28.03.2024 11:34:34 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Schlichtung bringt Lufthansa nur in Teilen Tariffrieden

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FRANKFURT (dpa-AFX) - Lufthansa -Passagiere können durchatmen. Zumindest für Ostern und die Tage danach drohen bei der Kerngesellschaft des
größten Luftverkehrskonzerns Europas keine neuen Streiks, und auch die deutschen
Flughäfen bleiben mindestens bis zum 7. April von weiteren Arbeitskämpfen
verschont. Doch die von Schlichtern erreichte Einigung mit Verdi für das
Bodenpersonal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Konzern mit seinen
zahlreichen Tarifpartnern weitere Konflikte schwelen, die den Flugbetrieb
jederzeit wieder stören könnten.

Das jüngste Beispiel liefern die Crews der österreichischen
Tochtergesellschaft Austrian, die mit einem Streik bis Freitagmittag rund 400
Flüge ausfallen lassen. Betroffen sind rund 50 000 Passagiere, denen kostenlose
Umbuchungen oder Stornierungen angeboten werden. Piloten und Flugbegleiter
wollen mit ihren Gehältern zu den Kollegen der Lufthansa aufschließen und
beziffern die Lücke auf 40 Prozent.

Es ist die Vielzahl der Flugbetriebe und Gewerkschaften, die das Tarifleben
bei der streikempfindlichen Lufthansa so schwer macht. Die Schlichter Bodo
Ramelow und Frank-Jürgen Weise hatten am Mittwoch noch die Hoffnung geäußert,
der mühsam erreichte Kompromiss für das Bodenpersonal möge Ausgangspunkt für
eine "neue Lufthansa" sein, die einig gegen die teils unfair subventionierte
Konkurrenz anfliege. Auch Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky versprach,
nun "gemeinsam Hand in Hand" für eine gute Lufthansa und ein gutes Produkt zu
kämpfen.

Gut zuhören, Differenzen aufzeigen

Nach eigenem Bekunden hörten die Schlichter vor allem gut zu, zeigten
Differenzen auf und brachten dann die Sozialpartner dazu, selbst Lösungen zu
finden. Man habe keinen Ehrgeiz entwickelt, eigene Vorschläge zu machen, sagte
Thüringens Ministerpräsident Ramelow, der sich auch als Lufthansa-Kunde einen
funktionierenden Betrieb wünscht. Viele Elemente, die letztlich zur Lösung
beigetragen hätten, seien bereits in den Tarifverhandlungen enthalten gewesen.

Reschinsky wie auch Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann rechneten
fest damit, dass ihre Gremien den Vorschlägen der Schlichter folgen und noch am
Donnerstag ein Eckpunktepapier festzurren. Der neue Vertrag für die rund 25 000
Bodenbeschäftigten soll zwei Jahre gelten. Damit sind unbefristete Streiks
dieser Beschäftigtengruppe abgewendet. In einer Urabstimmung hatten bereits mehr
als 90 Prozent der Beschäftigten für unbefristete Streiks gestimmt. Sie müssen
nun erneut befragt werden.

Eine Urabstimmung und eine erste Streikrunde haben die rund 19 000
Flugbegleiterinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionaltochter
Lufthansa Cityline bereits hinter sich. Die Verhandlungen laufen seitdem weiter.
Ein Ergebnis ist vorerst nicht absehbar. Die Kabinengewerkschaft Ufo hat 15
Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von eineinhalb Jahren gefordert.
Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro
sowie höhere Zulagen erreichen.

Streit auch bei Discover

Noch mehr Sprengstoff birgt der Konflikt um die vergleichsweise junge
Ferienflugtochter Discover Airlines, die auch knapp drei Jahre nach ihrer
Gründung noch keine Tarifverträge für ihre rund 2000 Beschäftigten hat. Sowohl
die Piloten der Vereinigung Cockpit als auch das von Ufo organisierte
Kabinenpersonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke für Mantel
und Vergütung zu erzwingen. Bislang ohne Erfolg, zumal die Lufthansa dem
Vernehmen nach auch mit Verdi über mögliche Tarifverträge bei der Tochter
spricht. Sollte Verdi den Zuschlag bekommen, wäre das Verhältnis mit den beiden
anderen Gewerkschaften, die vor allem bei der Kern-Airline stark sind, erheblich
belastet.

Keinen Einfluss hat die Lufthansa auf die Tarifverhandlungen für die rund 25 000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen, die an den Flughäfen
außerhalb Bayerns Passagiere und Gepäck kontrollieren. Auch hier hat Verdi
bereits mehrere Warnstreikwellen organisiert und Flughäfen lahmgelegt. Die
Lösung soll nun eine Schlichtung bringen, die am 5. April unter Leitung des
Bremer Finanzstaatsrats Hans-Henning Lühr startet./ceb/DP/mis
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