16.05.2024 11:55:11 - dpa-AFX: Aktionärsschelte für Deutsche-Bank-Manager

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Postbank-Durcheinander hat der
Deutschen-Bank-Führung viel Kritik von Aktionärsseite eingebracht. "Die Probleme
bei der IT-Migration der Postbank sind eine Blamage. Eine Bank darf ihre Kunden
nicht so im Regen stehen lassen, wie das bei der Postbank geschehen ist", sagte
Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment am Donnerstag bei der
Hauptversammlung, die erneut nicht als Präsenzveranstaltung stattfand.
Deka-Vertreter Andreas Thomae bilanzierte, in der Privatkundenbank habe es im
vergangenen Jahr "lichterloh gebrannt": "Die vielen Kundenbeschwerden im Zuge
der Postbank-Integration haben Sie nicht nur Geld, sondern auch Reputation
gekostet."

Die Übertragung des Kundengeschäfts der Postbank auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr hatte nicht reibungslos funktioniert.
Zeitweise konnten Kunden nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen
verzögerten sich, Menschen mit Pfändungsschutzkonten kamen vorübergehend nicht
an dringend notwendiges Geld. Weil sich die Probleme häuften, schickte die
Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten.

Sowohl Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts als auch Konzernchef Christian
Sewing bekräftigten in ihren bereits vorab veröffentlichten Reden zur
Hauptversammlung, die Bank sei in diesem Fall ihrem Qualitätsanspruch nicht
gerecht geworden und habe Kunden enttäuscht. Klar sei, dass die Bank "noch mehr
Arbeit" vor sich habe, um ihren "Kundenservice weiter zu verbessern", führte
Sewing aus.

Allerdings zeichnete sich in Sachen Postbank jüngst weiterer Ärger für
Deutschlands größtes Geldhaus ab: In einem seit Jahren laufenden Rechtsstreit
mit ehemaligen Postbank-Aktionären deutete das Oberlandesgericht Köln an, dass
es zugunsten der Kläger entscheiden könnte. Die Deutsche Bank
legte daher vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurück - eine Bürde für das
Konzernergebnis des laufenden Jahres.

Im Kern geht es um die Frage, ob die 2010 beschlossene Zwangsabfindung der
Minderheitsaktionäre der Postbank angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht
schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für das Institut 2010 faktisch die
Kontrolle über das Bonner Institut hatte.

Deka-Vertreter Thomae zeigte sich angesichts der plötzlichen
Milliardenrückstellung, die die Bank nur einen Tag nach einem rekordverdächtigen
Quartalsergebnis öffentlich machte, verärgert: "Das muss man sich mal auf der
Zunge zergehen lassen: 1,3 Milliarden Euro. Quasi aus dem Nichts. Wie konnte es
zu solch einer Fehleinschätzung von Ihrer Seite kommen, Herr Sewing?"
Konzernchef Sewing betonte: "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die
Deutsche Bank vor dem Wirksamwerden des Kaufvertrages und auch vor Freigabe des
Kaufvertrages durch die Kartellbehörden und die Bafin noch keine Kontrolle über
die Postbank hatte."/ben/DP/stw
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Deutsche Bank Aktiengesellscha 514000 NYSE 16,680 31.05.24 03:02:26 -0,060 -0,36% 16,740 16,780 16,480 16,680

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