "No-Single-Buyer-Rule" gestrichen hat. Diese besagte, dass nicht ein
einzelner Pay-TV-Anbieter alle Live-Rechte kaufen darf, sondern mindestens zwei
beteiligt sein müssen.

Könnten jetzt mehr Spiele ins Free-TV kommen?

Derzeit sieht die Ausschreibung für die Zeit 2025/26 bis 2028/29 neun von
617 Spielen pro Saison im frei empfangbaren Fernsehen vor. Das Paket E enthält
dafür drei Erstliga-Spiele, eine Zweitliga-Partie, die Relegation mit vier
Begegnungen und den Supercup. Dass ein Free-TV-Anbieter Pay-Rechte kauft, ist
nicht vorgesehen. Nur das Paket D mit den Sonntagsspielen enthält die Option,
Live-Spiele auch im Free-TV zu senden.

Welche Folgen kann der Auktionsstopp für die 36 Profivereine haben?

Eine langfristige finanzielle Planbarkeit ist schwierig. Schließlich bilden
die TV-Gelder zumeist den größten Anteil im Budget der Clubs. Aus dem laufenden
Vertrag erhalten die Vereine zusammen etwa eine Milliarde Euro pro Saison.
Mindestens diese Summe war auch für den neuen Vertrag angestrebt.

Wie viel Geld es von Juli 2025 an gibt, bleibt nun länger offen.
Langfristige Projekte und vor allem langfristige Verträge mit Spielern sind nur
schwer planbar, sollte der Neu-Start der Auktion sich über Monate hinziehen. Das
könnte schon in der Sommer-Transferperiode Wirkung zeigen und womöglich auch der
internationalen Konkurrenzfähigkeit der Vereine schaden.

Wie geht der Streit zwischen der DFL und DAZN weiter?

Das Vertrauensverhältnis ist erschüttert. Der Ton in dem Schreiben von DAZN
und in der Stellungnahme der DFL macht deutlich, dass die Beziehung zerrüttet
ist. Es ist schwer vorzustellen, dass DAZN mit der aktuellen
DFL-Geschäftsführung und umgekehrt zusammenkommt. Dabei ist DAZN nach Sky der
zweitgrößte TV-Geldgeber der Liga. Wahrscheinlich läuft es auf eine Klärung
durch das Schiedsgericht hinaus, wie es in den Vereinbarungen vorgesehen ist.
Wie lange das dauert, erscheint völlig offen./clu/DP/ngu

--- Claas Hennig und Michael Rossmann, dpa ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
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BORUSSIA DORTMUND 549309 Xetra 3,870 02.05.24 16:53:56 +0,170 +4,59% 3,860 3,870 3,870 3,700
PROSIEBENSAT.1 NA O.N. PSM777 Xetra 7,225 02.05.24 17:01:02 -0,075 -1,03% 7,215 7,230 7,220 7,300

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