16.06.2024 14:03:39 - dpa-AFX: Verkehrsexperte: E-Scooter mit höheren Parkgebühren für Autos stärken

BERLIN (dpa-AFX) - Seit fünf Jahren stehen E-Scooter zum Leihen in vielen
deutschen Städten, mindestens genauso lange werden sie kritisiert. Der
Verkehrsexperte Andreas Knie spricht sich aber dafür aus, E-Scooter positiver zu
betrachten - und sie durch höhere Parkgebühren für Autos attraktiver zu machen.

"Das Problem für die Anbieter von E-Scootern und auch anderen Leihfahrzeugen ist, dass das private Abstellen etwa von Autos im öffentlichen Raum so gut wie
nichts kostet", sagte der Mobilitätsforscher vom Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn die Städte das Parken für
Autos teurer machen würden, würden die E-Scooter im Verhältnis günstiger wirken
und hätten dann auch eine bessere Geschäftsgrundlage."

In einigen Städten werde bereits über höhere Parkgebühren diskutiert, unter
anderem auch in der Hauptstadt Berlin. "Aber ich sehe die Gefahr, dass diese
Gebührenerhöhungen zu spät kommen für die aktuellen E-Scooter-Anbieter", sagte
Knie.

E-Scooter vor allem von Touristen genutzt

Dem Wissenschaftler zufolge werden die E-Scooter ähnlich wie alle anderen
Leihgeräte auf den Straßen primär von Touristen genutzt. "Aber auch immer mehr
alltägliche Wege werden mit E-Scootern gemacht. Sie stellen eine Verbindung zum
ÖPNV her - und das ist ein gutes Zeichen." Im Vergleich zum Auto hätten die
Scooter eine deutlich bessere Nutzungsquote. "Ein Auto wird im Schnitt nur zu
vier Prozent der Zeit genutzt. Die Leihgeräte haben eine Nutzungsquote von 15
bis 20 Prozent", sagte Knie. "Wir haben uns daran gewöhnt, dass überall Autos
herumstehen. Aber den E-Scooter empfinden wir als nervig."

Dennoch mangele es der Branche derzeit an einem dauerhaft tragfähigen
Geschäftsmodell. "Das steht alles auf Risikokapital, auf günstigem Geld, das es
vor der Erhöhung der Zinsen gab", sagte Knie. Zuletzt hatten Anbieter immer
wieder Konkurrenten übernommen. Die Erwartung in der Branche ist allgemein, dass
dieser Prozess nicht abgeschlossen ist.

Wissenschaftler Knie ist aber sicher, dass die E-Scooter grundsätzlich in
den Städten bleiben werden. "In fünf Jahren fahren wir noch E-Scooter. Das Gerät
ist einfach zu attraktiv. Ob wir sie auch noch in zehn Jahren nutzen, kann man
jetzt noch nicht sagen."/nif/DP/men

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