16.04.2024 16:43:20 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Musk will neue X-Nutzer für Posts bezahlen lassen

(neu: Details)

SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Elon Musk will neue Nutzer seiner Online-Plattform X in den ersten Monaten Geld bezahlen lassen, damit sie Beiträge bei dem
Twitter-Nachfolgedienst veröffentlichen dürfen. Das sei der einzige Weg, um die
Aktivität automatisierter Bot-Accounts einzudämmen, schrieb Musk am Montag bei
X. Es handele sich um einen "winzigen Betrag", betonte er, ohne eine Zahl zu
nennen. Nach drei Monaten bei X sollen neue Nutzer dann kostenlos posten dürfen,
fügte er hinzu.

Musk hatte vor der Übernahme von Twitter im Oktober 2022 immer wieder
angeprangert, dass es bei dem Dienst zu viele automatisierte Bot-Profile gebe.
Zwischenzeitlich versuchte er sogar, mit dieser Begründung aus dem rund 44
Milliarden Dollar schweren Deal zum Kauf der Plattform herauszukommen. Doch die
Aussicht, dass er vor Gericht zum Twitter-Kauf gezwungen werden könnte, brachte
ihn schließlich dazu, die Übernahme abzuschließen. Danach versprach Musk immer
wieder, das Bot- und Spam-Problem in den Griff zu bekommen. Aktuelle
KI-Programme könnten die gängigen Tests, mit denen Bot-Accounts entlarvt werden
sollen, mit Leichtigkeit bestehen, beklagte Musk nun.

X testete die Bezahlschranke als Gegenmaßnahme bereits seit Herbst. Zunächst in Neuseeland und auf den Philippinen konnten neue Nutzer des Dienstes erst nach
einer Zahlung von einem US-Dollar pro Jahr Beiträge veröffentlichen sowie Posts
anderer zitieren oder weiterverbreiten. Kostenlos konnten sie X nur passiv
nutzen: also Beiträge lesen, Videos ansehen und anderen Nutzern folgen.

Doch schon bei den Tests im vergangenen Jahr kam Skepsis auf. So merkte der
IT-Sicherheitsexperte Marcus Hutchins an, ihm falle keine Bot-Aktivität ein, die
sich mit der Gebühr von einem Dollar pro Jahr stoppen ließe. Eher werde der
Schritt die Plattform Geld kosten. "Spammer werden gestohlene Kreditkarten
verwenden - und die Kosten für Rückbuchungen werden höher sein als die
Abo-Einnahmen", schrieb Hutchins beim Konkurrenzdienst Threads des
Facebook-Konzerns Meta .

Bei Online-Plattformen ist es ungewöhnlich, Geld für Grundfunktionen zu
verlangen. Wie viele Nutzer X aktuell hat, ist unklar, da der Dienst als nicht
an der Börse notiertes Unternehmen keine Auskunft über sein Geschäft geben muss.

Seit Musks Twitter-Übernahme und der Umbenennung in X machen dem Dienst
sinkende Umsätze zu schaffen. Der neue Firmenchef sagte mehrfach, dass sich die
Werbeerlöse, mit denen Twitter fast ausschließlich sein Geld verdiente, in etwa
halbiert hätten. Viele Unternehmen befürchten auf Musks Plattform ein negatives
Umfeld für ihre Marken und schränkten Anzeigen bei X ein oder gaben sie ganz
auf. Im Gegenzug versuchte Musk, stärker auf Abo-Gebühren zu setzen. So ließ er
bereits einschränken, wie viele Beiträge pro Tag Nutzer sehen können, ohne eine
Gebühr von mindestens drei Euro pro Monat zu bezahlen.

Erst Anfang des Monats hatte X bekannt gegeben, dass man einen "bedeutenden" Versuch starte, Spam- und Bot-Accounts loszuwerden. Diese können Nutzern zum
Beispiel über Links zu dubiosen Seiten schaden, im besten Fall sind sie nur
lästig. X warnte dabei, dass die Bot-Offensive die Follower-Zahlen beeinflussen
könne, weil man "ein weites Netz" spanne. Nun greift Musk aber zur Abo-Keule.

Sein Dienst hat derweil eine ganz andere Sorge: Hassrede. Der US-Sender NBC
fand binnen einer Woche im März 150 Accounts zahlender Abo-Kunden, die in den
vergangenen Monaten Nazi-freundliche und antisemitische Beiträge
veröffentlichten. Dabei seien die sieben populärsten Posts zusammen rund 4,5
Millionen Mal angezeigt worden, berichtete NBC am Dienstag. Gewaltverherrlichung
und Hassrede sind bei X eigentlich verboten - doch immer wieder wird kritisiert,
dass die Plattform die Regeln nicht konsequent anwende.

Ein Vorteil der Abo-Mitgliedschaft ist, dass Beiträge zahlender Kunden
bevorzugt werden, wenn sich Nutzer ihre Timeline von Software sortiert statt in
chronologischer Reihenfolge anzeigen lassen. Sie können auch einen Anteil des
Geldes bekommen, das für Werbeanzeigen im Umfeld ihrer Beiträge ausgegeben wird.
NBC kritisierte, dass X Nazi-Sympathisanten aus dunklen Ecken des Internets auf
eine große Plattform bringe.

Musk bestreitet stets, dass X ein Hassrede-Problem habe. Er verweist auf
Redefreiheit - und dass es einen Unterschied gebe, was Leute posteten und was
die große Masse der Nutzer am Ende angezeigt bekomme. Musk steht selbst
politisch auf Positionen der amerikanischen Rechten und beklagte wiederholt
angeblichen Rassismus gegenüber Weißen an. Erst am Dienstag brachte er ein
hypothetisches Szenario auf, dass Künstliche Intelligenz beschließen könne,
Millionen Menschen zu töten, um Diversitätsziele zu erreichen./so/DP/nas
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