28.06.2024 08:00:37 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: 'Katastrophe' - Biden versagt bei TV-Duell gegen Trump

(neu: mehr Details und Hintergrund)

ATLANTA/WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Präsident Joe Biden hat mit einem
kraftlosen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald
Trump Zweifel an seiner Eignung für das Amt befeuert. Die Fernsehdebatte am
Donnerstagabend (Ortszeit) galt als Bewährungsprobe für den 81 Jahre alten
Demokraten. Während des rund 90 Minuten langen Schlagabtauschs verhaspelte sich
Biden regelmäßig, er sprach undeutlich, leise und mit rauer Stimme. Teilweise
war es schwierig, dem mächtigsten Mann der Welt zu folgen. Seine schwache
Performance überschattete Trumps mit Lügen gespickte Darbietung. US-Medien
zufolge löste das mit Spannung erwartete TV-Duell in der Demokratischen Partei
Panik aus.

Biden bewirbt sich bei der Präsidentenwahl Anfang November um eine zweite
Amtszeit. Der 78 Jahre alte Trump will für die Republikaner noch einmal ins
Weiße Haus. In Umfragen deutet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden an. Ein
Dauerthema im Wahlkampf ist das hohe Alter der Kontrahenten. Das TV-Duell
läutete die heiße Phase im US-Wahlkampf ein und wurde vom Sender CNN in Atlanta
im US-Bundesstaat Georgia ausgerichtet. Biden und Trump durften während des
Schlagabtauschs keine Spickzettel benutzen und mussten frei sprechen. Die
Debatte fand ohne Studiopublikum statt. Das Mikrofon des jeweiligen
Präsidentschaftsbewerbers, der gerade nicht sprach, war stumm geschaltet.

Trump als Gewinner der Debatte

Eine Schnell-Umfrage des US-Senders CNN sah Trump eindeutig als Gewinner des Duells. Demnach votierten 67 Prozent der Befragten für den 78-Jährigen, nur 33
Prozent sahen Biden als Gewinner. Biden sagte nach dem Auftritt, er denke, dass
er das "gut" gemacht habe. "Ich habe Halsweh", fügte er hinzu. Bidens Vize
Kamala Harris musste sich nach dem Spektakel im US-Fernsehen für Bidens Auftritt
rechtfertigen. US-Kommentatoren gaben sich entsetzt über Bidens
Debatten-Leistung. "Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang",
sagte Politikjournalistin Abby Phillip.

Bidens Alter ist im Wahlkampf immer wieder Thema. Er zog als ältester
US-Präsident aller Zeiten ins Weiße Haus ein und ist inzwischen 81 Jahre alt.
Trump ist mit 78 Jahren allerdings kaum jünger. Doch bei den Demokraten
schrillen nun offenbar die Alarmglocken. Die "Washington Post" schrieb, dass
Bidens Wahlkampfteam intern eingeräumt habe, dass der US-Präsident auf der
TV-Bühne zu kämpfen hatte und sein Auftritt seine Kandidatur beschädigt habe.
"Eine Katastrophe", sagte ein demokratischer Abgeordneter dem CNN - wollte aber
wie viele Kritiker aus der Partei anonym bleiben.

Biden verhaspelt sich

Biden hatte sich intensiv auf die Debatte vorbereitet und in der Woche vor
dem Duell keine öffentlichen Termine mehr absolviert. Seinen Auftritt nutzte
Biden dann, um Trump ungewöhnlich hart und persönlich anzugreifen. Doch all die
Attacken verfingen kaum, weil Biden regelmäßig ins Stolpern geriet. Oftmals
schien er während des Schlagabtauschs ins Leere zu starren und hatte seinen Mund
offen. Selbst bei dem Thema Abtreibung, eigentlich ein Gewinnerthema für
Demokraten, konnte Biden nicht wirklich punkten. Abtreibungen seien in manchen
Fällen nötig, betonte er. Dann versprach er sich aber offensichtlich und sagte:
"Es gibt viele junge Frauen, die von ihren angeheirateten Verwandten
vergewaltigt werden, von ihren Ehepartnern, Brüdern und Schwestern."

Bei dem TV-Spektakel wurden Biden und Trump von den Moderatoren zu einer
Palette von Themen befragt. Die beiden Politiker standen Rede und Antwort zu
Wirtschaftspolitik, Abtreibung, Migration und mussten sich auch zu
internationalen Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine oder dem
Nahost-Konflikt äußern. Trump ging Biden dabei hart an, machte ihn für den
russischen Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich und warf ihm vor, nicht
für das Präsidentenamt geeignet zu sein. "Er ist, ohne Frage, der schlechteste
Präsident (...) in der Geschichte unseres Landes", schimpfte er.

Trumps Auftritt gerät in den Hintergrund

In einem bizarren Moment diskutierten die beiden über ihre Fähigkeiten auf
dem Golfplatz und forderten sich gegenseitig zum Duell heraus. Biden verhaspelte
sich, als er sich über Trumps Gewicht lustig machen wollte. Dieser hingegen
verbreitete erneut diverse Unwahrheiten und machte etwa falsche Angaben zu
bestimmten Wirtschaftsdaten während seiner Amtszeit im Vergleich zu der von
Biden. Erneut wollte sich der Republikaner nicht darauf festlegen, ob er den
Ausgang der Wahl im November akzeptieren wird. Für Aufregung sorgte das
angesichts von Bidens Auftritt nicht. Trump hatte bei der Präsidentenwahl 2020
gegen Biden verloren, gesteht die Niederlage aber bis heute nicht ein.

Der Republikaner vermied es allerdings, wie sonst üblich, in lange Monologe
voller Selbstmitleid zu verfallen. Auffällig war, dass Trump ohne die Begleitung
seiner Ehefrau Melania nach Atlanta gereist war. Während Bidens Ehefrau Jill am
Ende der Debatte zu ihm auf die Bühne kam, blieb Trump allein./jac/DP/jha

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