15.05.2024 17:06:10 - dpa-AFX: ROUNDUP/Niederlande: Rechte Koalition mit Populist Wilders steht

DEN HAAG (dpa-AFX) - Die Niederlande bekommen eine rechte
Regierungskoalition. Knapp sechs Monate nach der Parlamentswahl haben sich der
radikal-rechte Populist Geert Wilders und drei weitere Parteien auf ein
Koalitionsabkommen geeinigt. "Wir haben eine Vereinbarung", sagte Wilders am
Mittwoch in Den Haag. Doch weiter unklar ist, wer neuer Ministerpräsident werden
soll - Wilders hatte schon zuvor verzichtet. Auf einen Regierungschef müssten
sich die Parteien noch einigen, sagte Wilders.

Der Inhalt des Abkommens wurde bis zum Nachmittag nicht veröffentlicht.
Zunächst sollten die Fraktionen informiert werden, die auch noch zustimmen
müssen. Bis Mitternacht lief eine Frist, bis zu der die Gesprächsleiter dem
Parlament ihren Bericht übergeben müssen.

Die künftigen Regierungsparteien sind neben der Partei für die Freiheit
(PVV) von Wilders, die rechtsliberale VVD des bisherigen Premiers Mark Rutte,
die neue rechtskonservative NSC sowie die rechtspopulistische Bauernpartei BBB.

Geplant ist ein loses Bündnis mit einer Ministerriege, die etwa zur Hälfte
aus parteilosen Experten besteht. Als möglicher Ministerpräsidenten-Kandidat war
der frühere sozialdemokratische Minister Ronald Plasterk im Gespräch. Doch das
wollten die Fraktionschefs zunächst nicht bestätigen.

Bei der Wahl am 22. November hatte Wilders mit seiner Anti-Islam-Partei 37
der 150 Mandate im Parlament gewonnen. Doch braucht er mindestens zwei andere
Parteien für eine Mehrheit.

Um den Weg für eine radikal-rechte Regierung freizumachen, hatte der
60-Jährige umstrittene Forderungen wie ein Verbot von Moscheen auf Eis gelegt
und sich bereit erklärt, auf das Amt des Regierungschefs zu verzichten. Auch die
Fraktionschefs der anderen drei Parteien bleiben im Parlament.

Nach monatelangen mühsamen Gesprächen hatten sich die Parteichefs in der
Nacht zum Mittwoch auch über den bisher größten Streitpunkt, die Finanzen,
verständigt. Doch am Mittwoch verzögerte sich dann die Einigung doch noch um
mehrere Stunden. Bis die Regierung tatsächlich steht, wird es schätzungsweise
sechs Wochen dauern.

Der bisherige Premier Rutte ist seit mehr als 13 Jahren Regierungschef. Im
Sommer 2023 war seine Mitte-Rechts-Koalition im Streit über die Asylpolitik
geplatzt. Rutte kündigte daraufhin seinen Abschied aus der Politik an, er ist
nun aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Nato-Generalsekretärs./ab/DP/men

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH