05.07.2024 12:39:43 - dpa-AFX: SPORT/Der neue Star-Reiter: Vogel brilliert beim CHIO

AACHEN (dpa-AFX) - Die Bilanz von Richard Vogel ist wirklich beeindruckend.
Zwei Siege und fünf zweite Plätze stehen vor den beiden letzten Tagen des
größten Reitturniers der Welt in der Statistik des Springreiters. Das ist beim
CHIO in Aachen einzigartig
- oder auch "gewaltig", wie es Bundestrainer Otto Becker nennt.

Der 27-Jährige ist der Senkrechtstarter unter den deutschen Springreitern.
Vor einem Jahr sorgte Vogel in Aachen erstmals auch international für Furore.
Bereits ein halbes Jahr später war er in der Weltrangliste in die Top Ten
gesprungen. Seitdem ist er der erfolgreichste Deutsche.

"Nichts, was ich ihm noch beibringen könnte"

Auch die Konkurrenz ist beeindruckt. Der US-Topreiter McLain Ward, mit dem
Vogel im Winter gemeinsam in Florida trainiert hatte, sagte am Mittwochabend in
Aachen: "Es gibt nichts, was ich ihm noch beibringen könnte." Kurz zuvor hatte
Vogel beim CHIO den Preis von Europa gewonnen - knapp vor dem zweimaligen
Team-Olympiasieger Ward.

Vogel grinste ob des Lobs. Und sagte: "Ich bin noch ein Neuling auf diesem
Level." Der Bundestrainer sagte dazu: "Er ist für sein Alter schon sehr weit. Es
ist beeindruckend, denn er ist mit mehreren Pferden erfolgreich." Nach Aachen
hat er gleich fünf mitgebracht. Vogel sei "ein begnadeter Reiter", schwärmte
Becker: "Was er macht, ist einfach top. Er hat einen Plan."

Zehntausende von Kilometern für Turniere

Zu Vogels Plan gehört auch, dass er für seinen Sport zehntausende von
Kilometern reist. So trat der neue Star-Reiter im vergangenen Herbst zunächst
bei Veranstaltungen in Kanada und Spanien an, ehe er seinem Job mehrere Wochen
in Mexiko nachging. Im Januar reiste er in die USA, ritt dort einige Wochen und
trainierte mit Ward.

Die Frage sei immer, "wo sind die richtigen Turniere für meine Pferde",
erklärte Vogel. Außerdem, so gibt er unumwunden zu, "geht es immer auch um
Pferdehandel". Damit verdient der Profi schließlich den wesentlichen Teil seines
Lebensunterhalts.

Vogel war zweieinhalb Jahren Angestellter des ehemaligen Star-Reiters Ludger Beerbaum. Dann gründete er vor knapp sechs Jahren mit seinem Kumpel David Will
einen eigenen Stall auf dem Hofgut Dagobertshausen in Marburg sowie einen
weiteren mit seiner Freundin Sophie Hinners in Pfungstadt. Dort bilden sie
Pferde aus und verkaufen sie.

Geschäftsmodell: Pferdehandel und Erfolge

Zu diesem Geschäftsmodell gehören auch sportliche Erfolge. So hat der aus
Riedlingen in Baden-Württemberg stammende Profi hohe Ziele für die verbleibenden
CHIO-Tage. "Ich hoffe, das war nicht die letzte Schleife, die wir sammeln
konnten", sagte er nach dem Sieg im zweitwichtigsten Einzel-Springen des
Turniers. "Wir versuchen auf der Welle weiter zu surfen."

Und dann stehen schon in wenigen Tagen die Olympischen Spiele in Paris auf
seinem Programm. Vogel und sein Pferd United Touch sind bereits nominiert.
Gemeinsam mit seinen ehemaligen Beerbaum-Kollegen Christian Kukuk im Sattel von
Checker und Philipp Weishaupt mit Zineday soll er vor dem Schloss von Versailles
um Medaillen reiten.

Olympia-Premiere in Paris

"Bisher ist die Planung aufgegangen, aber du weißt nie, was noch passiert",
sagte Vogel mit Blick auf seine Olympia-Premiere. "Natürlich ist da auch Druck
dahinter, aber die Nominierung ist auch Bestätigung". Bis zur Reise nach Paris
hat der junge Springreiter sich vorgenommen, "nicht zu viel zu ändern". Das ist
- angesichts der bisherigen CHIO-Erfolge - für die Konkurrenz keine gute
Nachricht./mrs/DP/mis

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