18.04.2024 06:24:39 - dpa-AFX: Bayern: Landesstelle Glücksspielsucht kritisiert staatliches Online-Casino

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Tausende Euro bei Poker, Black Jack oder Roulette im
Internet setzen - dass das in Bayern nun erstmals auch von staatlicher Seite
angeboten wird, löst bei Spielsucht-Experten Kritik und Sorge aus. "Wir sehen
das sehr kritisch", sagte der Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht
in Bayern, Konrad Landgraf, der Deutschen Presse-Agentur. "Das Angebot erhöht
die Nachfrage. Bisher war der große Vorteil der staatlichen Spielbanken, dass es
sie nur an neun Standorten gibt. Durch die Möglichkeit, online am Casinospiel
teilzunehmen, sind die Angebote der Spielbanken überall in Bayern verfügbar."

Diese Bedenken habe die Landesstelle zwar schon in einer Stellungnahme zur
jüngsten Änderung des Ausführungsgesetzes zum Glücksspielstaatsvertrags
geäußert. Zum konkreten Angebot der bayerischen Lotterie- und
Spielbankverwaltung sei der Fachbeirat Glücksspielsucht, der die Länder
eigentlich laut Staatsvertrag dazu beraten soll, aber nicht gefragt worden,
sagte Landgraf. "Wir sind der Meinung, dass es sich hier um ein neues Angebot
handelt, und hätten uns gewünscht, gehört zu werden. Die Anbieterseite sieht das
aber anders."

Die Spielbankverwaltung hatte am Dienstag mitgeteilt, als erster staatlicher Anbieter in Deutschland ein Online-Casino anzubieten - als Ergänzung zu den neun
Spielbanken im Freistaat. Es gehe um ein "modernes, seriöses und sicheres
Spielangebot".

Die Spielteilnahme sei nur für Spieler ab 18 Jahren mit Wohnsitz und
Aufenthalt in Bayern möglich. Individuelle Einsatz- und Verlustlimits,
Spielersperren, Verbot von parallelen Spielen und Identifizierungs- und
Authentifizierungsverfahren sowie ein automatisiertes System zur Früherkennung
von suchtgefährdeten Spielern sollten demnach ein sicheres,
verantwortungsbewusstes Spiel gewährleisten.

Landesstellen-Geschäftsführer Landgraf sieht dennoch Schwachstellen beim
Schutz suchtgefährdeter Spieler. Die Sperrdatei funktioniere zwar recht gut,
aber dennoch könnten Spieler bei dem neuen Angebot schnell viel Geld verlieren:
"Wenn man das Einzahlungslimit von 1000 Euro auf 10 000 Euro im Monat erhöhen
kann, in Ausnahmefällen sogar auf 30 000 Euro, bietet dieses Online-Casino kaum
mehr einen Schutz."

Die Landesstelle für Glücksspielsucht in Bayern schätzt, dass mehr als 200
000 Menschen im Freistaat süchtig nach Glücksspiel sind. Eine Mehrheit der
Betroffenen, die in bayerischen Beratungsstellen Hilfe suchten, spielte in den
Jahren 2021 und 2022 demnach bevorzugt im Internet. Besonders beliebt waren bei
den Betroffenen in diesem Bereich den Angaben zufolge Automatenspiele und
Sportwetten. Dahinter folgten Online-Casinospiele - die damals noch nicht von
staatlicher Stelle angeboten wurden./fjm/DP/zb
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