20.05.2024 09:36:06 - dpa-AFX: Rechnungshof: Britische Brexit-Kontrollen kosten 4,7 Milliarden Pfund

LONDON (dpa-AFX) - Neue Grenzkontrollen nach dem Brexit kosten die
britischen Steuerzahler nach Berechnungen des Rechnungshofs mindestens 4,7
Milliarden Pfund (5,5 Mrd Euro). Wiederholte Änderungen und Verzögerungen bei
der Einführung vollständiger Einfuhrkontrollen hätten zu Unsicherheit für
Unternehmen sowie zusätzlichen Kosten für Regierung und Häfen geführt, teilte
die Behörde am Montag in London mit.

Die britische Regierung hatte zum Austritt aus der EU angekündigt, das
Vereinigte Königreich werde bis 2025 "die effektivste Grenze der Welt" haben.
Allerdings betonte der Rechnungshof, der Strategie fehle ein klarer Zeitplan und
ein integrierter regierungsübergreifender Umsetzungsplan. Die Regierung hingegen
betonte, sie mache gute Fortschritte.

Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten. Nach einer
Übergangsphase ist das Land seit 2021 nicht mehr Mitglied der EU-Zollunion und
des Binnenmarkts. Die EU hatte zum 1. Januar 2021 vollständige Einfuhrkontrollen
an der neuen Außengrenze eingeführt. Großbritannien hingegen hat dies hingegen
bisher fünfmal verschoben. Die Regierung habe Geld für Infrastruktur und
Personal ausgegeben, die letztlich nicht benötigt worden seien, urteilte der
Rechnungshof. So wurden allein für zwei Grenzkontrollgebäude bei Dover, die nie
genutzt wurden, rund 62 Millionen Pfund bezahlt.

Zeitpunkt für vollständige Importkontrollen unklar

"Der Austritt Großbritanniens aus der EU hat zu einer weitreichenden
Änderung der Regelungen für den Warenverkehr über die Grenze geführt", sagte der
Chef des Rechnungshofs, Gareth Davies. "Allerdings ist mehr als drei Jahre nach
dem Ende der Übergangsphase immer noch nicht klar, wann vollständige Kontrollen
eingeführt werden."

Derzeit sind teilweise Importkontrollen in Kraft. Seit Ende April sollen
tierische und pflanzliche Produkte bei der Einfuhr überprüft werden.
Lebensmittelimporteure müssen seitdem auf manche Produkte wie Wurst, Käse und
Joghurt, aber auch Schnittblumen eine "common user charge" von bis zu 145 Pfund
(169 Euro) pro Ladung bezahlen. Experten und Unternehmen warnen vor längeren
Lieferzeiten, mehr Bürokratie und höheren Kosten - die letztlich die
Verbraucherinnen und Verbraucher in Großbritannien stemmen müssten./bvi/DP/men

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