01.07.2024 05:55:04 - dpa-AFX: ROUNDUP/Russische Luftangriffe: Ukraine fordert mehr Unterstützung

KIEW (dpa-AFX) - Freie Hand bei Gegenangriffen und mehr Flugabwehr -
angesichts der zunehmenden russischen Luftangriffe der vergangenen Tage hat der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von den Verbündeten stärkere
Unterstützung gefordert. "Je eher die Welt uns hilft, mit den russischen
Kampfflugzeugen, die diese Bomben abwerfen, fertig zu werden, je eher wir die
russische militärische Infrastruktur, die russischen Militärflugplätze angreifen
können, desto näher sind wir dem Frieden", sagte Selenskyj gestern in seiner
abendlichen Videoansprache.

Das ukrainische Militär fordert vom Westen schon seit Längerem die
Erlaubnis, russische Stellungen und Luftwaffenstützpunkte weit hinter der Front
mit schweren Waffen angreifen zu dürfen. Bisher darf die Armee die von
Verbündeten gelieferten Waffen und die Munition lediglich im frontnahen Bereich
und im Grenzgebiet zu Russland einsetzen. Für Angriffe im russischen Hinterland
sind die ukrainischen Streitkräfte bisher auf Drohnen aus eigener Produktion
angewiesen, die bei Weitem nicht so wirksam sind wie Raketen oder
Marschflugkörper.

"Insbesondere bei der Verteidigung der Region Charkiw gegen die russische
Offensive haben wir bewiesen, dass die Entschlossenheit unserer Partner wirklich
hilft", sagte Selenskyj weiter. Die westlichen Partner hatten der Ukraine unter
dem Druck einer russischen Offensive bei Charkiw den Einsatz schwerer Waffen
über die Grenze zu Russland hinweg erlaubt. "Schläge an der russischen Grenze
haben geholfen, Leben zu schützen", sagte Selenskyj. Nunmehr seien "mutige
Entscheidungen" der Partner der Ukraine nötig. "Die Welt hat genügend Macht, um
Russland zum Frieden zu zwingen."

Selenskyj bittet um mehr Flugabwehr

Der Präsident bat angesichts des russischen Bombenterrors gegen ukrainische
Städte erneut um mehr Hilfe bei der Luftverteidigung. Allein in der vergangenen
Woche habe Russland 800 Gleitbomben über seinem Land abgeworfen, sagte Selenskyj
gestern in Kiew. Dazu veröffentlichte er ein Video von zerstörerischen Schäden
und Bränden unter anderem in den Regionen Cherson, Dnipro, Odessa und
Saporischschja. Gestern wurde das Zentrum von Charkiw von einer weiteren
Bombenexplosion erschüttert.

Besonders große Probleme bereiten den Verteidigern russische Gleitbomben -
also Bomben, die von Flugzeugen in großer Entfernung vom Ziel abgeworfen und
dann ferngesteuert ins Ziel gelenkt werden. Am Samstag wurden bei einem Angriff
auf die Stadt Wilnjansk im Gebiet Saporischschja nach Behördenangaben sieben
Menschen getötet und mehr als 40 verletzt. "Die Ukraine braucht mehr
Flugabwehrsysteme. Wir brauchen starke Hilfe von unseren Partnern", sagte
Selenskyj. Die Armee sei auf Hilfe angewiesen, um die russischen Kampfbomber
abschießen zu können.

Der Westen unterstützt die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg, den Kreml-Chef Wladimir Putin im Februar 2022 befohlen hatte. Für
einen besseren Schutz der Städte vor russischen Luftangriffen verlangt die
ukrainische Führung noch mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot.

Russischer Angriff trifft Charkiw in der Ostukraine

Bei einem russischen Gleitbomben-Angriff auf die ostukrainische Großstadt
Charkiw gab es gestern mindestens ein Todesopfer. Hinzu kamen laut Bürgermeister
Ihor Terechow zehn Verletzte, darunter ein acht Monate altes Baby. Die Bombe sei
mitten im Stadtzentrum auf einem Firmengelände explodiert. Laut der
Militärverwaltung von Charkiw wurde bei dem Angriff eine Dienststelle der Post
getroffen.

Das russische Militär bestätigte den Angriff auf Charkiw, wie die
Staatsagentur Tass berichtete. Nach Darstellung der russischen Militärführung
soll das Postgebäude als Lager der ukrainischen Armee gedient haben. Die Angaben
beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Raketentrümmer prasseln auf Kiew nieder

Über der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde gestern Nachmittag eine
russische Rakete von der Flugabwehr abgeschossen. Die Trümmer fielen nach
Angaben der Agentur Unian auf ein Wohnhaus, fünf Menschen erlitten einen Schock.
Seitens der Militärverwaltung der Stadt hieß es, das russische Militär habe die
Millionenmetropole mit mehreren Marschflugkörpern beschossen. Sie seien von der
Flugabwehr zerstört worden./cha/DP/zb

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