27.06.2024 05:23:25 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Wer nicht krault, kriegt einen Schubser mit der Eselnase

OCHSENHAUSEN (dpa-AFX) - Die Esel von Alois Rapp sind klein - wirklich
klein. In einem Ortsteil von Ochsenhausen (Kreis Biberach) stapfen ausgewachsene
Tiere mit einem Stockmaß von nur 65 Zentimetern über eine Wiese und lassen sich
das Gras schmecken.

Rapp züchtet amerikanische Miniaturesel - nicht zu verwechseln mit
Zwergeseln. Miniaturesel seien maximal 86 Zentimeter groß, erklärt der
59-Jährige. Sind sie besonders klein, spricht man von Mikro-Miniatureseln. Die
haben dann sogar nur eine Widerristhöhe von 65 Zentimetern - ungefähr so groß
wie ein Schäferhund.

Auf gut 3000 Quadratmetern können die 15 Esel toben, grasen und sich wälzen. Derzeit sind sogar zwei Fohlen dabei. Die Miniaturesel-Babys sind nur einen
knappen halben Meter groß - und schon zutraulich. Von Besuchern fordern sich die
Tiere Streicheleinheiten ein, und das auch gerne mit Nachdruck. Wird nicht
gekrault, gibt's einen kleinen Schubser mit der Eselnase. Abends geht es in den
Stall. Nötig sei das in den Sommermonaten nicht, sagt der Züchter. Aber es seien
eben Gewohnheitstiere. Regenwetter mögen die Tiere laut Rapp so gar nicht. "Dann
stehen sie alle unterm Dach vor dem Stall."

Im Hauptberuf arbeitet der gelernte Fliesenleger in der Industrie. Die Esel
sind nur ein Hobby, für Rapp - aber das schönste. "Der Esel gibt einem so viel",
schwärmt er. "Er ist so beruhigend." Seit 30 Jahren hat er Esel, seit 10
Miniaturesel. Die Liebe zu den Tieren steckt offenbar an. Eine Website hat Rapp
nicht, trotzdem erreichen ihn immer mehr Anfragen zum Teil sogar aus dem
Ausland. Viele wollen mit seinen Eseln spazieren, andere wollen Fohlen kaufen.

Rebekka Müller besucht die Eselwiese regelmäßig mit ihren Kindern Max (4)
und Paul (7). Bedenken hätten sich schnell in Luft aufgelöst. Mittlerweile seien
die Esel praktisch Teil der Familie. Ist Rapp in Urlaub, kümmert sich Müller um
die Tiere. "Die sind einfach so lieb und knuffig", sagt sie. Entspannung pur vom
Alltagsstress.

Auch Nadine Naß und Nicole Schmid kommen regelmäßig zu Rapps Eseln. "Die
sind einfach von Anfang an zutraulich, kommen zu einem her, schmusen mit einem,
lassen sich streicheln, mögen gekrault werden", schwärmt Naß. "Das ist einfach
ein ganz, ganz einzigartiges Erlebnis." Anschauen, Kraulen, Striegeln und
Spazierengehen, all das erlaubt Rapp Besuchern. Derzeit laufe das nach Absprache
und privat. In Zukunft kann er sich auch vorstellen, professionelle
Eselwanderungen anzubieten.

Esel sind im Trend sagt Rapp, vor allem die kleinen. Werden Tiere klein
gezüchtet, gibt es oft Kritik. Rapp weist das im Fall der Miniaturesel zurück.
Es handele sich dabei um eine Reinzucht, bei der die Proportionen stimmen müssen
und "einfach alles passt". Auch Heidi Kübler, Präsidentin der
Landestierärztekammer Baden-Württemberg sagt: "Bei den Miniatureseln oder
Mikroeseln sind mir bisher keine zuchtbedingten Probleme bekannt." Ausschließen
würde sie es zwar nicht, aber: "Da es sich bei den Ursprungstieren um eine sehr
alte Rasse handelt, würde ich eher nicht mit Problemen rechnen."/ksr/DP/zb

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