15.05.2024 11:52:15 - dpa-AFX: SPORT/'Sehr zuversichtlich': Deutsches Werben um Frauen-WM

BANGKOK (dpa-AFX) - Bernd Neuendorf muss kurz warten, als Clarence Seedorf
im Foyer des noblen FIFA-Hotels in Bangkok Autogramme für Fans schreibt und alte
Weggefährten begrüßt. Danach steht für die Delegation mit dem DFB-Präsidenten
und dem früheren Oranje-Star der nächste Termin an, um für die gemeinsame
Bewerbung aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden um die Frauen-WM 2027 zu
werben.

Am Freitag vergibt der Fußball-Weltverband beim Kongress in der
thailändischen Hauptstadt das Turnier. Einziger Kontrahent des europäischen
Trios ist Brasilien. Der Deutsche Fußball-Bund präsentiert sich kurz vor der
Abstimmung zuversichtlich - trotz kniffliger Ausgangslage. Er führe "viele
Gespräche", sagte Neuendorf, der im Council des Weltverbands sitzt. "Wir werden
alles reinwerfen, dass wir am Ende des Tages doch die Nase vorne haben."

Wie groß sind die Chancen?

Brasilien wird international als leichter Favorit im Endspurt um die letzten Stimmen angesehen. Erstmals könnte eine Weltmeisterschaft der Fußballerinnen in
Südamerika steigen. Die Europäer wollen ihrerseits mit einer nachhaltigen WM der
kurzen Wege punkten.

"Wir sind sehr selbstbewusst", sagt Neuendorf. "Wir glauben, dass wir eine
ausgezeichnete Bewerbung vorgelegt haben und werden bis zum letzten Moment alles
dafür tun, dass sie auch erfolgreich ist". Zumindest die anderen europäischen
Verbände dürften geschlossen hinter Deutschland & Co. stehen. Das
südamerikanische Lager setzt unter anderem fest auf die Stimmen aus Nord- und
Mittelamerika sowie der Karibik. Die USA und Mexiko hatten ihre Bewerbung
kürzlich zurückgezogen und einen neuen Anlauf für 2031 angekündigt.

Wie wichtig ist der Evaluationsbericht der FIFA?

Der Weltverband bewertete vorab Aspekte der Bewerbungen wie die
Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Menschenrechte und rechtliche Fragen. Dabei
erhielt die Dreier-Bewerbung ein etwas schlechteres Ergebnis als Brasilien.
Beide Bewerbungen erfüllen demnach zwar alle Mindestvorgaben. In der Bewerbung
der Europäer bestünde aber "eine Reihe von rechtlichen Risiken". Die Regierungen
der Länder hätten die rechtliche Durchsetzbarkeit von eingereichten staatlichen
Unterstützungsdokumenten nicht vollständig garantiert, hieß es.

Auch wenn die Gesamtnote "geringfügig" unter der Brasiliens liege, werde
diese als Bestätigung der gemeinsamen Bewerbung gewertet, sagte ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums der dpa. Die Verbände könnten "zuversichtlich und
selbstbewusst" in die Wahl gehen. Die Dreier-Kandidatur bekam unter anderem für
die kurzen Wege und die Nachhaltigkeit eine exzellente Bewertung.

"Auf geht's zum Sieg", schrieb Brasiliens Sportminister André Fufuca
euphorisch nach Veröffentlichung des FIFA-Berichts. Neuendorf & Co. müssen die
Verbände nun überzeugen, dass der Bericht nicht ausschlaggebend für die
Stimmabgabe ist.

Wie wird die WM vergeben?

Erstmals entscheidet der Kongress des Weltverbands über die Vergabe einer
Frauen-WM. Ohne die vier Bewerberländer dürfen am Freitag (4.00 Uhr/MESZ) im
Queen Sirikit National Convention Center bis zu 207 Mitgliedsverbände der FIFA
ihre Stimme abgegeben. Die vorige Weltmeisterschaft 2023 hatte noch das Council
an Australien und Neuseeland vergeben. Die Stimmen der einzelnen
Nationalverbände werden nach der Wahl veröffentlicht.

Wie soll eine WM in Deutschland, Belgien und den Niederlanden aussehen?

Das europäische Trio hat sich mit insgesamt 13 Städten beworben, die genaue
Zahl würde bei einem Zuschlag die FIFA noch festlegen. Alle geplanten deutschen
Spielorte liegen im Westen: Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln. Laut
FIFA-Evaluationsbericht wurde Amsterdam als Ort des Eröffnungsspiels
vorgeschlagen, das Finale solle in Dortmund steigen. Es wäre die erste
Fußball-WM der Frauen in Deutschland seit 2011./lü/DP/zb

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