29.03.2024 16:10:06 - dpa-AFX: POLITIK: Russische Journalistin wegen Nawalny-Berichterstattung verhaftet

MOSKAU (dpa-AFX) - Nach jahrelanger Berichterstattung über den mittlerweile
gestorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny ist eine Journalistin in Russland
verhaftet worden. Das Basmanny-Gericht in Moskau begründete die
Untersuchungshaft für Antonina Faworskaja am Freitag damit, dass sie sich
angeblich für Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung engagiert haben soll, die
Russland schon vor längerer Zeit als "extremistische Organisation" verboten hat.
Sowohl ihr Medium "SotaVision" als auch Nawalnys Team weisen das allerdings als
Vorwand zurück, um die kritische Journalistin zum Schweigen zu bringen. Ihr
drohen bis zu sechs Jahre Haft.

Anders als in der Anklage behauptet, habe Faworskaja nie Materialien für den Nawalny-Fonds FBK publiziert, schrieb Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf der
Plattform X (früher Twitter). "Eine Journalistin wird wegen ihrer
journalistischen Tätigkeit beschuldigt", fügte sie hinzu. "Das ist keine
Überraschung, aber was für eine Finsternis." Seit Beginn des Angriffskriegs
gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren geht Russland auch im eigenen Land
immer repressiver gegen kritische Stimmen vor.

Faworskaja hatte Angaben ihres Mediums zufolge über fast alle Prozesse
berichtet, die gegen Nawalny auch nach seiner Inhaftierung Anfang 2021 weiter
liefen. Nach seinem Tod am 16. Februar besuchte sie zudem mehrmals das Grab des
Oppositionspolitikers in Moskau und dokumentierte, wie Menschen auch nach der
Beerdigung noch tagelang in Scharen kamen und Blumen ablegten.

Nach einem dieser Friedhof-Besuche wurde sie am 17. März von Polizisten in
einem Café festgenommen und zunächst wegen angeblichen Widerstands gegen
Polizeibeamte zehn Tage in eine Arrestzelle gesteckt. Am Tag ihrer geplanten
Freilassung wurde Faworskaja dann erneut festgenommen - dieses Mal unter dem
Vorwurf der Mitwirkung in der Nawalny-Organisation.

Auch mehrere Kolleginnen der Journalistin sowie ein Vertreter eines anderen
kremlkritischen Mediums wurden festgesetzt. Dieser berichtete später, dass er
von Sicherheitsbeamten geschlagen und mit sexualisierter Gewalt bedroht wurde,
wie die Bürgerrechtsorganisation OVD-Info mitteilte./haw/DP/he

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