20.06.2024 15:56:13 - dpa-AFX: OECD: Geburtenrate hat sich innerhalb von 60 Jahren halbiert

PARIS (dpa-AFX) - Die Geburtenrate pro Frau ist in den Mitgliedsländern der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in den
vergangenen 60 Jahren um etwa die Hälfte geschrumpft. Während Frauen 1960 im
Schnitt 3,3 Kinder zur Welt brachten, waren es 2022 nur noch etwa 1,5, wie die
in Paris sitzende OECD in einem am Donnerstag erschienenen Bericht schrieb. Die
Organisation warnte, die niedrige Geburtenrate könne ernsthafte wirtschaftliche
und soziale Folgen haben.

Der OECD zufolge liegt das Level, mit dem die Bevölkerung konstant gehalten
würde, bei 2,1 Kindern pro Frau. Durch die gesunkene Rate droht der Organisation
zufolge eine zunehmend alternde Bevölkerung und dadurch ein geringerer
Bevölkerungsanteil derjenigen Menschen, die arbeiten gehen. Auf Regierungen
kämen so höhere Ausgaben für Renten und Gesundheitsleistungen zu.

In Deutschland bekamen Frauen den Angaben zufolge 1960 im Schnitt 2,4
Kinder. 2022 waren es durchschnittlich knapp 1,5. Die niedrigste Geburtenrate
gab es demnach Mitte der 1990er-Jahre mit 1,2 Kindern pro Frau. Der OECD zufolge
lag dies an einem Geburtenrückgang in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung.
Besonders niedrig liegt die Geburtenziffer der OECD zufolge in Südkorea. Dort
bekamen Frauen im vergangenen Jahr im Schnitt 0,7 Kinder.

Heutzutage bekommen Frauen laut OECD auch später Kinder. Im Jahr 2000 waren
Mütter bei der Geburt im Schnitt 28,6 Jahre alt. 2022 waren sie durchschnittlich
30,9 Jahre alt. In Deutschland stieg das Durchschnittsalter im gleichen Zeitraum
von 28,8 auf 31,4 Jahre.

Die OECD-Staaten nutzen Stefano Scarpetta, dem Leiter der Abteilung für
Arbeit und Soziales bei der OECD, zufolge viele Mittel, um Familien zu
unterstützen. Dennoch: "Die wirtschaftlichen Kosten und die langfristige
finanzielle Unsicherheit dadurch, Kinder zu bekommen, beeinflusst die
Entscheidung, Eltern zu werden, weiterhin stark." Um es Menschen leichter zu
machen, Kinder zu bekommen, müssten Staaten Familien umfassend und verlässlich
unterstützen. "Dazu gehört bezahlbares Wohnen, Familienpolitik, die dabei hilft,
Arbeit und Familie zu vereinen, und eine Kohärenz mit anderen politischen
Maßnahmen, die Zugang zu guten Jobs und Karrieremöglichkeiten für Frauen
fördern."

Die OECD vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft
bekennen. Mittlerweile sind neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den
USA und Japan auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglied. Insgesamt
gehören 38 Staaten der OECD an./rbo/DP/jha

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