09.04.2024 16:21:16 - dpa-AFX: KORREKTUR/ROUNDUP/Trotz Aufwärtstrends: Computerspiel-Branche will Fördergeld

(Im ersten Satz wurde berichtigt, dass nicht die deutsche Branche gewachsen
ist, sondern die Ausgaben deutscher Verbraucher.)

BERLIN (dpa-AFX) - Nach einer kurzen Verschnaufpause haben Bundesbürger im
vergangenen Jahr wieder tiefer für Computer- und Videospiele in die Tasche
gegriffen. Wie der Verband Game am Dienstag in Berlin mitteilte und sich dabei
auf eine Marktanalyse der GfK bezog, stieg der Umsatz mit Spielen, dazugehöriger
Hardware und Online-Services im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 9,97
Milliarden Euro. "Das ist ein beachtliches Wachstum", sagte
Verbandsgeschäftsführer Felix Falk und gab sich zuversichtlich, dass sich die
"dynamische Entwicklung" fortsetzen wird. 2022 hatte es nur ein Mini-Plus von
einem Prozent gegeben, während die Coronajahre 2020 und 2021 mit 32
beziehungsweise 17 Prozent plus exorbitant stark ausgefallen waren.

Damals waren die Menschen viel mehr zu Hause gewesen als sonst - einen Teil
dieser Extrazeit in den eigenen vier Wänden nutzten viele zum Zocken vor dem
Computer oder an der Konsole. Die Nachfrage war sehr groß, es gab
Lieferschwierigkeiten bei der Hardware. Die Geräte sind inzwischen wieder
verfügbar, das Hardware-Geschäft stieg im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf
rund 3,3 Milliarden Euro. Für Games wiederum wurden 5,8 Milliarden Euro
ausgegeben (plus sechs Prozent). Das Geschäft mit Online-Games-Diensten, etwa
für Cloud-Dienste, blieb in etwa gleich.

Bemerkenswert ist die hohe Zahlungsbereitschaft von passionierten Gamern.
Denn die Zahl der verkauften Spiele sank zwar um acht Prozent. Dass der Umsatz
dennoch stieg, begründete Verbandsvertreter Falk aber nicht mit einem
Preisanstieg. Die Preise seien vielmehr "relativ stabil" geblieben. Allerdings
hätten viele Verbraucherinnen und Verbraucher Games schon kurz nach deren
Neuerscheinung gekauft und nicht auf Rabatte gewartet. Zu den großen
Neuerscheinungen des vergangenen Jahres gehören die Fantasy-Abenteuer "Zelda:
Tears of the Kingdom", das Superhelden-Actionspiel "Spider-Man 2", der
Horrorschocker "Alan Wake II", das Action-Rollenspiel "Starfield" und das
Jump-and-Run-Game "Super Mario Bros. Wonder".

Während der Verkauf von Games ein Milliardengeschäft ist, ist der deutsche
Anteil an der Wertschöpfungskette nur gering. Einer Schätzung zufolge werden
weniger als fünf Prozent des Games-Umsatzes mit Spielen aus Deutschland gemacht.
Der deutsche Branchenverband und auch die Politik wollen das ändern. Das
Bundeswirtschaftsministerium hat das Ziel ausgegeben, "die Weiterentwicklung des
Games-Standortes Deutschland voranzutreiben und als Leitmarkt im internationalen
Wettbewerb zu etablieren".

Ob das aber gelingen wird, steht in den Sternen. Denn die deutschen
Entwickler und Publisher (Produzenten) - es geht um 12 000 Beschäftigte in meist
kleineren Firmen - plagen Bauchschmerzen. Die Branche bekommt laut einer vom
Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie nur etwa ein Viertel
der staatlichen Unterstützung, die in Staaten wie Großbritannien, Frankreich und
Kanada üblich sind. Damit fehle die internationale Wettbewerbsfähigkeit, mahnt
Verbandschef Falk. Hiesige Entwickler hätten 30 Prozent höhere Kosten als im
Ausland.

Zwar gibt es inzwischen mehr Fördergeld als früher, das aber reicht nicht
aus, um den Bedarf der aufstrebenden Branche zu decken: Im vergangenen Jahr
musste das Bundeswirtschaftsministerium einen Antragstopp für das laufende
Förderjahr schon im Mai verhängen, dieses Jahr können gar keine neuen Anträge
für einen Fördertopf des Bundeswirtschaftsministeriums eingereicht werden.

Die Branchenappelle, trotz des allgemeinen Sparzwangs im Bundeshaushalt mehr Geld bereitzulegen, hatten im vergangenen Herbst zumindest teilweise Wirkung: Im
November entschied der Haushaltsausschuss des Bundestags, für 2024 zusätzlich 33
Millionen Euro an Games-Fördermitteln bereitzustellen. Dieses Geld wurde zur
allgemeinen Überraschung aber nicht dem Bundeswirtschaftsministerium, sondern
dem Etat der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne),
zugeordnet. Beantragt werden kann dieses Fördergeld bisher nicht, da noch keine
entsprechenden Leitlinien veröffentlicht wurden.

Das wiederum sorgt für Unmut in der Gameswirtschaft. "Die Bundesregierung
muss entschlossen vorgehen - und zwar schnell", mahnt Verbandsgeschäftsführer
Falk. Es seien schon mehrere Monate vergangen und noch immer gebe es keine
Anzeichen, dass es bald losgehen könne. "Vor dem Hintergrund der angespannten
Situation der Unternehmen ist das nicht nachzuvollziehen." Nur mit verbesserten
Bedingungen könne man zum Leitmarkt werden - "ein Ziel, das die Bundesregierung
selbst ausgegeben hat".

Eine Sprecherin der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) sagte,
dass sich beide Häuser noch über die Ausgestaltung der Gamesförderung
abstimmten. "Diese Beratungen sind noch nicht abgeschlossen."/wdw/DP/stw
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