23.06.2024 14:37:27 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Hunderte Tote bei Hadsch - Extreme Hitze fordert zahlreiche Opfer

MEKKA (dpa-AFX) - Hunderte Menschen sollen bei der muslimischen Wallfahrt
Hadsch in Saudi-Arabien in diesem Jahr ums Leben gekommen sein, ein Großteil
davon aufgrund der extremen Hitze. Einige Medien berichteten gar von mehr als
1000 Toten. Mehrere Länder hatten den Tod zahlreicher ihrer Bürger gemeldet.
Saudi-Arabien selbst hat bisher keine genauen Zahlen an die Öffentlichkeit
gegeben. Eines der Haupthindernisse bei der Aufklärung: Viele der verstorbenen
Pilger sollen nicht offiziell registriert gewesen sein. Einige arabische
Regierungen haben nun erste Schritte zur Aufklärung eingeleitet.

Nicht registrierte Pilger

Offiziell müssen die Pilger ein spezielles Visum zur Durchführung der
Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien beantragen. Viele sollen aber mit
Touristenvisa eingereist sein. Nicht registrierte Pilger haben in der Regel
keinen Zugang zu den für Pilger vorgesehenen Unterkünften und Transportdiensten.

Rund 1,8 Millionen Pilger nahmen in diesem Jahr an der Wallfahrt in Mekka in Saudi-Arabien teil, die zu den fünf Grundpflichten des Islams gehört. An den für
Muslime heiligen Stätten herrschten in der Zeit um die 50 Grad.

Ägypten und Jordanien leiten Ermittlungen ein

Nach Berichten über hunderte verstorbene Pilger aus Ägypten durch die
extremen Temperaturen bei der Hadsch hat die Regierung in Kairo erste
Konsequenzen gezogen. Zunächst wurden spezielle Teams nach Mekka entsandt, um
nach den zahlreich gemeldeten Vermissten zu suchen.

Am Samstag wurde der Entzug der Lizenzen von 16 Reiseveranstaltern
angeordnet, wie der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News berichtete. Sie sollen
illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert
haben. Es würden strafrechtliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen
eingeleitet, hieß es.

"Die Pilger, die während dieser Krise ihr Leben verloren haben, sind
größtenteils nicht registriert. Die Reiseunternehmen, die ihre Reisen
organisiert haben, haben ihnen keinerlei Dienstleistungen erbracht", sagte der
ägyptische Außenminister Samih Schukri, wie das ägyptische Staatsfernsehen
berichtete.

Auch in Jordanien wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur
Petra Ermittlungen eingeleitet, um "die Umstände rund um die Reisen jordanischer
Bürger nach Saudi-Arabien" aufzuklären.

Die tunesische Regierung ging einen Schritt weiter: Präsident Kais Saied
entließ nach Meldungen über dutzende tote tunesische Pilger seinen Minister für
religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi. Schaibi räumte nach Angaben der
staatlichen Nachrichtenagentur TAP "Nachlässigkeit bei der Aufsicht" ein. Ein
Großteil der Opfer sei mit einem Touristenvisum nach Saudi-Arabien eingereist
und nicht als Pilger registriert gewesen.

Viele gemeldete Tote

Indonesien zählte nach Angaben des Ministeriums für religiöse
Angelegenheiten bis Sonntag 234 gestorbene Pilger. Indien meldete den Tod von 98
Bürgern. Das jordanische Außenministerium teilte mit, dass mindestens 75
jordanische Pilger ums Leben gekommen seien. Auch aus dem Iran, Malaysia, dem
Senegal und Pakistan wurden Tote gemeldet./arj/DP/he

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