05.07.2024 06:00:05 - dpa-AFX: ROUNDUP/Biden gibt sich kämpferisch: 'Ich gehe nirgendwo hin'

WASHINGTON (dpa-AFX) - Amtsinhaber Joe Biden gibt sich in der aufgeheizten
Wahlkampf-Debatte um seinen möglichen Rückzug als Präsidentschaftskandidat
selbstbewusst. "Ich werde nirgendwo hingehen", sagte Biden bei einem Grillfest
für aktive Militärangehörige im Garten des Weißen Hauses anlässlich der
Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag.

Sein republikanischer Herausforderer Donald Trump forderte den 81-Jährigen
unterdessen zu einem weiteren TV-Duell auf. "Lasst uns eine weitere Debatte
veranstalten, aber dieses Mal ohne Tabus - eine Diskussion, bei der nur wir
beide auf der Bühne stehen und über die Zukunft unseres Landes sprechen",
schrieb er auf seinem Sprachrohr "Truth Social"

Biden kämpft nach seinem TV-Debakel gegen Trump an allen Fronten, um seine
Präsidentschaftskandidatur zu retten. Er hatte vor einer Woche bei dem
abendlichen Fernseh-Duell einen desaströsen Auftritt hingelegt, sich mehrfach
versprochen und den Faden verloren. Nach dem Auftritt entbrannte in den USA eine
Debatte darüber, ob Biden wirklich der richtige Kandidat der Demokraten für die
Präsidentenwahl im November ist.

An diesem Freitag will er ein TV-Interview geben, um Zweifel an seiner
Eignung zu zerstreuen. Es soll zur besten Sendezeit (2.00 Uhr in der deutschen
Nacht zum Samstag) ausgestrahlt werden. Während des Interviews wird er frei
sprechen müssen. Bei seinen Terminen am Nationalfeiertag las Biden wie bei fast
allen Auftritten weitgehend vom Teleprompter ab, verhaspelte sich aber auch hier
ein ums andere Mal.

Kurze Rede zum Nationalfeiertag

In den USA wird mittlerweile jeder Auftritt des ältesten Präsidenten der
Landesgeschichte mit Argusaugen beobachtet. Seine eigentliche Ansprache zum
Nationalfeiertag fiel abends denkbar kurz aus. US-Vizepräsidentin Kamala Harris
lobte Biden überschwänglich und nannte ihn "einen außerordentlichen
Präsidenten". Der Nationalfeiertag der USA am 4. Juli, der auf die
Unabhängigkeitserklärung 1776 zurückgeht, wird traditionell mit Partys, Paraden
und Feuerwerk gefeiert.

Am Nachmittag empfing Biden Soldatinnen und Soldaten im Garten des
Regierungssitzes in der US-Hauptstadt Washington. Nach einer kurzen abgelesenen
Rede wandte er sich dann offenbar noch einmal spontan an seine Gäste und
versicherte, er wolle "nirgendwo" hingehen. Ein Unterstützer hatte zuvor
gerufen: "Kämpfen Sie weiter! Wir brauchen Sie!"

Berichte: Biden will Abendtermine einschränken

Bidens Gesundheit und die Frage, ob er noch fit genug fürs Amt ist, ist in
den vergangenen Monaten immer wieder Thema gewesen. Nun sorgen neue Berichte zu
seiner körperlichen Verfassung für Aufsehen. In einem Gespräch mit
Gouverneurinnen und Gouverneuren soll Biden Medienberichten zufolge gesagt
haben, er müsse mehr schlafen und weniger arbeiten. Das bedeute auch, seine
Teilnahme an Veranstaltungen nach 20 Uhr zu beschränken. Gleichzeitig habe er
deutlich gemacht, im Rennen ums Weiße Haus bleiben zu wollen.

CNN berichtete, dass Bidens Äußerungen einige der Gouverneure frustriert
hätten. Bereits zuvor hatten US-Medien geschrieben, dass Biden vor allem am
Abend häufig nicht mehr sonderlich fit sei und bei solchen Terminen die Gefahr
für Versprecher besonders hoch sei. Auch die TV-Debatte mit Trump vor einer
Woche fand am Abend statt.

Trump fordert Biden erneut heraus

Trump nutzt die aktuelle Schwäche seines Kontrahenten für eigene Zwecke. In
den vergangenen Tagen hielt sich der sonst eher krawallig auftretende
Republikaner auffällig zurück. Nun schrieb der 78-Jährige, dass bei einer
weiteren Debatte Bidens mangelnde Kompetenz deutlich werden werde.

Ein zweites TV-Duell ist ohnehin geplant - und zwar im September, also nach
dem Parteitag der Demokraten in Chicago im August. Dort soll Biden eigentlich
offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden. Bei den Vorwahlen hat er
die nötigen Delegiertenstimmen dafür gesammelt. Offen ist nun, ob er dem Druck
in seiner eigenen Partei weiter standhalten kann - oder doch noch das Handtuch
wirft./nau/DP/zb

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