19.04.2024 07:00:03 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Berichte über Explosion im Iran - Die Nacht im Überblick

(Neu: Weitere Details)

TEHERAN/TEL AVIV (dpa-AFX) - Iranische Medien haben inmitten gefährlicher
Spannungen in Nahost über eine Explosion weit im Landesinneren berichtet. Laut
der Nachrichtenagentur Fars war der Grund für die Explosion in der Nacht zu
Freitag nahe der Metropole Isfahan noch unbekannt. Sie ereignete sich demnach
nahe dem Flughafen der Millionenstadt. Wie Fars auf Telegram berichtete,
befindet sich dort auch ein Militärstützpunkt. In mehreren Provinzen des Landes
wurde Staatsmedien zufolge die Luftabwehr aktiviert, an mehreren Flughäfen wurde
der Betrieb eingestellt.

Der US-Sender ABC News berichtete unter Berufung auf einen
US-Regierungsvertreter, israelische Raketen hätten ein - zunächst nicht näher
genanntes - Ziel im Iran getroffen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna
berichtete in der Nacht zu Freitag auch über eine Explosion in der Provinz
Isfahan. Hinweise auf mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht. Im
Norden Israels wurde nach Armeeangaben kurz darauf Raketenalarm ausgelöst -
Medien zufolge handelte es sich jedoch um einen Fehlalarm. Von iranischer Seite
gab es nach dem Vorfall zunächst keine direkten Schuldzuweisungen.

In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen
Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in
der Kulturstadt angesiedelt. Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit
Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Hintergrund war
ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschaftsgelände
in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der
iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Israel hatte angekündigt, auf den
iranischen Vergeltungsangriff reagieren zu wollen.

Irans Außenminister warnt Israel

Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian warnte Israel vor den jüngsten
Ereignissen mit deutlichen Worten vor einem militärischen Vorgehen gegen sein
Land. "Für den Fall, dass das israelische Regime erneut zum Abenteurertum
übergeht und gegen die Interessen des Irans vorgeht, wird unsere nächste
Reaktion sofort und auf höchstem Niveau erfolgen", sagte er am Donnerstag
(Ortszeit) am Sitz des UN-Sicherheitsrats in New York in einem Interview des
US-Fernsehsenders CNN. Der Iran hoffe, dass Israel "den früheren ungeheuerlichen
Fehler" nicht wiederholen werde, sagte Amirabdollahian. Er bezog sich damit auf
den Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Damaskus am 1. April. Israel
hatte den iranischen Vergeltungsangriff auch mithilfe von Partnern in der Region
abgewehrt.

Der Angriff sei als "legitime Verteidigung nach internationalem Recht"
erfolgt, sagte Amirabdollahian vor dem UN-Sicherheitsrat. Zu befürchten ist,
dass es bei einem großen israelischen Gegenschlag zum Flächenbrand in Nahost
kommen könnte. Mit Spannung wurde daher erwartet, wie weit die auf der
italienischen Mittelmeerinsel Capri tagenden G7-Außenminister in ihrer
Abschlusserklärung an diesem Freitag mit Kritik am Iran und der Ankündigung
zusätzlicher Sanktionen gegen die Islamische Republik gehen.

Zum iranischen Großangriff auf Israel mit Hunderten Raketen und Drohnen
sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstagabend im
ZDF-"heute-journal", die Bundesregierung habe zusammen mit der EU den Ton
gegenüber der Führung in Teheran deutlich verschärft und inzwischen "zig
Sanktionsregime auf den Weg gebracht". Den Kritikpunkt, Sanktionen seien quasi
nutzlos und zeugten von Hilflosigkeit, wies sie zurück. Sie zeigten Ländern wie
dem Iran und Russland vielmehr, dass ihr Ziel, auf brutale Weise mit der
friedlichen Weltordnung zu brechen, nicht toleriert werde.

USA und Israel beraten über Offensive in Rafah

Hochrangige Vertreter der US-Regierung haben unterdessen nach Angaben des
Weißen Hauses bei einer Schalte mit Vertretern der israelischen Regierung ihre
Bedenken zu einer Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen
dargelegt. Die israelische Seite habe sich bereit erklärt, die Bedenken zu
berücksichtigen. Gemeinsames Ziel sei es, die islamistische Terrororganisation
Hamas in Rafah zu besiegen, teilte das Weiße Haus am Donnerstagabend (Ortszeit)
mit. Die Israelis hätten auch zugestimmt, mit der US-Seite zu dem Thema im
Austausch zu bleiben. Bald solle es weitere Beratungen geben.

Die USA als wichtigster Verbündeter Israels und auch Deutschland haben die
Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wiederholt vor einer
großangelegten Offensive in Rafah gewarnt. Die Stadt an der Grenze zu Ägypten
ist derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllt. Vor dem iranischen
Großangriff mit Raketen und Drohnen auf Israel am Wochenende hatte Netanjahu
verkündet, es gebe bereits einen Termin für eine Offensive. Israels
Verteidigungsminister Joav Galant widersprach dieser Darstellung jedoch kurz
darauf.

US-Veto im Sicherheitsrat gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Eine Resolution für die Vollmitgliedschaft eines palästinensischen Staats
bei den Vereinten Nationen ist unterdessen im UN-Sicherheitsrat an einem Veto
der USA gescheitert. Zwölf Mitgliedsländer stimmten am Donnerstag in New York
für die Resolution, die Schweiz und Großbritannien enthielten sich. Aufgrund des
Vetos der USA, die permanentes Mitglied des mächtigsten UN-Gremiums sind,
scheiterte die Annahme der Beschlussvorlage. Die US-Regierung vertritt die
Haltung, dass eine Einigung mit Israel auf eine Zweistaatenlösung eine
Voraussetzung für die Anerkennung einer UN-Vollmitgliedschaft Palästinas
ist./ln/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH