29.02.2024 16:34:26 - dpa-AFX: ROUNDUP 3: Aixtron erwartet 2024 weniger Wachstum - AMS-Osram macht Börse Sorgen

(neu: Äußerungen aus Telefonkonferenz zum Geschäftsausblick und F&E-Kosten
in den Absätzen 6, 8, 10)

HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Der Chipindustrie-Ausrüster Aixtron
rechnet 2024 mit zumindest deutlich langsamerem Wachstum. Gegenwind liefert laut
Experten etwa ein trägerer E-Auto-Markt. Für das kommende Jahr 2025 erwartet
Unternehmenschef Felix Grawert laut Mitteilung vom Donnerstag dann aber wieder
einen starken Erlösanstieg, "getragen durch die nächste Wachstumswelle im
Bereich Leistungselektronik." Ob die Streichung eines LED-Schlüsselprojekts beim
Kunden AMS-Osram diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung
macht, wird sich zeigen. An der Börse sorgte die Nachrichten von AMS-Osram für
Verunsicherung.

Die Aixtron-Papiere notierten am Nachmittag noch rund 17 Prozent im Minus
bei 26,20 Euro, was den letzten Platz im MDax bedeutete. Der
Kursverlust 2024 wuchs damit auf fast ein Drittel. Allerdings blicken Anleger
auch auf fünf Gewinnjahre in Folge mit einem Anstieg um insgesamt rund 360
Prozent zurück.

Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion von einem eher tristen
Geschäftsausblick. Als Stimmungsdämpfer kämen die Nachrichten von AMS Osram
hinzu. Das Unternehmen stutzte aufgrund einer unerwarteten Auftragsstornierung
bei einem wichtigen LED-Projekt die Mittelfristziele. Deswegen würden die
Nutzungsmöglichkeiten aller zu dieser Strategie gehörenden Vermögenswerte
hinterfragt, hieß es. Betroffen ist auch die neue 8-Zoll-LED-Fabrik in Kulim in
Malaysia.

Die Projektstreichung bei AMS-Osram sende negative Signale für das
mittelfristige Wachstum des Anlagelieferanten Aixtron, sagte der Händler. Die
hohen Markterwartungen für 2025 und die folgenden Jahre basierten auch auf einer
zunehmenden Verwendung von MicroLEDs durch Konsumelektronikanbieter. Da nun ein
großer Konzern erst einmal Abstand davon nehme, erscheine die Wachstumserwartung
an Aixtron zu optimistisch. Laut der Einschätzung von Olivia Honychurch von
Jefferies Research handelt es sich bei dem Konzern um Apple .

Noch macht das Geschäft mit Anlagen zur MicroLED-Herstellung bei Aixtron
allerdings nur einen kleinen Teil aus - 2023 waren es rund 11 Prozent.
Gleichwohl erwarteten Experten für die kommenden Jahre eigentlich ein Wachstum
dieser Aktivitäten.

Für 2024 geht Aixtron erst einmal davon aus, dass die Erlöse 630 bis 720
Millionen Euro erreichen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag in
Herzogenrath mitteilte. Nach einem Umsatzanstieg um 36 Prozent auf knapp 630
Millionen Euro 2023 wäre das bestenfalls ein Plus von gut 14 Prozent. Die
aktuellen Neuigkeiten von AMS-Osram hätten keinen Einfluss auf die
Wachstumserwartungen für 2024 und 2025, sagte Aixtron-Chef Grawert in einer
Telefonkonferenz mit Analysten. Mittelfristig sieht ein erster Experte aber
durchaus Gegenwind. Hier werde ohnehin mit Blick auf MicroLED nur mit Test- und
Pilotanlagen geplant. Bis diese Technologie in Unterhaltungselektronik breit
Anwendung finden werde, werde es noch etwas dauern.

Dass die Prognosespanne für 2024 größer als in der Vergangenheit üblich sei, liege wohl auch an der zunehmenden Größe von Einzelaufträgen sowie Unsicherheit
in puncto Exportlizenzen, sagte Jefferies-Expertin Honychurch weiter. Mit
letzterem hatte Aixtron, wie andere Halbleiterunternehmen auch, 2022 und 2023
teils Probleme. Hintergrund waren Personalengpässe bei den Genehmigungsbehörden
sowie ein kritischerer Blick westlicher Staaten auf Technologien, die an
chinesische Kunden verkauft werden.

Die Lage bei den Genehmigungen habe sich gegen Ende 2023 normalisiert, sagte Grawert im Analysten-Gespräch. Gleichwohl könne nicht ausgeschlossen werden,
dass sich dies noch einmal ändere. Daher und wegen der Unsicherheiten rund um
die Folgen des langsameren Wachstums der Elektromobilität sei der Ausblick so
weit gefasst. Wenn alles "normal" laufe, dürfte die obere Hälfte der avisierten
Umsatzspanne erreicht werden.

Als Gewinn vor Zinsen und Steuern sollen vom Umsatz im Jahr 2024 etwa 24 bis 26 Prozent hängen bleiben. Die Analystenschätzung liegt beim Umsatz in der
oberen Hälfte der Spanne, bei der operativen Gewinnmarge allerdings über dem
Ziel des MDax-Konzerns.

Im vergangenen Jahr schaffte Aixtron eine Marge von 25 Prozent, womit sich
ein operatives Ergebnis von 156,8 Millionen Euro ergab. Das waren 50 Prozent
mehr als 2022. Analysten hatten sich etwas mehr erhofft. Allerdings gab Aixtron
2023 deutlich mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus, um das künftige
Unternehmenswachstum anzutreiben. Die Forschungs- und Entwicklungskosten werden
2024 laut Grawert nochmal etwas steigen, sollen 2025 dann aber wieder auf das
Niveau von 2023 oder darunter fallen.

Zudem erfolgte im Schlussquartal der Spatenstich für den Bau eines
Innovationszentrums am Hauptsitz in Herzogenrath, das insgesamt rund 100
Millionen Euro kosten soll. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen im
vergangenen Jahr 145,2 Millionen Euro und damit 45 Prozent mehr als 2022. Die
Dividende soll nun um 0,09 Cent auf 0,40 Euro je Anteilschein steigen.

Mit Blick auf das laufende Jahr hatte Analystin Madeleine Jenkins von der
Schweizer Bank UBS unlängst schon vor zu hohen Erwartungen gewarnt, auch weil
das Wachstum des gesamten Marktes für Elektroautos nachlasse. Zudem verwies sie
im Speziellen auf den Elektroautopionier Tesla , der im Januar für
2024 ein wahrscheinlich langsameres Wachstum der Auslieferungen in Aussicht
gestellt hatte und die nächste Wachstumswelle auf Basis neuer Plattformen 2025
sieht. Das sei wichtig, weil Tesla einer der größten Verbraucher von
Siliziumcarbid-Chips sei und weil es ein Signal für die Entwicklung des
Elektroautomarktes insgesamt sei.

Im alten Jahr profitierte Aixtron aber noch deutlich vom Kapazitätsausbau
durch Chipkonzerne und ging mit einem Auftragsbestand für Anlagen in Höhe von
353,7 Millionen Euro ins neue Jahr. Kunden stecken aktuell viel Geld in die
Produktion moderne Chips. So sind Elektronikchips auf Siliziumcarbid-Basis (SiC)
energieeffizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips, was
Voraussetzung etwa für Schnellladetechnik für E-Autos ist. Zudem ermöglichen sie
den Bau kleinerer Batterien bei gleicher Reichweite. Auch mit Blick auf den
Ausbau der Alternativen Energien werden Hochvolt-SiC-Bauelemente interessanter.

Thema sind aber auch Leistungs- und Hochfrequenz-Elektronikchips auf Basis
von Galliumnitrid (GaN). Diese haben klassische Siliziumteile in
Schnelllade-Netzteilen etwa von Smartphones mittlerweile ersetzt. Weitere
Anwendungen dürften folgen. "Wir sehen eine steigende Nachfrage für Anwendungen
in weltweiten Rechenzentren oder bei Solaranlagen", hatte Aixtron-Chef Grawert
im Herbst gesagt./mis/la/he/men/lew/stk/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Apple 865985 NASDAQ 189,860 15.05.24 21:30:45 +2,430 +1,30% 189,850 189,860 187,910 187,430
AIXTRON SE NA O.N. A0WMPJ Xetra 23,700 15.05.24 17:36:28 +1,090 +4,82% 0,000 0,000 22,700 22,610
AMS-OSRAM AG A118Z8 Frankfurt 1,440 15.05.24 19:43:15 +0,095 +7,06% 1,400 1,444 1,370 1,345

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