17.04.2024 12:29:39 - dpa-AFX: SPORT: Die Formel-1-Rückkehr ins Riesenreich

SHANGHAI (dpa-AFX) - Michael Schumacher feierte in China am 1. Oktober 2006
im Ferrari den 91. und letzten seiner Grand-Prix-Siege. 2019, als die Formel 1
zum bisher letzten Mal auf dem Shanghai International Circuit antrat, fuhr
Kumpel Sebastian Vettel für die Scuderia auf Platz drei, Max Verstappen wurde
Vierter und war noch ein ganzes Stück entfernt von seinem ersten WM-Titel.
Seitdem machte die Königsklasse des Motorsports gezwungenermaßen einen Bogen um
den Markt, der für Autohersteller der größte der Welt ist. Als einen "wichtigen
Moment" bezeichnete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff daher das Comeback der
Formel 1 an diesem Wochenende im Land mit rund 1,4 Milliarden Menschen. China
sei ein Schlüsselmarkt.

Beim letzten China-Rennen hatte Verstappen gerade mal fünf Siege

Binnen 18 Monaten war der 5,451 Kilometer lange Kurs ab April 2003 gebaut
worden, umgerechnet rund 423 Millionen Euro kostete die Strecke im Jiading
Distrikt damals offiziellen Angaben zufolge. Es war einer der ersten Kurse, mit
denen der damalige Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone den Expansionskurs
forcierte, 2004 feierte China die Rennpremiere. Doch nach anderthalb Jahrzehnten
war erstmal Pause: genauer Corona-Pause. Die Pandemie und die strenge
Null-Covid-Strategie der chinesischen Politik machten einen Start unmöglich.

Auch deswegen fehlt Shanghai noch auf der Sieg-Länderkarte von Verstappen.
Als zum bisher letzten Mal auf dem hochmodernen Kurs gefahren wurde, hatte der
Niederländer noch nicht mal einen WM-Titel und stand bei gerade mal fünf Siegen.
Nun reist er mit drei WM-Triumphen und 57 Grand-Prix-Erfolgen an und dürfte an
diesem Wochenende, bei dem es auch zum ersten Sprintrennen des Jahres kommt,
wieder die maximale Punktzahl anstreben.

Kein Netflix und damit kein "Drive to survive" in China

Auf volle Ränge kann auch er bauen. Denn die Zwangspause hat der
Begeisterung keinen Abbruch getan. Die Eintrittskarten waren offiziellen Angaben
zufolge waren bereits nach einer Stunde vergriffen, als am 9. Januar der
Vorverkauf startete - trotz Preisen von umgerechnet bis zu knapp 500 Euro. Huang
Jiezhi, Manager von Veranstalter Shanghai Jiushi Smart Sports, zufolge standen
dreimal so viele Leute auf der Warteliste, wie es Tickets gibt.

Auch die Tatsache, dass der Formel-1-Euphoriebeschleuniger "Drive to
survive" in China nicht zu sehen ist, weil dort der amerikanische
Streamingdienst Netflix nicht vertreten ist, hat sich offensichtlich nicht
negativ ausgewirkt. Erst im Juli vergangenen Jahres hatte die Formel 1 dafür
bekannt gegeben, dass ein mehrjähriger Vertrag mit dem chinesischen
Internet-Riesen Tencent abgeschlossen wurde.

Sämtliche Trainings, Qualifikation, Sprint- und Hauptrennen werden auf
dessen digitalen Plattformen gezeigt. Und das nur ergänzend zu den anderen
chinesischen TV-Partnern der Formel 1 CCTV, Shanghai TV und Guangdong Television
Channel.

Es sei nicht nur für Mercedes-Benz, sondern für die gesamte Sportart
wichtig, dort präsent zu sein, sagte Wolff der Deutschen Presse-Agentur vor dem
China-Comeback. Die Formel 1 habe seit 2019 eine bemerkenswerte Wachstumsphase
durchlaufen. "Wir sind in neue Märkte expandiert, haben unser Publikum weiter
ausgebaut und eine neue Generation von Fans angezogen. Dieses Wachstum hat sich
in China fortgesetzt, und die Rückkehr des Großen Preises von China wird dazu
beitragen, diesen Fortschritt anzukurbeln."

Durchschnittsalter bei Ferrari-Käufern in China bei 35 Jahren

China ist der größte Automarkt der Welt. Als solcher ist er auch für die
deutschen Hersteller Volkswagen - inklusive der Töchter Audi und Porsche -, BMW
und Mercedes-Benz der wichtigste Einzelmarkt. Aber auch für eine Marke wie
Ferrari. "Im Vergleich zum Rest der Welt haben wir hier zweifellos die jüngsten
Kunden", erklärte ein Ferrari-Manager einmal in einem Beitrag unter dem Titel
"China - ein ganz besonderer Markt". Er betonte: "Das Durchschnittsalter liegt
bei fünfunddreißig Jahren."

Die Scuderia feierte in China bisher vier Siege, sechsmal gewann ein
Mercedes, dreimal ein McLaren-Mercedes, dazu zweimal ein Red Bull und einmal ein
Renault. Rekordsieger unter den Fahrern in China ist Lewis Hamilton. Der
siebenmalige Weltmeister siegte in Shanghai sechsmal, auch zuletzt 2019. Es war
das 1000. Rennen in der Geschichte der Formel 1 gewesen.

Wie wichtig ist es also für einen Hersteller, gerade dort, im Land des
größten Automarkts der Welt, nicht nur dabei zu sein, sondern auch erfolgreich
anzutreten? Als eine der wirklich globalen Sportarten, werde jeder Grand Prix
von einem großen diversen Publikum verfolgt, betonte Wolff. Mercedes sei an
jedem Rennwochenende bestrebt, die absolut beste Leistung zu bringen. "Natürlich
bringt die Rückkehr nach China nach fünf Jahren auch zusätzliche Motivation für
ein starkes Wochenende", sagte er.

Der Heimauftritt des "Shanghai Tigers"

Ein starkes Wochenende dürfte sich ganz besonders Guanyu Zhou erhoffen. Seit 2022 ist der 24-Jährige aus Shanghai Stammpilot in der Formel 1. Chinesische
Staatsmedien feierten schon zu Jahresbeginn den Heimauftritt ihres Landsmannes.
"Chinas F1-Fahrer Zhou freut sich auf einen Durchbruch in der neuen Saison",
hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am 11. Januar getitelt. Sportlich
fährt der "Shanghai Tiger", wie er sich selbst nennt. allerdings bei Kick Sauber
in diesem Jahr nur hinterher.

Doch sind die Zahlen und Zeiten nicht alles, es geht auch um Emotionen und
um emotionale Bindungen. Die Formel 1 biete den Fans eine Gelegenheit, sich auf
einer eher menschlichen Ebene mit der Marke auseinanderzusetzen und die Werte zu
verstehen sowie zu begreifen, wofür die Rennserie stehe, sagte Wolff: "Das kann
bei der Kaufentscheidung oft genauso wichtig sein wie das Produkt
selbst."/jmx/DP/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. 710000 Xetra 71,070 30.04.24 15:00:04 -3,720 -4,97% 71,030 71,050 73,210 74,790
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. 766403 Xetra 115,850 30.04.24 15:00:06 -4,900 -4,06% 115,800 115,900 119,100 120,750

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