24.05.2024 12:23:58 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: Anleihen: Grad der Unsicherheit über Zinssenkungen gestiegen

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Rentenmarkt schwächelt - auch weil die
Zinssenkungserwartungen für die USA abermals einen Dämpfer erhielten. Für die
EZB wird zwar weiter mit der ersten Zinssenkung in knapp zwei Wochen gerechnet,
alles andere ist aber unsicher.

24. Mai 2024. Schnelle und deutliche Zinssenkungen werden immer
unwahrscheinlich, vor allem in den USA. Daher kam der Staatsanleihemarkt diese
Woche wieder unter Druck, die Renditen stiegen. "Grund war die Gemengelage aus
über den Erwartungen liegenden Verbraucherpreisdaten aus Großbritannien,
steigenden Einkaufsmanagerindizes im Euroraum, einer gestiegenen
Lohnkostenindikation der EZB für das erste Quartal und nicht zuletzt hohem
Angebot an Neuemissionen", erklärt Analyst Hauke Siemßen von der Commerzbank.

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg in der Spitze bis auf 2,63
Prozent, am Freitagmorgen sind es 2,59 Prozent - nach 2,48 Prozent vergangenen
Freitag. Am kurzen Ende erreichten die Renditen sogar neue Jahreshochs.

"Notenbanken wollen in keinem Fall zu früh senken"

An den Geldterminmärkten wird eine erste Zinssenkung der EZB weiterhin für den
6. Juni eingepreist, wie die Deutsche Bank berichtet. Die Zinswende der Fed
werde nun allerdings nur noch mit 59 Prozent Wahrscheinlichkeit für den 18.
September erwartet.

"Der Grad der Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Geldpolitik ist etwas
gestiegen", erklärt Tim Oechsner von der Steubing AG. "War man sich im Markt
gemeinhin sicher, dass dieses Jahr mit ein bis zwei Zinssenkungen zu rechnen
ist, so werden andere Optionen wieder präsenter." Auch Gregor Daniel von der
Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sieht noch keine schnellen Zinssenkungen
kommen. "Da die Notenbanken das Aufziehen der hohen Inflation nicht gesehen und
zu spät reagiert haben, wollen sie nun in keinem Fall zu früh senken." Die
Notenbanken hätten ihren Ruf als Währungshüter zu verteidigen.

Auf den Verkaufslisten steht eine 2026 fällige spanische Staatsanleihe, die
derzeit mit 3,25 Prozent rentiert (ES00000128H5), wie Daniel berichtet.

Gute Nachfrage nach Nestlé, Lufthansa und Abo Wind

Im Handel mit Unternehmensanleihen sieht Daniel weiterhin Käufe für die bis 2026
laufende Nestlé-Anleihe (XS2350621863), die aktuell 3,23 Prozent abwirft. Etwas
mehr Käufe, aber auch viele Verkäufe meldet er für den im November 2025 fälligen
Bond des Duft- und Geschmacksstoffherstellers Symrise (DE000SYM7720) mit
aktueller Rendite von 4,04 Prozent. Weiter viel gekauft wird ICF-Händler Brunner
zufolge die noch recht neue Lufthansa-Anleihe (XS2815984732) und der Anfang des
Monats emittierte Bond von Abo Wind (DE000A3829F5), der mittlerweile bei 105
Prozent notiert.

Ochsner von der Steubing AG meldet eine gute Nachfrage nach den "üblichen
Dauerbrennern", aber auch Papieren mit kurzer Restlaufzeit von Knorr-Bremse
(XS1837288494) und Evonik (DE000A185QA5) mit Renditen von 3,47 und 2,07 Prozent.
Ebenfalls beliebt: US-Dollar-Bonds von Apple (US037833CR93) und American Express
(US025816DU02).

Weiter viele Neuemissionen, etwa von BP

Die rege Emissionstätigkeit setzte sich diese Woche fort. "Die Unternehmen gehen
offenbar nicht von schnell sinkenden Zinsen aus", bemerkt Brunner. Zur
Finanzierung der Übernahme von Vodafone Italia emittierte etwa Swisscom mehrere
Eurobond-Tranchen, wie Brunner berichtet, Neues kam ebenso vom Baukonzern
Hochtief und Leasing-Spezialist Grenke - alle allerdings mit Stückelung von
100.000 Euro. Neu am Markt sind laut Oechsner auch US-Dollar-Bonds des
?-lkonzerns BP mit 5,017 Prozent bis 2027 (US10373QBY52), 4,97 Prozent bis 2029
(US10373QBZ28) und 5,227 Prozent bis 2034 (US10373QCA67), diese alle mit 1.000
US-Dollar-Stückelung.

Von Anna-Maria Borse, 24. Mai 2024 © Deutsche Börse AG

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