17.05.2024 10:30:27 - dpa-AFX: ROUNDUP: Richemont profitiert von Schmuckgeschäft - Aktie im Aufwind

GENF (dpa-AFX) - Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont hat
das Geschäftsjahr 2023/24 (Ende März) mit einem Umsatzplus abgeschlossen.
Während die Schmucksparte mit ihrem Aushängeschild Cartier brillierte, setzte
den Uhrenhäusern das sich abschwächende Marktumfeld zu. Insbesondere in China
ist die Konsumstimmung noch gedämpft. Zudem kündigte Richemont einen Wechsel an
der Spitze an.

Der Umsatz der Richemont-Gruppe, der neben Cartier auch Marken wie Piaget
oder IWC angehören, stieg ohne die Online-Sparte YNAP um drei Prozent auf 20,6
Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Um Währungseinflüsse
bereinigt wären die Verkäufe um acht Prozent gestiegen. Damit hat sich die
Wachstumsdynamik zum Ende des Geschäftsjahres hin abgeschwächt, im
Schlussquartal sank der Umsatz leicht. Zuvor waren die Verkäufe in den ersten
neun Monaten in der Berichtswährung Euro mit fünf Prozent und in Lokalwährungen
mit elf Prozent gewachsen.

Am Markt kamen die Zahlen sehr gut an. Analysten zeigen sich positiv
überrascht. In den vergangenen Wochen hatten Konkurrenten aus dem
Luxusgütermarkt schwächere Daten geliefert. Im morgendlichen Schweizer Handel
kletterten die Papiere an der SMI -Spitze kräftig um 6,3 Prozent
auf 146,05 Franken. Das bisherige Jahreshoch bei 150,60 Franken ist damit nicht
mehr allzu weit entfernt.

Der Analystentenor liest sich durchaus positiv. "Beruhigend
widerstandsfähig", heißt es etwa bei Jefferies. "Stärker als befürchtet", titelt
Bernstein, insbesondere mit Blick auf das Schlussquartal. Vor allem die
Schmucksparte konnte überzeugen, und auch im Vergleich zur Konkurrenz habe sich
Richemont gut geschlagen. Generell seien es schwierige Zeiten für die
Luxusbranche, beschreibt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy die
Gemengelage. Anhaltende Inflation, hohe Zinsen, langsameres Wachstum in China
und ein insgesamt gedämpftes Konsumumfeld. Nur starke Marken mit einer hohen
Preissetzungsmacht könnten sich in einem solchen Umfeld weltweit gut entwickeln
- wie die Performance von Richemont im letzten Quartal im Konkurrenzvergleich
gezeigt habe, so Bertschy.

Die Bernstein-Experten loben primär die Schmucksparte, die im Quartal per
Ende März immer noch besser abgeschnitten habe als Konkurrent LVMH
- und deren Schmuckgeschäft gelte als stellvertretend für den
ganzen Sektor. JPMorgan beurteilt die Schmuck-Entwicklung speziell mit Blick auf
die hohe Vergleichsbasis des Vorjahres als "beeindruckend". Und auch das
Uhrengeschäft habe sich deutlich besser geschlagen als befürchtet. Insgesamt sei
Richemont robuster geworden und habe sich mit den Zahlen die Aufmerksamkeit der
Anleger und eine höhere Bewertung verdient.

Beim operativen Ergebnis verbuchte Richemont im abgelaufenen Geschäftsjahr
hingegen einen Rückgang. Der Betriebsgewinn im weitergeführten Geschäft, also
ebenfalls ohne die zum Verkauf stehende Online-Tochter YNAP, ging um 5 Prozent
auf 4,79 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Die
dazugehörige Marge schrumpfte vor allem aufgrund ungünstiger Währungseffekte um
1,9 Prozentpunkte auf noch 23,3 Prozent.

Unter dem Strich verblieb inklusive YNAP ein Gewinn von 2,36 Milliarden Euro nach 301 Millionen im Vorjahr. Damals hatten hohe Abschreiber das
Online-Geschäft belastet. Den Aktionären wird derweil die Zahlung einer
Dividende von 2,75 Franken je A-Publikumsaktie vorgeschlagen. Zuletzt wurden
3,50 Franken inklusive einer Sonderdividende von einem Franken bezahlt.

Wie die Zukunft für YNAP nach dem geplatzten Verkauf an den britischen
Onlinehändler Farfetch aussieht, ist noch ungeklärt. Gespräche mit möglichen
Käufern würden derzeit geführt, hieß es. Eine Entscheidung zu YNAP sei bis Ende
des Jahres zu erwarten. 2023/24 hat YNAP einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro
geschrieben.

Im vergangenen Jahr lief insbesondere das Geschäft mit Schmuck der Marken
Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati gut. Die Verkäufe kletterten in
Lokalwährungen gerechnet um 12 Prozent in die Höhe, mit einem Umsatzvolumen von
14,2 Milliarden Euro. Die Sparte hielt die operative Marge mit 33,1 Prozent
(-1,8 Punkte) auf einem hohen Niveau.

Die Uhrensparte mit Marken wie IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre wuchs in
Lokalwährungen lediglich noch mit 2 Prozent, während der Umsatz in Euro um 3
Prozent auf 3,77 Milliarden Euro zurückging. Die Marge brach um 3,8 Punkte auf
15,2 Prozent ein. Gut habe sich das Uhrengeschäft jedoch in den markeneigenen
Shops entwickelt, hieß es.

Mit Blick auf die zuletzt verhaltene Nachfrage in China erklärte
Verwaltungsratspräsident Johann Rupert, dass es noch Zeit brauche, bis das
Konsumentenvertrauen zurück sei. In den USA läuft das Geschäft von Richemont
seit Oktober wieder auf Hochtouren, wie Cartier-Chef Cyrille Vigneron
hinzufügte. Viele Richemont-Marken seien bei US-Kunden sehr gefragt.

Einen Wechsel gibt es unterdessen an der Spitze der Konzernleitung. Die
Rolle des Konzernchefs übernimmt der heutige Chef von Van Cleef & Arpels,
Nicolas Bos. Er folgt auf Jérôme Lambert, der künftig das Amt des Chief
Operating Officer bekleiden wird. Auch dieser Wechsel kam am Markt gut an. Die
Analysten von JPMorgan sprachen von einer "hervorragenden Entscheidung".

Zudem kaufte Richemont eine Kontrollmehrheit von 70 Prozent am
Luxusschuhhersteller Gianvito Rossi. Bereits Anfang Mai hatte der Konzern die
Übernahme des italienischen Schmuckherstellers Vhernier
gemeldet./mk/dm/AWP/nas/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
CIE FIN.RICHEMONT SF 1 A1W5CV Hamburg 0,000 07.06.24 10:26:57 ±0,000 ±0,00% 0,000 0,000 0,000 74,200

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