10.04.2024 18:29:06 - dpa-AFX: ROUNDUP: Diesel aus Pflanzenöl darf ab Mai als Reinkraftstoff in den Tank

BERLIN (dpa-AFX) - Autofahrer werden in Deutschland künftig auch Diesel
tanken können, der zu 100 Prozent aus Abfallstoffen wie Frittenfett hergestellt
wurde. Dazu hat das Bundeskabinett am Mittwoch den Weg freigemacht. Zuvor hatte
der Bundesrat der entsprechenden Verordnung zugestimmt. Noch im Mai sollen dann
sogenannte paraffinische Dieselkraftstoffe, die aus Abfallstoffen und
Pflanzenölen bestehen, als Reinkraftstoff zugelassen werden.

Bislang durfte diese Art von Kraftstoff nur dann getankt werden, wenn sie
dem regulären Dieselkraftstoff beigemischt wurde. Der zugelassene
Beimischungsanteil lag dabei nach Angaben des Bundesumweltministeriums bei 26
Prozent. Mit dem Inkrafttreten der neuen Verordnung darf der Öko-Diesel künftig
auch in 100-prozentiger Konzentration angeboten werden. Das
Bundesumweltministerium weist darauf hin, dass der Öko-Diesel HVO, den die neue
Verordnung betrifft, bislang nur zu etwa zwei Prozent beigemischt werde, "obwohl
technisch und rechtlich mehr möglich wäre", heißt es.

HVO steht für "hydrotreated vegetable oil" - hydriertes Pflanzenöl. Den
Angaben zufolge dürfen neben dem HVO-Diesel auch paraffinische Dieselkraftstoffe
aus fossilen Ausgangsstoffen wie Erdgas künftig zu 100 Prozent in den Tank. Das
war bislang auch nicht der Fall. Die bisher mögliche Beimischung des
Bio-Kraftstoffs soll für beide Kraftstoffarten bestehen bleiben. Nutzen und
Chancen des Kraftstoffs beurteilen das von den Grünen geführte Umweltministerium
und das von der FDP gelenkte Verkehrsressort unterschiedlich.

Verkehrsminister Volker Wissing nannte die Freigabe von HVO 100 einen
"wichtigen Schritt für mehr Klimaschutz im Verkehr". Der Kraftstoff sei
besonders hochwertig und nachhaltig. Aus Abfall- und Reststoffen produziertes
HVO könne die CO2-Emissionen gegenüber fossilem Diesel um mehr als 90 Prozent
reduzieren, sagte der FDP-Politiker. "Der Kraftstoff hat sich in der Praxis
bewährt, ist in industriellem Maßstab verfügbar und für moderne Dieselmotoren
grundsätzlich geeignet." HVO 100 könne einen wirksamen Beitrag leisten, um die
Emissionen in der Bestandsflotte zu reduzieren.

Das Bundesumweltministerium argumentiert dagegen, dass HVO-Kraftstoff nicht
grundsätzlich nachhaltig sei. "Nur wenn nachhaltige Rohstoffe zur Herstellung
eingesetzt werden, ist HVO auch nachhaltig", heißt es. So könne der Kraftstoff
auch aus Palmöl hergestellt werden, das laut Umweltministerium zu
Treibhausgasemissionen beitrage und zu großen Verlusten bei der Artenvielfalt.
Auch sei es kaum möglich, die bei der Herstellung der Kraftstoffe eingesetzten
Rohstoffe nachträglich nachzuweisen. Autofahrer können also an der Zapfsäule
nicht wissen, ob sie nachhaltigen Kraftstoff tanken oder nicht.

Laut dem Verkehrsministerium ist nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz
Palmöl als Ausgangsstoff von Biokraftstoffen für die Anrechnung auf die
Treibhausgasminderungsquote ausgeschlossen. Insofern bestehe auch kein Anreiz,
aus Palmöl produziertes HVO auf den Markt zu bringen. Aus Abfall- und
Reststoffen hergestelltes HVO sei von der steigenden CO2-Bepreisung ausgenommen:
"Damit ist HVO mittelfristig auch wirtschaftlich eine attraktive Option, um den
individuellen CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu verringern".

Aus Sicht des Umweltministeriums ist auch fraglich, in welchem Umfang der
neue Treibstoff verfügbar sein wird. Altspeiseöle - beispielsweise aus der
Gastronomie - würden bereits heute vollständig als Beimischung im Verkehr
eingesetzt und könnten nicht gesteigert werden. Der CO2-Ausstoß von Fahrzeugen
verringere sich dadurch derzeit nur geringfügig.

"Würde man die vorhandene Menge an nachhaltigem HVO-Diesel als
Reinkraftstoff verwenden, reichte sie nur für eine kleine Zahl an Fahrzeugen",
sagte ein Sprecher von Ministerin Steffi Lemke (Grüne). Es bringe für den
Klimaschutz folglich keinen zusätzlichen Nutzen, wenige Fahrzeuge mit
nachhaltigem Reinkraftstoff zu betanken, statt ihn für die gesamte Flotte
beizumischen./faa/DP/stw
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
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