14.05.2024 10:06:52 - dpa-AFX: ROUNDUP: Brenntag verdient weniger und wird vorsichtiger für 2024 - Kursrutsch

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag ist mit
einem stärkeren Gewinnrückgang als erwartet in das Jahr 2024 gestartet. "Wir
sind mit unserer Leistung nicht zufrieden", sagte Unternehmenschef Christian
Kohlpaintner am Dienstag laut Mitteilung. Die schwierigen Marktbedingungen mit
geopolitischen Spannungen und anhaltenden Inflationstendenzen führten zu
Preisdruck und einer geringer als erwarteten Nachfrage in bestimmten Märkten.
Dies habe sich auf die Ergebnisse ausgewirkt. Für das Gesamtjahr wird Brenntag
vorsichtiger und peilt nun beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Firmenwertabschreibungen (operatives Ebita) nur noch das untere Ende der
Zielspanne an.

An der Börse kam dies nicht gut an. Die Aktie fiel im frühen Handel um mehr
als acht Prozent und war damit Dax-Schlusslicht. Nach Einschätzung von Analyst
Christian Obst von der Baader Bank ist der Chemikalienhändler verhalten ins Jahr
gestartet. Analystin Suhasini Varanasi von Goldman Sachs sah bei den Essenern
zum Jahresstart die gleichen schwachen Trends wie bei den Branchenkollegen IMCD
und Azelis. Der an das untere Ende der Zielspanne verlagerte Ausblick impliziere
eine Konsens-Korrektur von vier Prozent. Experte Chetan Udeshi von JPMorgan
findet auch die neuen Ziele noch optimistisch.

Im ersten Quartal bekam Brenntag eine schwächere Nachfrage zu spüren. Der
Umsatz schrumpfte im Jahresvergleich um knapp 12 Prozent auf rund vier
Milliarden Euro. Das operative Ergebnis ging um knapp ein Viertel auf 259,7
Millionen Euro zurück. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender
Gewinn von 141,4 Millionen Euro nach 215,9 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten
hatten im Schnitt mit mehr operativem Gewinn gerechnet.

Im Gesamtjahr rechnet der Konzern nun nur noch mit dem unteren Ende der im
März ausgegebenen Gewinnprognose von 1,23 bis 1,43 Milliarden Euro. Das wäre
beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen
(operatives Ebita) im schlechtesten Fall ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Um die Kosten zu senken, hatte der Vorstand um Unternehmenschef Kohlpaintner im Sommer weitere Maßnahmen eingeleitet. Das Unternehmen schloss 25 Standorte
und baute mehr als 400 Stellen ab, wie Finanzchefin Kristin Neumann im März
gesagt hatte. Bereits bis Ende 2022 waren mehr als 1300 Jobs gestrichen und 100
Standorte geschlossen worden. Insgesamt will Brenntag bis 2027 auf Jahressicht
300 Millionen Euro einsparen. Die Einmalkosten hatte das Unternehmen auf 250
Millionen Euro beziffert.

Derweil treibt der Konzern die Entflechtung seiner beiden Sparten voran. Die Geschäfte mit Prozesschemikalien (Essentials) sowie mit Spezialitäten für
bestimmte Branchen (Specialties) sollen bis 2026 eigenständig aufgestellt
werden. Brenntag erwartet so deutliche Effizienzsteigerungen und Einsparungen
bei den Verwaltungskosten, den Ausgaben sowie in der Lieferkette.

Insbesondere das Spezialitätengeschäft soll sich so besser entwickeln. Der
Bereich liegt Kohlpaintner zufolge hinter den Wettbewerbern zurück, diese Lücke
soll geschlossen werden. Danach will das Management verschiedene strategische
Optionen prüfen. Ob es zu einer Aufspaltung kommt, ist noch offen.

Aktivistische Investoren, in deren Visier der Chemikalienhändler geraten
ist, hatten auf eine Aufspaltung in die beiden Bereiche für Spezial- und
Basischemikalien gedrängt. Dabei machte vor allem der britische Finanzinvestor
Primestone auf sich aufmerksam. Primestone sowie der US-Hedgefonds Engine
Capital erhoffen sich dadurch eine schnelle Wertsteigerung.

Brenntag handelt international mit Industrie- und Spezialchemikalien sowie
Inhaltsstoffen. Das Unternehmen kauft die Stoffe bei Chemiekonzernen in größeren
Mengen ein und verkauft sie in kleineren Mengen. In den vergangenen Jahren ist
Brenntag mithilfe kleinerer Übernahmen gewachsen.

Konjunkturabschwünge treffen das Unternehmen in der Regel weniger stark als
Chemiekonzerne, weil Kunden dann weniger Chemikalien benötigen und diese
vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen. Zuletzt beschäftigte
Brenntag mehr als 17 700 Mitarbeiter./mne/nas/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BRENNTAG SE NA O.N. A1DAHH Frankfurt 66,100 28.05.24 08:33:51 +0,240 +0,36% 0,000 0,000 66,280 65,860

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