09.04.2024 06:09:32 - dpa-AFX: ROUNDUP: Computerspiele-Verband fordert zügiges Bereitstellen von Fördergeld

BERLIN (dpa-AFX) - Um im globalen Wettkampf aufholen zu können, fordern
Deutschlands Entwickler von Video- und Computerspielen mehr Unterstützung des
Bundes. "Die Bundesregierung muss entschlossen vorgehen - und zwar schnell",
sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Game, Felix Falk, in Berlin.
Dabei bezog er sich vor allem auf zusätzliche Fördermittel über 33 Millionen
Euro, die der Haushaltsausschuss des Bundestags im November 2023 für das Jahr
2024 bewilligt hatte. Dieser Finanzposten wurde überraschenderweise aber nicht
beim Bundeswirtschaftsministerium angedockt, das schon eine Games-Förderung hat,
sondern zu einem gesonderten Etat bei der Bundesbeauftragten für Kultur und
Medien (BKM), Claudia Roth (Grüne).

Beantragt werden kann das Fördergeld bisher nicht, da noch keine
entsprechenden Leitlinien veröffentlicht wurden - die Firmen wissen also nicht,
wie und wann sie die Unterstützung beantragen können. "Es ist schon fast ein
halbes Jahr vergangen und noch immer gibt es keine Anzeichen, dass es bald
losgehen kann", sagte Falk. "Vor dem Hintergrund der angespannten Situation der
Unternehmen ist das nicht nachvollziehbar."

Der Branchenvertreter verwies auf eine Studie des Beratungsunternehmens Pwc, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte und die im
Dezember veröffentlicht wurde. Der Untersuchung zufolge bekommt ein
Games-Unternehmen in Deutschland weniger als ein Viertel der staatlichen
Förderung als Konkurrenten in anderen Staaten, etwa Frankreich. Damit fehle die
internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Das bereits vorhandene Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums
kommt in der Branche gut an, 2023 betrug das Budget 70 Millionen Euro. Für 2024
stehen nur rund 50 Millionen Euro bereit. Weil eine Games-Förderung
üblicherweise über mehrere Jahre erfolgt, ist das Budget für dieses Jahr aber
längst verplant - neue Anträge gab es dieses Jahr gar nicht, im Mai 2023 musste
das Ministerium aufgrund der hohen Nachfrage und beschränkten Mitteln einen
Förderantragsstopp verhängen. Vergeblich setzte sich der Verband Game dafür ein,
das jährliche Förderbudget auf 125 Millionen aufzustocken.

Im Januar 2025 könnten beim Wirtschaftsministerium wieder neue Anträge
eingereicht werden. "Das würde bedeuten, dass die Unternehmen über anderthalb
Jahre lang wieder auf das international nicht konkurrenzfähige Niveau von vor
Einführung der Games-Förderung zurückgeworfen wären", moniert
Verbandsgeschäftsführer Falk. "In einem so dynamischen Umfeld wie dem
Games-Markt hat man damit kaum eine Chance." Die Entwickler-Studios hätten
hierzulande 30 Prozent höhere Kosten als in anderen Staaten, wo die Firmen
verlässlich gefördert werden. "Nur mit international vergleichbaren und
planbaren Bedingungen können wir zum Leitmarkt werden - ein Ziel, das die
Bundesregierung selbst ausgegeben hat."

Der 33 Millionen Euro schwere Sondertopf bei der Kultur- und
Medienbeauftragten Roth sollte die Sorgenfalten in der Entwicklerszene glätten.
Geschehen ist das bisher aber noch nicht. "Das Bundeswirtschaftsministerium und
die Bundesbeauftragte sollten sich zusammensetzen und eine schnelle Lösung
finden, damit es eine Förderung aus einem Guss gibt", sagt Falk. Eine Sprecherin
der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) sagte, dass sich beide Häuser
noch über die Ausgestaltung der Gamesförderung abstimmten.

Bei Games-Entwicklern und -Publishern (Produzenten) sind in Deutschland
derzeit rund 12 000 Menschen beschäftigt. Zu den größeren Firmen gehört die
Deutschlandtochter des französischen Konzerns Ubisoft, der Studios in
Düsseldorf, Berlin und Mainz hat. Die Firma entwickelt unter anderem das
Strategiespiel "Anno 1800". Von Crytek aus Frankfurt stammt das Actionspiel
"Hunt:Showdown" und von Deck13 (ebenfalls Frankfurt) das Actiongame "Atlas
Fallen". In "June's Journey" von Wooga aus Berlin geht es um Kriminalfälle und
in "Goodgame Empire" von Goodgame aus Berlin um Strategieaufgaben./wdw/DP/mis

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