24.06.2024 11:22:48 - dpa-AFX: ROUNDUP/Saudi-Arabien: Mehr als 1300 Pilger starben bei Hadsch an Hitze

MEKKA (dpa-AFX) - Während der muslimischen Wallfahrt Hadsch in Saudi-Arabien
sind nach offiziellen Angaben 1301 Menschen aufgrund extremer Hitze gestorben.
Bei der großen Mehrheit der Toten hab es sich um nicht registrierte Pilger
gehandelt, teilte der saudische Gesundheitsminister Fahad Al-Dschaladschel am
Sonntagabend mit.

Unklar ist weiter, aus welchen Ländern wie viele der Opfer stammten. Die
Regierungen mehrerer arabischer Länder teilten mit, dass viele Wallfahrende
offenbar mit einem normalen Touristenvisum anstelle eines speziellen
Pilgervisums nach Saudi-Arabien eingereist waren. Nicht registrierte Pilger
haben in der Regel keinen Zugang zu den für Wallfahrende vorgesehenen
Unterkünften und Transportdiensten.

Viele Tote hätten keine Ausweisdokumente bei sich gehabt, weshalb es dauere, bis sie identifiziert seien und deren Familien informiert werden könnten, sagte
der saudische Gesundheitsminister im Staatsfernsehen Al-Ekhbariya. "Die
unregistrierten Pilger liefen über lange Strecken unter der Sonne ohne Schutz
und Pause. Einige von ihnen waren älter und einige andere hatten chronische
Krankheiten."

Arabische Länder ziehen Konsequenzen

Viele Länder mit muslimischer Bevölkerung hatten am Wochenende Tote beim
Hadsch gemeldet, darunter Indonesien, Indien, Jordanien, Malaysia, der Senegal
und Pakistan. Aus ersten Berichten, dass viele der Toten nicht als Pilger
registriert gewesen seien, zogen einige Länder bereits Konsequenzen.

Aus Ägypten etwa wurden zunächst spezielle Teams nach Mekka entsandt, um
nach Vermissten zu suchen. Des Weiteren wurde der Entzug der Lizenzen von 16
Reiseveranstaltern angeordnet, die illegal Reisen für nicht registrierte Pilger
nach Saudi-Arabien organisiert haben sollen.

Auch in Jordanien wurden laut der Nachrichtenagentur Petra Ermittlungen
eingeleitet, um "die Umstände rund um die Reisen jordanischer Bürger nach
Saudi-Arabien" aufzuklären. Tunesiens Präsident Kais Saied ging noch einen
Schritt weiter und entließ seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim
Schaibi.

Wallfahrt in Gluthitze

Für Muslime sind die heiligen Stätten in Saudi-Arabien als Geburtsstätte des Islam von immenser Bedeutung. Einen zentralen Punkt bildet die Heilige Moschee
mit der Kaaba in Mekka, die gemäß muslimischen Ritualen von jedem Hadsch-Pilger
umrundet werden soll. Die Wallfahrt gehört zu den fünf Grundpflichten des Islam.
Wer es sich leisten kann und körperlich dazu imstande ist, sollte die Reise
mindestens einmal in seinem Leben absolvieren. Manche Muslime pilgern mehrfach
nach Mekka.

In diesem Jahr nahmen rund 1,8 Millionen Pilger teil, im vergangenen Jahr
waren es circa 2 Millionen. Der Hadsch findet stets im letzten Monat des
islamischen Kalenders statt - dieses Jahr begann die Wallfahrt am 14. Juni und
endete am vergangenen Dienstag, wobei einige Pilger noch am Mittwoch Rituale
vollzogen.

Um die Jahreszeit herrscht in der Wüste Saudi-Arabiens sengende Hitze,
tagsüber stiegen die Temperaturen auf um die 50 Grad Celsius. Behörden hatten
die Pilger dazu aufgerufen, Sonnenschirme zu tragen, sich zur besonders heißen
Mittagszeit nicht draußen aufzuhalten und genügend Wasser zu trinken.

Immer wieder tödliche Zwischenfälle

Immer wieder geht die Wallfahrt von Menschenmassen in Gluthitze mit
tödlichen Zwischenfällen einher. Im Jahr 2015 sollen hunderte Menschen im
Gedränge eines Steinwurf-Rituals nahe Mekka zerquetscht oder erstickt sein. Dies
führte zudem zu regionalen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, da
die meisten Todesopfer Iraner waren.

Wenige Wochen zuvor stürzte ein Baukran während der Hadsch-Vorbereitungen
bei starkem Wind in die Heilige Moschee in Mekka. Mehr als 100 Menschen kamen
ums Leben.

1997 brach im Tal von Mina nahe Mekka ein Großbrand bei den Pilgerzelten aus und forderte mehr als 300 Tote. Im selben Areal waren im Jahr 1990 mehr als 1400
Menschen gestorben, als in einem überfüllten Fußgängertunnel die Belüftung
ausfiel und Panik ausbrach./juw/DP/jha

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