01.07.2024 06:00:47 - dpa-AFX: SPORT: Radsport-Weltverband stoppt Datenbus von Vingegaard-Team

BOLOGNA (dpa-AFX) - Stolz hat das Visma-Team um
Tour-de-France-Titelverteidiger Jonas Vingegaard kurz vor der 111. Ausgabe der
Rundfahrt von ihrem "innovativen Kontrollbus" berichtet. In Echtzeit soll er dem
Rennstall wichtige Daten zum Renngeschehen liefern. Dem Radsportverband UCI war
die Neuerung nicht geheuer. Er will das Gefährt nicht in der Nähe der Strecke
sehen.

Darum geht es: Durch die Daten möchte die sportliche Leitung in den Autos
hinter den Profis noch besser während der Wettkämpfe mit Informationen gefüttert
werden. Häufig gibt es Signalausfälle bei den TV-Bildern. Taktische
Entscheidungen sollen so schneller getroffen werden, heißt es in einer
Visma-Mitteilung. Das Team gilt als Vorreiter bei der Nutzung von Daten.

Keine Akkreditierung für Kontrollbus

Verbot: Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Tour-Organisation
ASO bestätigte ein Sprecher, dass die Jury des Weltverbands UCI die Nutzung des
Vans auf der Tour-Strecke untersagt habe. Es gebe keine Akkreditierung. Die
genauen Gründe wurden nicht genannt. Am Freitag hatte der Weltverband nur
angekündigt, sich den Bus genauer anzusehen. Es hieß dabei, dass die sportliche
Fairness und ein gleichberechtigter Zugang zur Technologie gewährleistet sein
müssten. Möglicherweise waren die Regelhüter besorgt, dass auch unerlaubte Daten
an die Teams gelangen könnten. Es ist zum Beispiel nur den Fahrern während der
Rennen erlaubt, Körpertemperatur und Herzfrequenz einzusehen.

Reaktion des Teams: Die sportliche Leitung des Visma-Teams um den deutschen
Ex-Radprofi Grischa Niermann reagierte mit Unverständnis. "Die UCI hat ein
Statement rausgebracht, aber in diesem Wagen passiert nichts, was man nicht auch
zu Hause sehen könnte", sagte er dem Portal "Radsport-news". Der Bus sei nur
etwas durchdachter, aber er ändere nichts daran, dass Niermann "jederzeit im
Auto mit jedem Kontakt" haben könne. Auf die fehlende Akkreditierung reagierte
er gelassen: "Der Wagen muss nicht zwangsläufig beim Rennen sein, sondern kann
überall stehen."

Konkurrent reagiert humorvoll

So reagieren andere Teams: Rolf Aldag kann das Vorgehen des Weltverbands nur bedingt nachvollziehen. "Wenn jetzt die UCI glaubt, wir fahren jetzt hier alle
wie vor 30 Jahren nach Gefühl, dann ist auch klar, dass sie auf einem völlig
falschen Weg sind", sagte der Sportchef des deutschen Top-Teams Red Bull der
dpa. Er wünsche sich eine "Vorgabe, die kommen muss", um Klarheit zu schaffen.
Das US-amerikanische Team EF reagierte mit Humor. Auf "X" postete es ein Bild
und fragte Visma, ob sie deren Kontrollraum mögen. Darauf zu sehen: Ein
Mitarbeiter, der mit einem Laptop auf dem Boden sitzt und daneben Videokameras
und eine Drohne parat hat./sfx/DP/zb

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