14.05.2024 16:00:10 - dpa-AFX: Prognose: 80 000 Stellen im deutschen Handwerk gefährdet

ERFURT (dpa-AFX) - Deutschlands Handwerk droht nach einer Prognose seines
Zentralverbandes in diesem Jahr ein realer Umsatzrückgang und der Verlust
zehntausender Stellen. Von einer konjunkturellen Entspannung könne keine Rede
sein, sagte der Generalsekretär des Zentralverbandes, Holger Schwannecke, am
Dienstag nach einem Treffen der 53 deutschen Handwerkskammern in Erfurt.
Erwartet werde 2024 nur noch ein nominales Umsatzplus von etwa einem Prozent.
"Real werden die Umsätze der Betriebe erneut sinken." Nach der Prognose drohe
der Verlust von bis zu 80 000 der derzeit etwa 5,7 Millionen Arbeitsplätze im
Handwerk.

Während die konsumnahen Bereiche von gestiegenen Einkommen ihrer Kunden
profitierten, stehe nach wie vor das Bauhandwerk unter großem Druck, sagte
Schwannecke. Zunehmend gebe es auch Probleme in industrienahen
Handwerksbereichen.

Kritik übte er an der Bürokratie in Deutschland. Nach einer Untersuchung der Universität Köln scheue ein Viertel der Meisterabsolventen den Schritt in die
Selbstständigkeit aus diesem Grund. Schwannecke: "Sie haben Angst vor
Formularen" - vor Dokumentationen, Nachweisen und anderen bürokratischen
Anforderungen, mit denen die Handwerker täglich zu kämpfen hätten. "Wir haben
leider eine Misstrauenskultur in Deutschland", sagte der Geschäftsführer der
Handwerkskammer Erfurt, Thomas Malcherek. Selbstständigkeit müsste generell mehr
Wertschätzung erfahren. Laut Zentralverband werden jährlich in Deutschland
insgesamt etwa 20 000 Meisterprüfungen abgelegt.

Der Zentralverband bekräftigte seine Forderungen nach Bürokratieabbau,
Verlässlichkeit der Politik und eine Bildungswende, die der Berufsausbildung den
gleichen Stellenwert wie einer akademischen Ausbildung gebe.

Eine anhaltende Investitionszurückhaltung im Handwerk begründet Malcherek
nicht nur mit sinkenden Aufträgen, die sich vor allem ab Herbst im Bauhandwerk
bemerkbar machen würden, sondern auch mit einer großen Versicherung in den
Handwerksbetrieben. "Es baut sich eine gewisse Mutlosigkeit auf", sagte
er./rot/DP/men

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