15.04.2024 13:25:16 - dpa-AFX: AUSBLICK: BASF steht vor Chefwechsel - Rückgänge im Quartal erwartet

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF
legt am 25. April seine Zahlen für das erste Quartal 2024 vor. Zudem findet an
diesem Tag die letzte Hauptversammlung mit Unternehmenschef Martin Brudermüller
statt. Brudermüller wird mit Ablauf des Aktionärstreffens das Ruder Markus
Kamieth übergeben.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN:

Der scheidende BASF-Konzernchef Brudermüller hinterlässt seinem Nachfolger
ein schweres Erbe. Bei seiner letzten Präsentation von Jahreszahlen kündigte der
Manager im Februar ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen
erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen an. Der größte
Produktionsstandort im BASF-Konzern soll neu aufgestellt werden, sagte
Brudermüller. Der alte und auch der neue Vorstand unter Führung von Markus
Kamieth werden aber am Standort Ludwigshafen festhalten.

Konkret sollen am Sitz des Dax -Konzerns bis Ende 2026
zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. "Die
Situation ist ernst, daher schließen wir explizit keine Maßnahmen aus", hatte
der scheidende Konzernchef die Lage skizziert. Von den knapp 112 000
Mitarbeitern waren zuletzt in Ludwigshafen 38 710 beschäftigt, davon zwei
Drittel in der Produktion.

BASF als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland leidet wie
viele Chemieunternehmen unter den relativ hohen Energiepreisen hierzulande.
Bereits 2022 hatte die BASF-Führung denn auch wegen schwacher Geschäfte und
schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt. Damit
sollten die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro
gesenkt werden, auch durch Stellenstreichungen und die Stilllegung
energieintensive Anlagen etwa für Ammoniak. Per Ende 2023 sanken die Kosten auch
dadurch um rund 600 Millionen Euro. Insgesamt fallen für das laufende und neue
Sparprogramm rund 1,8 Milliarden Euro einmalig an.

Der BASF-Vorstand rechnet derweil auch für das laufende Jahr mit keiner
deutlichen Besserung der Geschäfte. Das Wachstum wird sich laut Brudermüller
voraussichtlich erst im Jahresverlauf etwas verstärken. In Europa bremsten
weiter die vergleichsweise hohen Energiepreise und ungünstige Rahmenbedingungen
die wirtschaftliche Entwicklung.

Für 2024 peilt BASF ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro an. 2023
war der bereinigte Betriebsgewinn um fast 29 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden
Euro zurückgegangen.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:

Die von BASF befragten Experten erwarten für das erste Quartal 2024 im
Schnitt ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,57
Milliarden Euro. Das wäre gut ein Zehntel weniger als das, was das Unternehmen
ein Jahr zuvor ausgewiesen hatte. Beim Umsatz rechnen sie mit 18,6 Milliarden
Euro, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Unter dem Strich dürfte auf die
Aktionäre ein Gewinn von 1,08 Milliarden Euro entfallen, nach 1,56 Milliarden
Euro ein Jahr zuvor.

Nach Einschätzung des Analysten Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan
sollte der Absatz in den Sparten Basischemikalien (Chemicals) und Kunststoffe
(Materials) im Auftaktquartals im Vergleich zum Vorjahr zugelegt haben.
Allerdings dürften die Erträge aufgrund des anhaltenden Drucks auf die
Nettopreise schwächer ausgefallen sein. Im Segment Inhaltsstoffe für Konsumgüter
(Nutrition & Care) sollten höhere Volumuina den anhaltenden Preisdruck vor allem
im Geschäft mit Vitaminen ausgeglichen haben.

Für die Geschäfte rund um Agrarchemie rechnet der JPMorgan-Experte wegen
eines weiteren Abbaus von Lagerbeständen und einer schwächeren Nachfrage in
Europa mit einem Ergebnisrückgang. Einen Ergebnisrückgang erwartet Udeshi auch
für die beiden Segmente Additive (Industrials Solutions) und Surface
Technologies. Zum letzteren Geschäftsfeld zählen etwa Batteriematerialien und
Beschichtungen.

Analyst Tony Jones vom Investmenthaus Redburn sieht den Chemiekonzern vor
einer neuen Ära. Nach Erreichen der Zyklus-Talsohle komme BASF wieder voran, das
Wachstum erhole sich und das Schlimmste habe der Konzern hinter sich. Spielräume
für strategischen Wandel bei den Ludwigshafenern würden vom Markt aber noch
nicht wirklich goutiert.

So gebe es bei BASF strategische Veränderungsmöglichkeiten, schrieb der
Redburn-Experte. Eine Analyse der Kostenumstrukturierung über zwei Jahrzehnte
zeige nur wenig Anzeichen für Einsparungen in Höhe von sieben Milliarden Euro.
Jones erwartet, dass das Management diesbezüglich mehr tun wird. Eine weitere
Milliarde Euro an Einsparungen sollte die Inflation ausgleichen. Zudem dürfte
sich der neue Unternehmenschef wieder auf die Downstream-Geschäfte
konzentrieren. Der Experte geht von größeren Schließungen in Deutschland
aus./mne/niw/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BASF SE NA O.N. BASF11 Xetra 49,055 29.04.24 17:35:14 +0,230 +0,47% 0,000 0,000 48,990 48,825

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