29.03.2024 14:18:20 - dpa-AFX: ROUNDUP: 'Wall Street Journal' erinnert an inhaftierten Reporter Gershkovich

NEW YORK (dpa-AFX) - Am Jahrestag der Festnahme des US-Journalisten Evan
Gershkovich in Russland hat die Zeitung "Wall Street Journal" an ihren Reporter
erinnert und seine umgehende Freilassung gefordert. Gershkovich werde seit zwölf
Monaten eine normale Existenz gestohlen
- ein Jahr voller verpasster Hochzeiten, Reporterreisen und Ausflüge
mit Freunden, hieß es am Freitag auf der "WSJ"-Homepage. Dazu berichtete die
Zeitung umfassend über seine Inhaftierung und Bedrohungen der Pressefreiheit
weltweit. In der Print-Ausgabe blieb ein wie ein Kommentar von Gershkovich
gestalteter Seitenteil weitgehend leer bis auf die Überschrift: "Diese
Geschichte kann nicht geschrieben werden".

Der Russland-Korrespondent, der am 29. März 2023 auf einer Reportagereise in Jekaterinburg festgenommen wurde, habe eine vollständige Presseakkreditierung
des russischen Außenministeriums besessen und sei verhaftet worden, während er
seinen Job machte, schrieb das Blatt. Russland wirft dem 32-Jährigen Spionage
für die USA vor. Gershkovich und sein Arbeitgeber weisen die Vorwürfe zurück.
Auch nach Ansicht der US-Regierung wird Gershkovich zu Unrecht festgehalten.

Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich zum Schicksal des Reporters.
"Journalismus ist kein Verbrechen", hieß es am Freitag in einem Statement des
Weißen Hauses. Gershkovichs Festnahme bezeichnete Biden als ungerecht und
illegal. Man arbeite daran, seine Freilassung zu erzielen. Biden erinnerte in
der Mitteilung auch an weitere in russischer Haft sitzende US-Bürger und
kritisierte "Russlands ungeheuerliche Versuche", sie als Verhandlungsmasse
nutzen.

Erst am Dienstag hatte ein Moskauer Gericht die Untersuchungshaft von
Gershkovich um weitere drei Monate verlängert. Laut "WSJ" sitzt er im
berüchtigten Lefortowo Gefängnis ein, wo er weitgehend isoliert von der
Außenwelt sei und 90 Prozent des Tages in einer kleinen Zelle verbringe. Zuletzt
hatte Kremlchef Wladimir Putin öffentlich signalisiert, dass er bereit sei,
Gershkovich gegen im Westen inhaftierte Russen auszutauschen.

Russland sei weltweit eines der gefährlichsten Länder, um journalistisch
tätig zu sein, schrieb das "WSJ" am Freitag. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies
die Einschätzung zurück. In Russland gebe es jetzt zwar eine "strenge
Gesetzgebung", doch seien die Regeln klar und verständlich. "Diejenigen, die
dagegen verstoßen, werden bestraft", sagte Peskow./juw/DP/he

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