26.05.2024 20:34:57 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Stichwahl um Präsidentenamt in Litauen - Nauseda klarer Favorit

(Aktualisierung: Schließung der Wahllokale und Wahlbeteiligung (1. und 3.
Absatz))

VILNIUS (dpa-AFX) - In Litauen haben die Bürgerinnen und Bürger in einer
Stichwahl über ihr künftiges Staatsoberhaupt abgestimmt. Nach der Schließung der
Wahllokale um 20.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MESZ) lief in dem baltischen EU- und
Nato-Land die Auszählung der Stimmen an. Das Ergebnis wurde in der Nacht zum
Montag erwartet.

Als klarer Favorit ging der seit 2019 amtierende Staatschef Gitanas Nauseda
in das Duell. Seine Kontrahentin war Regierungschefin Ingrida Simonyte - wie
schon bei der vorigen Präsidentenwahl.

Nach Angaben der Wahlkommission gab knapp die Hälfte der rund 2,4 Millionen
Berechtigten in dem Land, das an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad sowie
Russlands engen Verbündeten Belarus grenzt, ihre Stimme ab. Damit lag die
Beteiligung deutlich niedriger als bei der ersten Wahlrunde am 12. Mai. Damals
holte Nauseda mit knapp 44 Prozent klar die meisten Stimmen und gewann 57 von 60
Wahlbezirken - aber nicht die absolute Mehrheit. Simonyte kam auf gut 20
Prozent.

Nauseda hat sich als entschlossener Unterstützer der von Russland
angegriffenen Ukraine einen Namen gemacht. International profilierte er sich
zudem als engagierter Vertreter der Interessen seines Heimatlandes, das durch
seine Lage an der Nato-Ostflanke in der geopolitischen Konfrontation mit
Russland besonders exponiert ist. Deutschland will eine gefechtsbereite Brigade
mit bis zu 5000 deutschen Soldaten dauerhaft in dem Land stationieren.

In der Stichwahl erwarteten viele Litauer wie 2019 einen klaren Sieg von
Nauseda. Der 60-Jährige selbst zeigte sich im Wahllokal zuversichtlich, wollte
aber nicht über sein mögliches Wahlergebnis spekulieren. Seine Chancen in der
zweiten Runde schätze er als gut ein, sagte er nach der Stimmabgabe. Auch
Simonyte gab sich optimistisch, eine Alternative für die Wähler sein zu können.
Im Falle ihres Wahlsiegs werde sie die Ausrichtung des Staates - proeuropäisch,
westlich - keinesfalls ändern. Sie wollte sich aber für schnelleren Fortschritt,
größere Offenheit und mehr Toleranz einsetzen, sagte die 49-jährige.

In Litauen hat das Staatsoberhaupt vorwiegend repräsentative Aufgaben, im
Vergleich zum deutschen Bundespräsidenten aber weitergehende Kompetenzen in der
Außen- und Verteidigungspolitik. Bei vielen Fragen sprechen Nauseda und Simonyte
dabei mit einer Stimme. Entschieden befürworten beide etwa eine starke Rolle der
Nato für die Sicherheit der Region und unterstützen höhere Militärausgaben.

Unterschiede zwischen den beiden konservativen Ökonomen bestehen bei
gesellschaftspolitischen Fragen wie dem Recht auf Abtreibung und der Anerkennung
von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Dabei vertritt Simonyte in dem
katholisch geprägten Litauen eine liberalere Haltung als Nauseda./awe/DP/he

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