24.06.2024 05:52:51 - dpa-AFX: Bürger in G20-Staaten: Sofortiger Handlungsbedarf für den Schutz des Planeten

BERLIN (dpa-AFX) - Mehr als zwei Drittel der Menschen in 18 der größten
Volkswirtschaften der Welt (71 Prozent) sehen einer Umfrage zufolge sofortigen
Handlungsbedarf für den Schutz des Planeten. Dabei gibt es große Unterschiede
von Land zu Land: In Mexiko gaben 91 Prozent der Befragten an, dass sofort,
innerhalb eines Jahrzehnts, Maßnahmen für weniger Kohlendioxidemissionen nötig
seien - in Saudi-Arabien nur 52 Prozent, wie der Thinktank Club of Rome am
Montag mitteilte.

Hoch lag der Anteil derjenigen, die sofort Handlungsbedarf sehen, auch in
Kenia (86 Prozent), Südafrika (83 Prozent) und Brasilien (81 Prozent),
vergleichsweise niedrig auch in Japan (53 Prozent), den USA (62 Prozent) und
Italien (62 Prozent). In Deutschland waren es 66 Prozent.

Wohlbefinden statt Wirtschaftswachstum

62 Prozent aller Befragten sind zudem der Meinung, dass der wirtschaftliche
Erfolg eines Landes an der Gesundheit und dem Wohlbefinden seiner Bürger
gemessen werden sollte und nicht daran, wie schnell die Wirtschaft wächst.
Derzeit vertrauen den Ergebnissen zufolge nur 37 Prozent ihrer Regierung, dass
sie langfristige Entscheidungen trifft, die der Mehrheit der Menschen in 20 oder
30 Jahren zugutekommen werden. In Deutschland sind es sogar nur 26 Prozent.

Aus der Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos im Auftrag der
Initiative Earth4All und der Global Commons Alliance in G20-Staaten geht auch
hervor, dass 68 Prozent der Befragten eine Vermögenssteuer für Reiche
befürworten, 69 Prozent sind für höhere Steuersätze für Großunternehmen. In
Deutschland sind demnach 68 Prozent für eine Vermögenssteuer, in weniger reichen
Ländern wie Indonesien (86 Prozent) und der Türkei (78 Prozent) sind es noch
deutlich mehr. Weniger Menschen - aber immer noch die Mehrheit - unterstützen
eine solche Steuer in Saudi-Arabien und Argentinien (je 54 Prozent).

Debatte um Sondersteuer

Die Ergebnisse wurden im Vorfeld des G20-Finanzminister-Treffens im Juli in
Brasilien veröffentlicht, wo auch der Vorschlag einer Sondersteuer für
Superreiche diskutiert werden soll. "Diese Umfrage beweist einmal mehr, dass die
Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den G20-Ländern der Meinung ist, dass es
an der Zeit ist für eine Wirtschaft, die für mehr Wohlstand, mehr Klimaschutz
und weniger Ungleichheit sorgt", sagte Sandrine Dixson-Declève,
geschäftsführende Vorsitzende von Earth4All.

Die Initiative Earth4All steht unter Federführung des Club of Rome, der
Norwegian Business School und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung
(PIK). Ihr Ziel ist, transformative politische und wirtschaftliche Lösungen für
das 21. Jahrhundert zu erarbeiten, mit denen eine nachhaltige Entwicklung
innerhalb der planetaren Grenzen erreicht werden kann. Die Initiative baut auf
dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" auf, der 1972 vom Club of Rome
veröffentlicht wurde. Die Global Commons Alliance ist ein Netzwerk
internationaler Organisationen, die sich für den Schutz der globalen Gemeingüter
einsetzen.

Ipsos hatte in 18 der G20-Staaten insgesamt 22 000 Menschen zwischen 18 und
55 bis 75 Jahren im März und April 2024 repräsentativ hinsichtlich Alter,
Geschlecht, Region und Erwerbsstatus befragt. Die prozentualen Gesamtergebnisse
sind ein arithmetisches Mittel der nationalen Ergebnisse der 18 befragten Länder
(beziehungsweise 17 Länder im Falle von Fragen, die in China nicht gestellt
wurden)./ram/DP/zb

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