20.05.2024 06:22:49 - dpa-AFX: Weininstitut: Nasskaltes Wetter könnte dem Jahrgang schaden

BODENHEIM (dpa-AFX) - Nasskaltes Wetter im Frühjahr könnte nach Einschätzung
des Deutschen Weininstitut (DWI) negative Folgen auf den Ertrag des aktuellen
Jahrgangs haben. "Das diesjährige April-Wetter hat für enorme Gegensätze
gesorgt, und der Mai war bisher historisch nass", sagte Institutssprecher Frank
R. Schulz in Bodenheim der Deutschen Presse-Agentur. Starkregen, Spätfröste und
Hagel könnten die Rebblüte gefährden, die ab jetzt bis Juni anstehe.

"Starkregen ist auch im späteren Vegetationsverlauf sehr gefährlich. Es
drohen ein Aufplatzen der Beerenhäute sowie das Eindringen von Schädlingen und
Fäulnis", erklärte Schulz. Zudem könnten Spätfröste frühe Triebe ruinieren.
"Selbst wenn der Rebstock erneut austreibt, ist der Ertrag dann stark
reduziert."

Paradoxerweise seien die deutschen Weinerzeuger nach Einschätzung des
Deutschen Weininstituts im Großen und Ganzen bislang Gewinner des Klimawandels.
"In den vergangenen 30 Jahren ist die Durchschnittstemperatur während der
Vegetationsperiode von April bis Oktober um über ein Grad Celsius angestiegen.
Aufgrund der zunehmenden Erwärmung erreichen die Trauben höhere Reifegrade - was
letztendlich zu besseren Weinqualitäten führt", hieß es. Bis in die 70er Jahre
hätten die Trauben in manchen Jahren nur die Mindestreife erreicht.

Risiken des Klimawandels

Es gebe aber auch die Kehrseite der Medaille. "Insbesondere während der
vergangenen zwei bis drei Jahre zeigten sich zunehmend die Risiken des
Klimawandels auch für den Weinbau." Wetterextreme wie Hagelschäden oder
Sonnenbrand an Trauben hätten zugenommen. Vom Sonnenbrand geschädigte Beeren
trocknen ein und sind nicht mehr verwendbar. "Probleme bereitet dies bei der
Rotweinbereitung. Geschädigte Beeren müssen mühevoll ausselektioniert werden, da
sie sonst Bittertöne im Wein hervorrufen würden." Mit dem Klimawandel würden
auch neue Krankheiten Einzug in die deutschen Weinberge halten.

Immer öfter sei in den von Trockenheit betroffenen jüngeren Weinbergen eine
Bewässerung erforderlich, teilte das Weininstitut mit - wobei ältere Reben mit
ihren bis zu 10 bis 15 Meter tiefen Wurzeln die Trockenphasen immer noch relativ
gut überstehen würden. "Aber auf leichten Böden mit geringer Wasserspeicherkraft
kann starke Trockenheit auch in älteren Weinbergen zu Trockenschäden
führen."/wo/DP/zb

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