19.05.2024 16:53:50 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP 3/Helikopterunfall: Rettungsteams suchen nach Irans Präsident

(aktualisierte Fassung)

TEHERAN (dpa-AFX) - Nach einem Unfall eines Helikopters mit dem iranischen
Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord suchen 40 Rettungsteams nach dem Unglücksort.
Wie iranische Staatsmedien am Sonntagabend (Ortszeit) berichteten, war das
Schicksal der Besatzung zunächst völlig unklar. Berichten iranischer Medien
zufolge bestand kein Kontakt zum Team um den Präsidenten, was unter
Regierungsanhängern große Sorgen schürte. Die Retter suchten demnach mit
Spürhunden und Drohnen.

Raisi war zusammen mit Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian auf der
Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan,
Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie einen Staudamm eingeweiht. Es sollte ein
Zeichen der Kooperation sein, nachdem die Beziehung der Nachbarländer zuletzt
angespannt war. Der Helikopter verunglückte dann in Irans Provinz
Ost-Aserbaidschan in einer bergigen Waldregion. Mit an Bord war auch der
Gouverneur sowie der Freitagsprediger aus der Provinzhauptstadt Tabris.

Innenminister Ahmad Wahidi zufolge haben die Rettungskräfte wegen des
Wetters und der Beschaffenheit des Geländes keinen einfachen Zugang zum
Absturzort. Daher gebe es keine genauen Informationen über die Lage vor Ort. Ein
Reporter im Staatsfernsehen stand während einer Live-Schalte aus der Provinz
mitten in dichtem Nebel.

In den sozialen Medien wurde gemutmaßt, dass sowohl Präsident Raisi als auch Außenminister Amirabdollahian etwas zugestoßen sei. Irans Regierung warnte
jedoch vor unbestätigten Informationen.

Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt
angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge
und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von
1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es
zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen.

Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident des Irans vereidigt. Der 63
Jahre alte, erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell der Nachfolger von
Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als
Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des
Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl im Juni
mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Seine Regierung steht seit Jahren
wegen der repressiven Politik und der Wirtschaftskrise in der Kritik.

Der 1960 in Maschhad im Nordosten des Iran geborene Raisi gilt innerhalb des islamischen Systems als sehr einflussreich. Er pflegt ein enges Verhältnis zu
Chamenei. Raisi war über drei Jahrzehnte in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde
er zum Justizchef ernannt. Ihm wird nachgesagt, dass er in seiner früheren
Funktion als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen
politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sei. Laut Verfassung ist Raisi
Regierungschef, Chamenei ist als Staatsoberhaupt mächtiger und hat in allen
strategischen Belangen das letzte Wort./str/pey/arb/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH