16.05.2024 10:40:49 - dpa-AFX: ROUNDUP: Siemens bestätigt Ausblick trotz schwächelndem Automatisierungsgeschäft

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eine gedämpfte Nachfrage in seinem
Automatisierungsgeschäft hat den Technologiekonzern Siemens im
zweiten Geschäftsquartal belastet. Eine bessere Entwicklung in den anderen
Bereichen konnte dies jedoch nahezu ausgleichen. Die Prognose bestätigte Siemens
bei der Vorlage der Zahlen am Donnerstag in München, wird aber für seine Sparte
Digital Industries pessimistischer. So dürfte sich der Abbau voller Lager bei
Kunden im Automatisierungsgeschäft länger hinziehen als erwartet, insbesondere
in China, hieß es. Für das gut laufende Geschäft mit intelligenter Infrastruktur
hob Siemens das untere Ende der erwarteten Spanne bei Umsatz und Profitabilität
an.

Der Aktienkurs, der zum Wochenauftakt mit 188,88 Euro noch ein Rekordhoch
erreicht und damit allein seit Ende Oktober um 58 Prozent zugelegt hatte, gab am
Vormittag um rund 2,5 Prozent nach auf die Marke von 183 Euro. Er setzte damit
seine Korrektur fort. Deutsche-Bank-Analyst Gael de-Bray bezeichnete das Quartal
als "gedämpft".

Auch Experte Mark Fielding von der kanadischen Bank RBC sprach von
durchwachsenen Resultaten der Münchener. Die enttäuschende Gewinnentwicklung im
Industriegeschäft gehe neben der Sparte Digital Industries (DI) vor allem auf
Siemens Healthineers zurück. Dagegen habe das überraschend hohe
Ergebnis je Aktie von einem positiven Steuereffekt profitiert.

Die Senkung bei der Sparte Digital Industries sei abzusehen gewesen, so
Andrew Wilson von JPMorgan. Diese falle jedoch stärker aus als vom Markt
erwartet. Die Probleme seien dabei rein von der Industrieautomation getrieben,
dagegen habe sich das Software-Geschäft anhaltend stark entwickelt.

"Wir haben im zweiten Quartal eine solide Leistung erbracht. Wir sind
widerstandsfähig in einer Zeit, die weiter von einer zurückhaltenden
wirtschaftlichen Lage geprägt ist", sagte Konzernchef Roland Busch in einer
Telefonkonferenz. Er verwies dabei auf den weiter gestiegenen Auftragsbestand,
der per Ende März einen Rekordwert von 114 Milliarden Euro erreicht habe.

Die Nachfrage im Geschäft mit der Fabrikautomatisierung blieb dabei Busch
zufolge verhalten. Die Lagerbestände bei Kunden und Vertriebspartnern blieben
insbesondere in China hoch, erläuterte der Manager. "Wir erwarten, dass sich die
Lage in den kommenden Quartalen kontinuierlich verbessert, jedoch langsamer als
bisher erwartet." Hauptgrund sei die verhaltene Entwicklung in China, auch
aufgrund von Überkapazitäten in bestimmten Kundenbranchen, wie etwa Solarenergie
oder Elektroautos. "Zudem kommen die wichtigen exportgetriebenen Märkte Europas,
wie etwa Deutschland, nur sehr langsam auf Touren."

Der Umsatz sank in den drei Monaten per Ende März um ein Prozent auf 19,2
Milliarden Euro, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Das Ergebnis des
industriellen Geschäfts sank um zwei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Rückgänge
in der Automation konnte Siemens mit einer besseren Entwicklung in den anderen
Bereichen nahezu auffangen. Unter dem Strich ging der Gewinn um 38 Prozent auf
rund 2,2 Milliarden Euro zurück, wobei Siemens im Vorjahresquartal von einer
Wertzubuchung bei seiner Beteiligung Siemens Energy profitiert hat.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) erwartet Siemens weiter ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von vier bis acht Prozent.
Ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte. Dabei dürfte das Plus eher am
unteren Ende der Spanne liegen, sagte Finanzchef Ralf Thomas in der
Telefonkonferenz. Dies steht im Einklang mit aktuellen Analystenschätzungen, die
derzeit im Schnitt von einem Wachstum von 4,5 Prozent ausgehen. Für DI rechnet
Siemens nun mit einem vergleichbaren Umsatzrückgang. Zuvor hatte das Unternehmen
stabile bis leicht steigende Erlöse in Aussicht gestellt. Die Nachfrage in der
Industrieautomation soll in der zweiten Geschäftsjahreshälfte wieder anziehen,
zudem rechnet Siemens mit großen Aufträgen im Software-Geschäft.

Das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten nach Übernahmen
erwartet Siemens bei 10,40 bis 11,00 Euro. Im abgelaufenen Jahr war der
entsprechende Gewinn auf 9,93 Euro angezogen. Herausgenommen ist dabei die
Beteiligung an Siemens Energy, die nur noch als finanzieller Vermögenswert und
nicht mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung bilanziert wird.

Unterdessen ist Siemens bei der Optimierung seines Portfolios einen weiteren Schritt vorangekommen und hat einen Käufer für seine Tochter Innomotics
gefunden. Die Sparte für Motoren und Großgetriebe mit rund 15 000 Mitarbeitern
soll für 3,5 Milliarden Euro an die US-Beteiligungsgesellschaft KPS verkauft
werden. Der Preis liegt über den Erwartungen der Analysten. Der Abschluss wird
Siemens zufolge für die erste Hälfte des Geschäftsjahrs 2024/2025 angestrebt.
Den daraus folgenden Buchgewinn nach Steuern bezifferte Konzernchef Busch auf
rund zwei Milliarden Euro. Die Transaktion muss noch unter anderem von den
Fusionskontrollbehörden genehmigt werden. Siemens will sich seit Längerem von
dem Geschäft trennen und hat den Bereich verselbständigt. Ein Börsengang war
ebenfalls geprüft worden./nas/lew/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
SIEMENS AG NA O.N. 723610 Xetra 176,400 05.06.24 10:18:38 +2,120 +1,22% 176,380 176,400 175,600 174,280

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