09.07.2024 15:36:12 - dpa-AFX: Putin und Modi beschwören in Moskau enge Kooperation

MOSKAU (dpa-AFX) - Der russische Präsident Wladimir Putin und der indische
Premierminister Narendra Modi haben bei ihren offiziellen Gesprächen in Moskau
die engen und jahrzehntealten bilateralen Beziehungen gelobt. Indien und
Russland verbinde eine "privilegierte strategische Partnerschaft", sagte Putin
bei dem Treffen im Kreml. Der Handel zwischen beiden Nationen sei im vergangenen
Jahr um 60 Prozent gestiegen. Nach Angaben des indischen Handelsministeriums
erreichte er umgerechnet 60,5 Milliarden Euro, wobei die indischen Importe von
Öl und Dünger aus Russland den größten Teil ausmachen.

"Jeder Inder fühlt in seinem Herzen, dass Russland ein Freund Indiens in
guten und schlechten Zeiten ist", betonte Modi bei einem Treffen mit Vertretern
der indischen Community in Moskau. "Diese Beziehung basiert auf einem starken
Fundament aus gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt." Der 73-Jährige
lobte auch die Führungsqualitäten von Putin (71).

China als unsichtbares Thema

Indien hat historisch gewachsene gute Beziehungen zu Russland. Der
Subkontinent unterhält aber auch gute Beziehungen zu westlichen Ländern, die
angesichts eines immer aggressiver auftretenden Chinas vermehrt mit Indien
zusammenarbeiten wollen. Russlands Nähe zu China ist Indien hingegen ein Dorn im
Auge.

"Indien wird als starke Säule der neuen, entstehenden, multipolaren
Weltordnung angesehen", betonte Modi. "Wenn Indien über Frieden, Dialog und
Diplomatie spricht, hört die ganze Welt zu. Wann immer die Welt mit einer Krise
konfrontiert ist, ist Indien das erste Land, das dort ankommt."

Pragmatische Haltung Indiens zum Ukraine-Krieg

Beim Ukraine-Krieg nimmt Indien eine pragmatische Haltung ein. Weil
russisches Öl wegen westlicher Sanktionen billig ist, ist Indien zu einem der
größten Abnehmer aufgestiegen. Zugleich ruft die Führung in Neu-Delhi immer
wieder alle Seiten zu Dialog auf. Putin dankte Modi dafür, dass dieser einer
Lösung des Ukraine-Konflikts seine Aufmerksamkeit widme.

Der Kremlchef ist wegen des Haftbefehls des Internationalen
Strafgerichtshofes in seinen internationalen Kontakten eingeschränkt. Umso
aufwendiger wurde seit Montag das Programm für Modi inszeniert. Putin empfing
seinen Gast in seiner Residenz am Standrand von Moskau. Die beiden sprachen nach
Kremlangaben nicht nur drei Stunden miteinander, sie fuhren auch gemeinsam in
einem Elektro-Cart und sahen eine Pferdeshow an.

Kritik aus der Ukraine

Die innige Umarmung Modis für Putin fiel aber zusammen mit den Bildern eines durch Russland zerstörten Kinderkrankenhauses in Kiew und trug ihm Kritik ein.
"Es ist eine große Enttäuschung und ein Tiefschlag für Friedensbemühungen zu
sehen, dass der Führer der größten Demokratie der Welt den blutigsten
Kriminellen der Welt an einem solchen Tag in Moskau umarmt", schrieb der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X. In den sozialen Netzwerken in
Indien wurde Modi eher in Schutz genommen: Wie auch westliche Politiker vertrete
er vor allem die Interessen seines Landes./fko/DP/men

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