18.04.2024 14:14:43 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: DFL-Krise nach Stopp der Milliarden-Auktion und Streit mit DAZN

BERLIN (dpa-AFX) - Sportlich feiert die Fußball-Bundesliga wieder
Europacup-Erfolge, doch finanziell rutscht sie immer tiefer in die Krise. Nur
wenige Wochen nach dem Aus des umstrittenen Investoren-Prozesses musste die
Deutsche Fußball Liga auch ihr mit Abstand wichtigstes Projekt stoppen. Die
Milliarden-Auktion der TV-Rechte wurde wegen eines Streits mit dem Online-Sender
DAZN schon nach dem ersten Tag unterbrochen. Wann und wie es nach dieser
beispiellosen Auseinandersetzung mit einem der wichtigsten Geldgeber weitergeht,
ist derzeit völlig offen. Neben dem jetzt schon entstandenen Imageschaden drohen
langwierige juristische Auseinandersetzungen.

Nachdem sich DFL und DAZN in Briefen an die 36 Profivereine gegenseitig
schwere Vorwürfe gemacht hatten, hielten sich die streitenden Parteien am
Donnerstag öffentlich zurück. "Die DFL hat keinen Formfehler im laufenden
Auktionsverfahren gemacht", hieß es in einem Statement der Liga. "Die Vorwürfe
von DAZN sind unzutreffend und werden von der DFL zurückgewiesen. Zu weiteren
Details des Verfahrens wird die DFL mit Rücksicht auf die von allen Seiten -
auch DAZN - vereinbarten und bindenden Verschwiegenheitsregeln derzeit keine
Stellung nehmen." Zum weiteren Vorgehen und zum möglichen Neustart der Auktion
wollte sich die DFL nicht äußern.

Zu der ungewöhnlichen Auseinandersetzung zwischen DFL und DAZN kam es
bereits nach der ersten Runde der Auktion am Montag. DAZN hat nach eigenen
Angaben beim Wettbieten um das Paket B das höchste Angebot abgeben, sollte aber
kurzfristig eine Bankgarantie liefern. Das Unternehmen hat, wie es in einem
Brief an die DFL-Geschäftsleitung und die 36 Clubs schreibt, wie bei der bisher
letzten Ausschreibung "eine harte Patronatserklärung abgeben". Eine
Bankbürgschaft wird von einer Bank ausgestellt, um für die Schulden eines Kunden
einzustehen. Eine Patronatserklärung ist eine Zusage eines Dritten, für die
Verbindlichkeiten einer Person oder Organisation einzustehen.

Weiter heißt es: "Trotz dieser zuvor akzeptierten Position verlangten Sie am Montag, den 15. April 2024, mitten im Ausschreibungsverfahren, innerhalb von 24
Stunden eine ganz konkrete Bankgarantie von DAZN - eine unmögliche Aufgabe." Aus
dem Schreiben hatten zunächst "Bild" und "Frankfurter Rundschau" zitiert.

B ist das größte Paket mit den Spielen am Samstag um 15.30 Uhr und am
Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket enthält insgesamt 196
Live-Spiele. DAZN bekam im Wettbieten am Montag nicht den Zuschlag, trotz des
nach Ansicht des Unternehmens "finanziell überlegenen Angebots". Sky erhielt dem
Vernehmen nach den Zuschlag, wollte sich dazu aber nicht äußern.

Die Vergabe von Paket B verstoße gegen deutsches und europäisches
Kartellrecht, schrieb DAZN an die Vereine. Das Streaming-Unternehmen hat deshalb
das Bundeskartellamt eingeschaltet, das die Ausschreibung genehmigt hat und auch
überwacht. Die Behörde teilte am Donnerstag mit: "Die Beteiligten haben in der
Angelegenheit Kontakt zu uns aufgenommen. Zu dem laufenden Vorgang nehmen wir
derzeit nicht Stellung." Wann und in welcher Form es eine Klärung des
Kartellamtes gibt, ist nicht absehbar.

Im Moment ist schwer vorstellbar, dass die beiden Streitparteien wieder
zueinanderfinden. Das Vertrauensverhältnis ist erschüttert. Zu deutlich war auch
die Zurückweisung der DFL-Geschäftsführung, die den Clubs in Bezug auf das
DAZN-Schreiben mitteilte: "Die hierin erhobenen Unterstellungen und Vorwürfe
sind unzutreffend, haltlos und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück." Das
Schreiben der DAZN Group Limited enthalte "zudem eine Vielzahl von unrichtigen
Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten", schrieben die
DFL-Geschäftsführer.

Die Bundesliga steht jetzt unter enormen Zeitdruck, denn die noch gültigen
Verträge laufen am Ende der kommenden Saison aus. Derzeit nimmt die Liga
durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison ein. Mehr als ein Viertel
davon kommt von DAZN, das auch in der kommenden Saison die Freitags- und die
Sonntagsspiele live übertragen darf.

Die Clubs müssen für ihre Planungen und vor allem für die langfristige
Verpflichtung neuer Spieler möglichst bald wissen, wie viel Geld es für die
Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 gibt. Dass es bereits in den nächsten Tagen mit
der Auktion weitergeht, erscheint im Moment unwahrscheinlich.

Falls DAZN nach dem Ärger komplett aus dem Wettbieten aussteigt, steht die
DFL sogar vor dem Dilemma, dass ein zahlungskräftiger Wettbewerber für die
anderen Pay-TV-Pakete fehlt. Genauso problematisch wäre es für die Liga, wenn
das Unternehmen den Streit vor Gericht bringt und ein langfristiger Rechtsstreit
folgt.

Der Medien-Wissenschaftler Michael Schaffrath sieht nach dem Stopp der
TV-Rechte-Auktion schon jetzt vielfältige Probleme und sagte, die DFL produziere
"erneut eigenartig irritierende Schlagzeilen". Der Professor der Technischen
Universität München fügte an: "Und dass dies nun in aller Öffentlichkeit
diskutiert wird, ist sicher kein Beleg für ein professionelles
Kommunikationsmanagement und schadet zweifellos dem Image."

Der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation sagte weiter:
"Langwierige juristische Auseinandersetzungen wären fatal und kontraproduktiv
für den gesamten Ausschreibungsprozess, denn sowohl die Sender als auch die DFL
brauchen zügig Planungssicherheit."/mrs/DP/stw
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