15.04.2024 05:15:06 - dpa-AFX: WDH/Studie: Autokonzerne erzielen Rekordzahlen - Probleme sichtbar

(Wiederholung vom Wochenende)

STUTTGART (dpa-AFX) - Die größten Autokonzerne der Welt haben einer Analyse
zufolge im vergangenen Jahr bei Umsatz und Gewinn Rekorde aufgestellt. Im
Schlussquartal gab es in der Branche aber Bremsspuren, wie die aus der
Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Für die
aktuelle Analyse hat EY die Finanzkennzahlen der 16 größten Automobilkonzerne
ausgewertet.

Dank hoher Neuwagenpreise und einem Absatzplus von sieben Prozent fuhren die Konzerne demnach einen Gesamtumsatz von gut zwei Billionen Euro ein - und damit
13,7 Prozent mehr als 2022. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte
um gut 15 Prozent und erreichte rund 176 Milliarden Euro. Ein wichtiger Grund
für die Zuwächse war jedoch ein Sondereffekt: Der schwache Yen verhalf
japanischen Autokonzernen demzufolge zu einem Gewinnplus von rund zwei Dritteln
und einem Umsatzwachstum von 22 Prozent. Weniger dynamisch ging es beim Rest zu:
Die deutschen Hersteller verzeichneten zusammen ein Gewinnwachstum von sieben
Prozent, bei den US-Konzerne rutschte der Ertrag sogar um fast 30 Prozent ab.

Die Profitabilität stieg leicht: Die durchschnittliche Ebit-Marge, die den
operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz setzt, lag bei 8,6 Prozent. Sie
bleibe damit das dritte Jahr in Folge auf dem Niveau von mehr als acht Prozent.
Zum Vergleich: In den fünf Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die
Gewinnmarge bei durchschnittlich 5,5 Prozent gelegen.

Mercedes-Benz ist profitabelster Autokonzern

Mit 12,8 Prozent profitabelster Autokonzern war im vergangenen Jahr
Mercedes-Benz. Die Stuttgarter führen demnach die Rangliste vor der Opel-Mutter
Stellantis (12,1 Prozent) und BMW (11,9 Prozent)
an. Im Gegensatz zum Zweit- und Drittplatzierten sank die Marge der Stuttgarter
im Vorjahresvergleich aber. Den stärksten Rückgang 2023 verzeichnete jedoch
Tesla : Die Marge des Elektroautoherstellers sank im Vergleich zum
Vorjahr von 16,8 auf 9,2 Prozent, womit sich das Unternehmen im Mittelfeld
platzierte. Der Volkswagen -Konzern landete auf dem zehnten Platz.
Schlusslicht war der US-Autobauer Ford .

Im vierten Quartal trübte sich das Bild im Vergleich zum ganzen Jahr aber
ein: Der Umsatz stieg unterdurchschnittlich um neun Prozent, der Gewinn
schrumpfte um fünf Prozent. EY-Marktbeobachter Constantin Gall teilte mit: "Im
vergangenen Jahr konnte die Branche noch von hohen Neuwagenpreisen und der
wiederhergestellten Lieferfähigkeit profitieren. Allerdings wurden auch die
Probleme, vor denen die Branche steht, immer deutlicher".

EY-Experte sieht Branche mit mehreren Problemen konfrontiert

Als ein Problem der Branche machte Gall die schwächelnde Konjunktur aus. Der Absatz von Neuwagen liegt demnach weit unter dem Vor-Corona-Niveau: Im
vergangenen Jahr haben die Hersteller etwa 66 Millionen Autos verkauft, im Jahr
2019 waren es knapp 76 Millionen Fahrzeuge. Die Folge: "Überkapazitäten sind
aktuell ein echtes Problem für die Hersteller, aber auch für die Zulieferer. Und
von einer Konjunkturaufhellung, die zu einem echten Nachfrageschub führen
könnte, ist derzeit nichts zu sehen", sagte Gall.

Auch der stockende Hochlauf der E-Mobilität belaste das Geschäft: "Im
Vertrauen auf einen rasanten Anstieg der Nachfrage nach Elektroautos wurden
Milliardeninvestitionen getätigt, und nun wachsen die Zweifel
- in der Politik, in der Branche und bei den Kunden", sagte Gall. Die
aktuellen Milliardengewinne seien fast ausschließlich Verbrennermodellen zu
verdanken. Bis die Branche mit Elektroautos echtes Geld verdiene, werde es noch
lange dauern.

Darüber hinaus stocke der Absatz in China: Bis auf Volkswagen und BMW haben
demnach alle untersuchten Herstellern 2023 weniger Autos auf dem chinesischen
Markt verkauft. Im Durchschnitt schrumpfte der Absatz dort um 5,4 Prozent.
Chinesische Elektroautohersteller griffen auch zunehmend die etablierten
Hersteller auf ihren Heimatmärkten an, sagte Gall. Diese Herausforderung werde
in den kommenden Jahren noch größer werden.

Dudenhöffer: Autobauer und Händler umwerben Käufer

Für Verbraucher könnte etwa die Überkapazitäten in der Branche auch zum
Vorteil werden: Immer mehr Hersteller versuchen EY zufolge, Kundinnen und Kunden
mit Preissenkungen, günstigen Finanzierungsangeboten und Sondermodellen zurück
in die Autohäuser zu locken. "Der Wettbewerb wird wieder stark über den Preis
ausgetragen", sagte Gall.

Das beobachtet auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Aktuell gebe es gute
Angebote, allerdings vor allem bei Verbrennern, sagte Dudenhöffer. Im Schnitt
wurden im April auf dem deutschen Markt bei Internetvermittlern auf diese
Modelle 16,9 Prozent Rabatt gewährt. Das ist demnach deutlich mehr als im
vergangenen Jahr, als es noch Lieferengpässe gegeben hatte. Bei vergleichbaren
E-Modellen gab es hingegen nur 12,6 Prozent Nachlass.

Steigerungen um ein bis zwei Prozentpunkte sind Dudenhöffer zufolge bei
Verbrennern noch denkbar. "Aber die Bäume werden nicht in den Himmel wachsen.
Die Autobauer und Händler umwerben die Autokäufer - aber nicht zu jedem Preis."
Für die Studie hatte der Experte die Rabatte ermittelt, die unabhängige
Neuwagenvermittler im Internet auf ausgewählte Modelle gewähren. Untersucht
wurden je 15 Verbrenner- und Elektromodelle von elf Herstellern./jwe/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAY.MOTOREN WERKE AG ST 519000 Frankfurt 106,900 29.04.24 21:47:55 +0,250 +0,23% 0,000 0,000 107,000 106,650
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. 710000 Frankfurt 75,190 29.04.24 21:14:30 +0,610 +0,82% 0,000 0,000 74,970 74,580
FORD MOTOR DL-,01 502391 Frankfurt 11,748 29.04.24 21:30:23 -0,146 -1,23% 0,000 0,000 11,802 11,894
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. 766403 Frankfurt 121,200 29.04.24 21:33:56 +0,650 +0,54% 0,000 0,000 120,850 120,550
TESLA INC. DL -,001 A1CX3T Frankfurt 178,800 29.04.24 21:21:02 +22,280 +14,23% 0,000 0,000 163,200 156,520

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